Andacht und Filmvorführung Gedenken an erste Juden-Deportation vor 80 Jahren

10.02.2020 · Greifswald. Der Arbeitskreis Kirche und Judentum des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises lädt am 12. und 13. Februar zum Gedenken an den Beginn der Deportation pommerscher Juden vor 80 Jahren ein.

Vor 80 Jahren, am 12. und 13. Februar 1940, begann in Pommern die Deportation von Juden in das damals sogenannte Generalgouvernement. Nach Jahren der Ausgrenzung und Diskriminierung jüdischer Bürgerinnen und Bürger zählen diese Ereignisse zu den frühesten Vertreibungen aus dem Gebiet des Deutschen Reichs, die schließlich zu systematischen Deportationen und zur Umsetzung der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten führten. Der Arbeitskreis Kirche und Judentum des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises lädt zusammen mit der Stadt Greifswald und dem Literaturzentrum Koeppenhaus Greifswald zum Gedenken an den Beginn der Deportation pommerscher Juden im Februar 1940 ein. Am kommenden Donnerstag, 13. Februar, findet um 17 Uhr eine Andacht in der Marienkirche statt, die von der Offenen Jugendarbeit der Greifswalder Altstadtgemeinden und Pastor Dr. Bernd Magedanz gestaltet wird. Im Anschluss beginnt um 17.40 Uhr, ausgehend vom Ort des früheren jüdischen Betsaals in der Mühlenstraße 10, ein Gedenkweg in drei Gruppen zu den Stolpersteinen, die zur Erinnerung an jüdische Greifswalderinnen und Greifswalder in der Stadt verlegt wurden.
 
Film „Frau Stern“ wird im Literaturzentrum gezeigt
 
Bereits einen Tag vorher, am kommenden Mittwoch, 12. Februar, ist im Literaturzentrum Koeppenhaus, Bahnhofstraße 4/5, um 20 Uhr der Film „Frau Stern“ von Anatol Schuster zu sehen. Die Tragikomödie aus dem Jahr 2019 erzählt von Frau Stern, einer 90-jährigen Holocaust-Überlebenden aus Berlin-Neukölln, die selbstbestimmt sterben möchte. Als alle Versuche scheitern, bittet sie ihre Enkelin um Hilfe und erlebt Unerwartetes. Der Film ist vielfach für seine bewegende und anrührende Geschichte, aber auch für die außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen gewürdigt worden. Auf dem „Achtung Berlin Filmfest“ erhielt „Frau Stern“ die Auszeichnung als „Bester Spielfilm“.
 
Planmäßiger Mord begann in Pommern 1940
 
Am 20. Januar 1942 fand die als Wannseekonferenz in die Geschichte eingegangene Zusammenkunft statt, auf der sich Verantwortliche des NS-Staates trafen, um den begonnenen Holocaust an den Juden zu organisieren. Damit erreichte die planmäßige Ermordung des europäischen Judentums im Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten ihre letzte Phase. Bereits zuvor waren Deportationen jüdischer Personen und Familien aus dem Deutschen Reich nach Osten durchgeführt worden, unter den Augen ihrer nichtjüdischen Nachbarn. Zu den Anfängen zählt eine Aktion am 12. und 13. Februar 1940 in Pommern. 1.200 Juden wurden aus allen Gegenden der Provinz in Stettin gesammelt und von dort in das „Generalgouvernement“ verbracht, zunächst in jüdische Ortschaften und Siedlungen im Gebiet Lublin. Bald darauf begann die industrielle Vernichtung.

Quelle: PEK (sk)