Radiogottesdienst zum Reformationstag Bischof Andreas v. Maltzahn predigte zum Gedanken der Freiheit

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn

Foto: Nordkirche

31.10.2018 · Bad Doberan. „Frei und glücklich leben“ – unter diesem Gedanken stand der heutige (31. Oktober) Radiogottesdienst zum Reformationstag aus dem Münster zu Bad Doberan, den Deutschlandfunk und NDR live übertrugen. In seiner Predigt ging Dr. Andreas v. Maltzahn, Schweriner Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, dem Gedanken der Freiheit nach.

In den Mittelpunkt stellte evangelische Theologe die Erfahrung des Apostels Paulus: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen“ (Galater 5, Vers 1). Es könne ganz unterschiedlich sein, so Andreas v. Maltzahn, was heute Menschen gefangen nehme oder sie unterjoche. So habe Martin Luther Angst davor gehabt, vor Gott nicht bestehen zu können. „In unserer Zeit ist es für manche eher der gesellschaftliche Druck, auch ja etwas aus seinem Leben zu machen“, sagte er und zitierte den Volksmund, nach dem jeder seines Glückes Schmied sei.

Wesentliche Dinge des Lebens sind ein Geschenk

Auf den ersten Blick klinge dies nicht schlecht, weil man das eigene Leben gestalten könne. Aber wehe, wenn es mit dem Glücklich-Sein nicht so klappt! Dann sei der oder diejenige auch noch selbst ‚schuld‘, habe anscheinend versagt als Glücks-Schmied. „Wie befreiend dagegen, darauf vertrauen zu können, dass wir unser Glück nicht erst ‚machen‘ müssen! Ich bin überzeugt: Die wesentlichen Dinge des Lebens sind Geschenk – die Luft, vorbehaltlose Liebe, Gottes Zuneigung…“, so der Theologe.

Vor diesem Hintergrund skizzierte Andreas v. Maltzahn eine persönliche Begegnung mit einer Frau aus dem Iran, die „in Christus den Gott der befreienden Liebe“ gefunden habe. Ihn habe diese Begegnung berührt, weil er darin auch etwas über sich selbst erfahren habe: „Welch ein Glück, in der Beziehung zu Gott gelöst und frei zu sein! Bejaht und geliebt zu werden – ohne Vorbedingungen! Wie wenig selbstverständlich und wie großartig! Die Mühen und Sorgen meines Alltags, die mich manchmal so bedrücken, sollen diese Wahrheit nicht verschatten! Wo Güte und Liebe sind, da ist Gott.“

Freiheit muss bewährt werden

Darüber hinaus müsse nach den Worten von Bischof v. Maltzahn Freiheit bewahrt und bewährt werden. Insbesondere in Zeiten tiefgreifender Veränderungen scheine die Freiheit selbst für viele eher zur Last zu werden. Von Maltzahn: „Wem der Wandel zu schnell geht, der wünscht sich Verlässliches und Sicherheit. Das verstehe ich. Doch genau hier lauert die Gefahr! Nämlich: trügerischen Sicherheiten nachzulaufen, wie sie einfache Antworten oder Ausgrenzungen versprechen, und dabei den Grund unseres Lebens zu vergessen – Gottes Güte, die uns miteinander leben lässt.“

Schon Paulus habe damals gefragt, wer zum eigenen Volk gehöre, zum Volk Gottes. Für den Apostel sei klar gewesen, dass es darauf keine ‚völkische‘ Antwort geben könne. Denn für Christus komme es darauf an, „wie einer lebt, wie eine glaubt, worauf sie das Vertrauen ihres Lebens setzt“, so der Bischof. Zugleich ging er der Frage nach, wer in unserem Land heute dazu gehöre: „Es liegt nahe, Grenzen zu ziehen, um sich seiner selbst gewiss zu sein. Und doch: Dass ich Deutscher bin und meine Heimat Mecklenburg liebe, sagt noch längst nicht alles über mich. Zum Geschenk des Glaubens gehört, dass ich Teil eines größeren Ganzen bin.“

Bei einem Besuch in Petersburg, berichtete der Bischof, sei er mit einem jungen Russen ins Gespräch gekommen und habe dabei versehentlich auf Tschechisch geantwortet. „Darauf fragte er mich: ,Bist Du Pole?‘ ;Nein, ich bin Deutscher.‘ ,Ach‘, sagte er und breitete die Arme aus, um mich zu umarmen: ,Wir sind doch alle Brüder.‘ Das ging mir durch und durch: Ausgerechnet in der russischen Stadt, die wie kaum eine andere im 2. Weltkrieg unter deutschen Angriffen gelitten hatte, sieht ein Russe mich als Bruder…“, bekannte Andreas v. Maltzahn persönlich.

Auf Gott zu vertrauen, befreit in seinem Sinn zu leben

An die Gottesdienstgemeinde im Doberaner Münster und die Zuhörer am Radio gerichtet sagte der Prediger: „Ja, in Wahrheit gehören wir zusammen. Gott hat uns als Schwestern und Brüder geschaffen – welcher Nation wir auch angehören. Als Kinder desselben Schöpfers können wir uns verlassen auf seine Zuneigung. Zu Gott zu gehören, ist der verlässliche Grund unserer Freiheit. Auf ihn zu vertrauen, befreit uns, in seinem Sinne zu leben.“

Zu einem glücklichen Leben gehöre tätige Liebe, so der Bischof am Ende seiner Predigt.  Konkret bedeute dies, Not und Leid anderer zu sehen und mitzutragen. Und sich ebenso für einen Dialog einzusetzen und das persönliche Gespräch mit Andersdenkenden zu suchen. „Wenn wir zu verstehen beginnen, was Andere bewegt, beginnt der Beton der Ideologien zu bröckeln.
Eine Gesellschaft, die Platz hat für alle, ist möglich“, unterstrich Andreas v. Maltzahn, der ebenfalls dafür plädierte, sich Hysterie und Empörung zu verweigern. „Unser Land hat auch die guten Nachrichten, Hoffnungsgeschichten“, so der Bischof. „Und die größte unter ihnen erzählt davon, dass Gott uns gut ist. Gewiss, manchmal macht der Glaube Pause. Doch er kann neu lebendig werden, persönlich, stark und schön.“ Der evangelische Theologe rief dazu auf: „Gebt die Hoffnung nicht auf! Wo der Glaube in euch lebendig ist, teilt ihn! Wir sind so frei. Seid so frei!“

Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme)


Predigt von Bischof von Maltzahn zu Gal 5,1-6 im Radiogottesdienst zum Reformationstag