Kirchen beteiligen sich an Demo gegen AfD-Treffen Insel Rügen: Bekenntnis zu Freiheit und Nächstenliebe

21.11.2019 · Binz/Insel Rügen. Vertretende Evangelischer Kirchengemeinden beteiligen sich am kommenden Sonnabend (23. November) an einer Kundgebung des Bündnisses „Rügen für alle“. Pastorinnen und Pastoren des Rügener Pfarrkonvents verfassten anlässlich der Veranstaltung eine gemeinsame Erklärung.

Die evangelischen Kirchengemeinden der Insel Rügen beteiligen sich am Sonnabend (23. November) an der Kundgebung des Bündnisses "Rügen für alle". Zudem wollen zahlreiche Bläser die Demo musikalisch begleiten. Das neue Bündnis "Rügen für Alle - Gemeinsam gegen Rechts" plant an diesem Tag eine Demo und eine Kundgebung vor dem Binzer Arkona-Hotel.

Dort wird sich der innerhalb der AfD weit rechts stehende "Flügel" treffen. Als Redner wird der Fraktionsvorsitzende der AfD im Thüringer Landtag, Björn Höcke, erwartet. Das Bündnis aus Parteien, politischen Vereinigungen, Jugendorganisationen, Kulturgruppen und Schulen plant zwischen 9.30 und 11 Uhr einen Demonstrationszug durch Alt-Binz, der vor dem "Arkona"-Hotel in eine Kundgebung münden soll.

„Wir als Kirche stehen an der Seite derjenigen, die sich für den Erhalt unserer freiheitlichen und solidarischen Gesellschaft engagieren“, so Pröpstin Helga Ruch (Stralsund). „Wenn Menschenfeinde unsere Freiheit bedrohen und versuchen, mit ihrer extremistischen Ideologie die Deutungshoheit über das Zeitgeschehen zu erlangen, werden wir Christen nicht still sein, sondern gemeinsam mit vielen anderen gesellschaftlichen Akteuren, Einzelpersonen und Organisationen in Vielfalt und Gewaltlosigkeit für unsere Überzeugen eintreten.“
 
Gemeinsame Erklärung des Rügener Pfarrkonvents
 
Pastorinnen und Pastoren des Rügener Pfarrkonvents verfassten eine gemeinsame Erklärung, die während der Kundgebung verlesen werden soll. Es folgt die Erklärung des Rügener Pfarrkonvents:
 
„Liebe Freunde,
vor 2.000 Jahren wurde Jesus einmal gefragt, welches das größte und wichtigste Gebot ist. Interessanterweise antwortete er nicht mit einem der zehn Gebote, wie sie einigen unter uns sicherlich vertraut sind. Jesus sagte vielmehr: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist das größte Gebot. Und wer sich daran hält, der wird leben.
 
Wir sind Christen, weil wir uns diesem Gebot verpflichtet wissen. Dieses Liebesgebot ist für uns als Christen nicht verhandelbar, weder hier auf Rügen und in unserem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, noch irgendwo auf der Welt. Und gerade deshalb sind wir heute hier. Denn lieben im Sinne Jesu heißt nicht, immer nur einen freundlichen ‚Kuschelkurs‘ zu fahren und Konflikte möglichst zu vermeiden oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Lieben im Sinne Jesu bedeutet vielmehr, sich einzusetzen und sich zu engagieren.
 
Zum einen für andere Menschen: Vor Gott sind alle Menschen gleich, denn jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt, egal ob einheimisch oder zugewandert, Mann oder Frau, alt oder jung. Unsere Aufgabe ist es deshalb, jedem Menschen mit Achtung und Respekt zu begegnen. Dafür stehen wir als Christen ein. Und wir widerstehen allen, die andere Menschen ausgrenzen, diskriminieren oder für minderwertig halten.
 
Liebe im Sinne Jesu bedeutet, sich einzusetzen und sich zu engagieren. Das gilt aber nicht nur für andere Menschen, sondern auch für unsere Erde. Wir als Christen verstehen die Erde als Schöpfung Gottes. Deshalb ist Gott nicht nur mit uns Menschen verbunden, sondern mit der ganzen Welt. Wir aber tragen für diese Welt ein erhebliches Maß an Mitverantwortung. Und Liebe im Sinne Jesu bedeutet, diese Verantwortung anzunehmen und ernst zu nehmen. Auch die Liebe zur Schöpfung ist deshalb unsere Aufgabe. Dafür stehen wir ein. Und wir widerstehen allen, die diese Welt gering achten, sie ausbeuten und zerstören oder behaupten, wir Menschen seien dafür nicht verantwortlich.
 
Liebe im Sinne Jesu bedeutet, sich einzusetzen und sich zu engagieren. Das gilt drittens auch angesichts der Ängste, die viele Menschen haben. Ja, es ist gut und richtig, Ängste auszusprechen. Aber wenn wir dabei stehen bleiben, dann ist das zu wenig, weil uns dann die Ängste am Ende nur treiben und beherrschen. Wir müssen vielmehr den Mut haben, unsere Ängste zu überwinden. Damit wir die Welt klar und besonnen sehen und dann beherzt das Nötige tun können. Deshalb ist es auch Liebe im Sinne Jesu, wenn wir Angst überwinden und anderen dabei helfen, sich von ihren Ängsten zu befreien. Auch das ist unsere Aufgabe und auch dafür stehen wir ein. Und wir widerstehen allen, die Ängste schüren, die Ängste benutzen und damit nicht Freiheit schaffen, sondern Menschen gefangen nehmen und vor sich her treiben.
 
Jesus hat vor 2.000 Jahren gesagt: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Wir sind hier, weil dieses Gebot für uns Christen auch heute gilt. Und weil wir unseren Teil tun wollen, für andere Menschen und gegen ihre Ausgrenzung, für die Natur und gegen ihre Zerstörung, für die Freiheit und gegen die Angst und ihre Macher. Und es ist ein wunderbares Gefühl, damit nicht allein zu sein, sondern hier in einer großen Runde! Danke dafür!“

Quelle: PEK/epd