Petrikirche in Altentreptow grundsaniert Mammutprojekt nach 37 Jahren abgeschlossen

Mit der erfolgreichen Instandsetzung des Kirchturms ist die Grundsanierung der St. Petri Kirche in Altentreptow nach rund 37 Jahren abgeschlossen.

Foto: PEK/S. Kühl

28.01.2019 · Altentreptow. Die Grundsanierung der St. Petri Kirche in Altentreptow begann im Jahr 1981. Mit der kürzlich abgeschlossenen Turmsanierung ist dieses gewaltige Vorhaben ausgeführt und eine Generationenaufgabe vollendet. Während eines großen Fests feiert die Kirchengemeinde dieses Ereignis im kommenden Sommer.

„Gottes Wirken haben wir in den zurückliegenden Jahren mehr als einmal gespürt“, sagt Reinhard Röske. Als Vorsitzender des Bauausschusses des Kirchengemeinderats der Kirchengemeinde Altentreptow hat er die Sanierung der St. Petri Kirche intensiv begleitet. In den zurückliegenden fünf Jahren beschäftigte ihn und die Gemeinde neben dem Dachstuhl vor allem die Turmsanierung. „Hin und wieder fragen wir uns im Alltag, wo Gott ist. Rückblickend kann ich sagen, dass die Führung Gottes die jahrelange Sanierung der Petrikirche mitgetragen hat.“ Dies sei für ihn vor allem bei den Bemühungen um die Finanzierung deutlich geworden, denn immer wieder hätten sich schließlich doch Auswege für unüberwindlich scheinende Sackgassen geöffnet. „Es war bis zum Schluss spannend und wirkt jetzt nach dem erfolgreichen Abschluss wie ein Wunder“, sagt er in der Rückschau. Auch das Wetter war für Reinhard Röske ein Zeichen für das Wohlwollen Gottes. „Aufgrund des trockenen Sommers im vergangenen Jahr gab es bei der Turmsanierung keine wetterbedingten Verzögerungen“, ist Reinhard Röske dankbar. Sogar die Pausen während der Brutzeiten der Turmfalken und Dohlen konnten beachtet werden, ohne den Zeitplan zu gefährden.
 
Zeugin des Wandels und jahrhundertealter Geschichte

Mit der begleitenden Kampagne zur Turmsanierung unter dem Motto „Die Nase im Gesicht der Stadt“ war es der Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren gelungen, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Gleichzeitig versinnbildlicht dieser eingängige Kernspruch die vielfältige Bedeutung des Gotteshauses für die Altentreptower und die Region. Ebenso wie die vielen anderen Kirchen in Vorpommern ist die Petrikirche ein Ort der Glaubensausübung, aber auch ein Symbol von Heimatverbundenheit. Sie ist ein Kulturdenkmal und legt Zeugnis ab von einer jahrhundertealten Geschichte, sie ist ebenso Zeugin des Wandels von Kunst und Kultur, wie sie für Beständigkeit und Verlässlichkeit steht. Dass dies den Altentreptowern bewusst ist, zeigte neben der Unterstützung durch die Stadtvertretung nicht zuletzt die enorme Spendenbereitschaft, die weit über die Mitglieder der Kirchengemeinde hinausging. „Wer sich alles bei den Spenden eingebracht hat, war unglaublich“, berichtet Reinhard Röske. „Insgesamt kamen 65.000 Euro an Kleinspenden zusammen. Das ist eine enorme Summe für eine kleine Gemeinde im ländlichen Raum.“ Dr. Michael Giebel, Pastor der Kirchengemeinde Altentreptow, ergänzt: „Dazu zählt auch die Spende eines französischen Touristen, die zu einem Zeitpunkt kam, als wir in einer finanziell besonders kritischen Phase waren und die uns wie ein Hoffnungszeichen erschien.“
 
Tragende Balken waren völlig weggefault
 
Insgesamt hat die Sanierung des Kirchturms 580.000 Euro gekostet. Etwa die Hälfte davon wurde über Städtebaufördermittel finanziert. 80.000 Euro kamen aus dem Strategiefonds des Landes, 100.000 Euro vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, 65.000 Euro aus den erwähnten Spenden sowie rund 45.000 Euro aus Rücklagen der Kirchengemeinde. Dank dieser Mittel ist der Altentreptower Kirchturm nun inklusive Schalung, Schieferdeckung, Balkenkonstruktion, Turmluken und Mauerwerksausbesserungen runderneuert. Ausschlaggebend für den Beginn der Turminstandsetzung war der Absturz eines Ziegelsteins aus 25 Meter Höhe während eines Sturms im Frühjahr 2015. Ab diesem Zeitpunkt war der Kirchengemeinde klar, dass etwas getan werden musste. Nach der Notsicherung begann noch im selben Jahr die Spendenaktion für den Turm. „Die größten Schäden gab es an den Fußpunkten der oberen Laterne“, sagt Reinhard Röske. Das ganze Ausmaß sei erst von innen zu sehen gewesen. „Als wir vor dem Beginn der Sanierung das Dach aufgemacht haben, stellten wir fest, dass bis zu 50 Zentimeter Holz komplett weg waren. Einige tragende Balken des Turmhelms waren vollständig weggefault.“ Der Grund war Regenwasser, das durch undichte Stellen im Dach eindringen konnten.

