Studie Hohe soziale Entmischung in MV
29.01.2020 · Schwerin.In Mecklenburg-Vorpommern muss einer Studie zufolge mehr dafür getan werden, dass Wohngebiete stärker sozial gemischt sind. Während Ältere in MV gut über die sechs größeren Städte verteilt seien, seien die Plattenbau-Stadtteile dieser Städte sozial ungünstiger zusammengesetzt und hätten eine höhere Armutsquote, sagte der Leiter der Studie, der Sozialforscher Marcel Helbig von der Universität Erfurt in Schwerin. In den Küstenregionen gebe es, bis auf Boltenhagen, eine für eher ländliche Gebiete vergleichsweise hohe soziale Entmischung. Ausländer seien zwischen 2014 und 2017 in Schwerin und Rostock vor allem in ärmere Stadtviertel gezogen.
Für die Studie wurde insbesondere analysiert, in welchen Stadtteilen von Rostock, Schwerin, Greifswald, Stralsund, Neubrandenburg und Wismar sowie fünf Touristengebieten besonders viele Hartz-IV-Bezieher, Ausländer und Ältere leben.
Während die sozialen Unterschiede in Wismar vergleichsweise gering seien, lebten in Neubrandenburg und Stralsund Ärmere geballt in Plattenbaugebieten, sagte Helbig. In Greifswald und Schwerin gebe es neben hohen Hartz-IV-Quoten in Plattenbaugebieten zunehmend andere Stadtteile mit weniger armen Menschen. Im Stadtzentrum von Rostock und in Warnemünde wohnten kaum noch Hartz-IV-Empfänger. Dies könne ein Indiz für überdurchschnittlich hohe Mieten in diesen Stadtteilen sein.
Wenn ärmere Familien vor allem in bestimmten Stadtgebieten lebten, litten darunter der Bildungserfolg der Kinder, die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen oder auch die Wahlbeteiligung, sagte Helbig. Handlungsmöglichkeiten sehe er unter anderem in einer gezielten Wohnungsbaupolitik wie etwa der Schaffung von sozialem Wohnraum in Innenstädten. Auch die flächendeckende Einführung von öffentlichen Gesamtschulen könne hilfreich sein.
Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) sagte, dass das Land und die Kommunen in drei Projektregionen in Greifswald, Rostock und Schwerin sowie in einer Tourismusregion Möglichkeiten für eine größere soziale Durchmischung erproben wollten. Dazu könne auch gehören, Freiflächen in Plattenbaugebieten für neue Reihenhaussiedlungen zu nutzen.
Quelle: epd