Lob an die Handwerker: Fachgerechte Instandsetzung in hoher Qualität

Die einst undichten Stellen im Dach sind nun mit einer Kupferverkleidung versehen, so dass künftig der Regen zuverlässig draußen bleibt. „Das wird dauerhaft halten“, freut sich Reinhard Röske. Somit ist der Turmaufsatz aus dem Jahr 1852 für Generationen gesichert. Zu den Besonderheiten der Altentreptower Petrikirche zählt der rund 700 Jahre alte Dachstuhl, der weitgehend erhalten ist und im Prinzip noch so dasteht, wie die kunstfertigen und versierten mittelalterlichen Handwerker ihn einst fertigstellten. Diesem hohen Qualitätsanspruch fühlten sich auch die Fachleute verpflichtet, die im vergangenen Jahr am Kirchturm gearbeitet haben. Davon ist Reinhard Röske überzeugt, der ausschließlich lobende Worte für die beteiligten Handwerker findet. Bekräftigt wird das von Pastor Michael Giebel: „Das war einfach sensationell“, ist er noch immer von der Handwerksleistung begeistert. Bestätigt wird diese Einschätzung von Jens Amelung vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, der von „hervorragenden Leistungen im Rahmen der Instandsetzung des Kirchturms“ spricht. „Ein derart gutes Zusammenspiel der Firmen, verbunden mit einem fachlich überzeugenden Ergebnis im Sinne der Substanzerhaltung sowie der fachgerechten Instandsetzung beziehungsweise Erneuerung ist nicht immer selbstverständlich. Bei der Petrikirche in Altentreptow ist dies in hoher Qualität gelungen und damit vorbildliche Denkmalpflege! Auch das Erscheinungsbild des Kirchturms im ästhetischen Zusammenspiel der Materialien und Farben überzeugt sehr“, so Jens Amelung.
 
Tradition des Turmblasens wird fortgesetzt
 
Das Ergebnis der erfolgreichen Sanierung ist weithin sichtbar, denn die Altentreptower Kirche erhebt sich inmitten des weitläufigen und malerischen Tollensetals. Entsprechend atemberaubend ist der Ausblick vom Kirchturm in rund 60 Meter Höhe. Zu besonderen Anlässen können Interessierte den Aufstieg wagen. „Eine regelmäßige Turmbesteigung wollen wir aus Sicherheitsgründen nicht anbieten. Die Treppen sind nach der Instandsetzung zwar stabil, aber eben auch sehr schmal und steil“, gibt Michael Giebel zu Bedenken. „Allerdings werden wir am ‚Tag des offenen Denkmals‘ und bei besonderen Anlässen, wie dem Turmfest im Sommer, geführte Turmbesteigungen anbieten.“ Durch die denkmalgerecht und exakt nach dem historischen Vorbild gefertigten neuen Turmluken kann der Betrachter das blaue Band der Tollense zwischen grünen Wiesen funkeln sehen. Doch nicht nur im Sommer werden die Luken nun wieder ihrer Funktion nachkommen, auch zum Jahreswechsel stehen sie weit offen, um die Klänge der Turmbläser übers Land erschallen zu lassen. „Es war eine jahrelange Tradition, dass zu Silvester vom Turm aus die Blechbläser das neue Jahr begrüßen“, erzählt Reinhard Röske. Zum vergangenen Jahreswechsel fand das Turmblasen endlich wieder statt. Die Kirchengemeinde sei glücklich, dass diese Tradition nach der erfolgreichen Sanierung endlich wieder uneingeschränkt fortgeführt werden kann.

Kirchengemeinde lädt am 15. Juni zum Fest ein

Den Abschluss der Turmsanierung und damit gleichzeitig den Abschluss der Grundsanierung der Altentreptower St. Petri Kirche feiert die Kirchengemeinde am 15. Juni mit einem großen Fest, zu dem alle Gemeindeglieder, Altentreptower sowie alle Unterstützenden und Interessierten herzlich eingeladen sind. Wer möchte, kann sich an diesem Tag selbst ein Bild von der gelungenen Sanierung machen und an einer geführten Turmbesteigung teilnehmen. Zum vielfältigen Festprogramm mit vielen Angeboten zählen außerdem die Ausstellung „HIStory - Das Christentum verändert die Welt“ und ein Bläserkonzert. Zudem berichten Zeitzeugen und Bauleute aus den Jahrzehnten des Sanierens.

Quelle: PEK (sk)


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