Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung der Pilgerkapelle in St. Jakobi "Ein Ort, an dem die Füße ausruhen und die Seele sich weiten kann“

Prälat Dybowski vom Erzbistum Berlin bei der Einweihung der neuen Pilgerkapelle/im Hintergrund Bischof Jeremias neben dem Bild von Sylvia Vandermeer.

Foto: A. Klinkhardt

26.07.2021 · Stralsund/Greifswald. „Ein Ort, den müden Füßen Ruhe zu gönnen und der Seele, sich zu weiten für Gottes Wort und Sakrament“: Dies soll nach den Worten von Bischof Tilman Jeremias die Pilgerkapelle in der Stralsunder Kulturkirche St. Jakobi sein. Am Sonntagabend (25. Juli) wurde sie mit einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Pilgern ist in – und das nicht erst seit Hape Kerkelings Bestseller ‚Ich bin dann mal weg‘.

„Es ist kein Zufall, dass das Pilgern gegenwärtig so viele Menschen anzieht, fromme und zweifelnde, junge und alte, erprobte und Neueinsteiger. Denn so viele sehnen sich nach Entschleunigung, nach Bewusstwerdung, nach Flucht aus all den Ablenkungen und Zerstreuungen des Alltags“, sagte der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche. „In der Einfachheit des Weges wird mir bewusst, wie reich mein Leben ist jenseits materieller Güter. Im Gehen verlangsame ich mich und kann so frei werden von dem Ballast, der mir die Konzentration auf das Wesentliche sonst verstellt. Einsam in der Stille und getragen von mitgehenden Geschwistern erleben viele Menschen unterwegs die Chance, sich neu auszurichten, bewusster zu leben, sich der liebenden Gegenwart Gottes neu zu öffnen.“

 

Den Gottesdienst gestalteten Prälat Stefan Dybowski (Erzbistum Berlin), Pfarrer Johannes Schaan von der katholischen Gemeinde St. Bernhard, Pastorin Ellen Nemitz aus Altefähr, Marion von Brechan, Referentin für Tourismuspastoral im Erzbistum Berlin, und der Tourismusexperte der Nordkirche, Ulrich Schmidt.

 

Gute Anlaufstelle für Pilgerinnen und Pilger

 

Bischof Jeremias betonte die gute Eignung der Stralsunder Jakobikirche als Anlaufstelle für Pilgerinnen und Pilger: „Wir weihen eine Pilgerkapelle ein. Und tun damit etwas, was der Gründungsidee dieser mittelalterlichen Kirche unmittelbar entspricht. Denn diese Kirche ist dem Heiligen Jakobus geweiht, dem Schutzpatron der Pilgerinnen und Pilger, meist dargestellt mit dem Wanderstab. Und darum ist es gut, dass wir gerade heute diese Kapelle einweihen, am 25. Juli, dem Tag des Apostels Jakobus des Älteren.“

 

Hell und luftig wirkt sie, die Pilgerkapelle in St. Jakobi. An der Wand ein großformatiges Bild der Künstlerin Sylvia Vandermeer (Wien und Binz auf Rügen): Zu sehen ist Birgitta von Schweden, eine Mystikerin des 14. Jahrhunderts, die sich politisch engagierte und leidenschaftlich gerne pilgerte. Der Legende nach kam sie auf ihrem Weg von Skandinavien auch durch Stralsund. Pilgerinnen und Pilger können in dieser Kapelle beten, Pilgerandachten feiern und einen Reisesegen empfangen. Sie erhalten dort auch ihren Pilgerstempel und Materialien zum Pilgern in der Region.

 

Angebot soll ausgebaut werden

 

Pastorin Ellen Nemitz sagt: „In den nächsten Jahren möchten wir das Angebot ausbauen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sollen ganz praktische Fragen zum Pilgern beantworten, etwa welches Gemeindezentrum oder Pfarrhaus Übernachtungsmöglichkeiten bietet, wo man einen Arzt findet oder welche Pilgerroute unsere Besucherinnen und Besucher nehmen können.“ Marion von Brechan hat gemeinsam mit Ellen Nemitz die Ökumenische Pilgerinitiative Vorpommern auf die Beine gestellt. Sie sagt: „Die Pilgerkapelle ist der erste Baustein für unser ökumenisches Projekt eines Pilgerzentrums.

 

Der Kreis der Menschen, die pilgern, ist längst nicht mehr klein und begrenzt, sondern das sind Familien, Berufstätige und Rentnerinnen, Paare oder auch Gruppen. Sie kommen entweder zu einzelnen religiösen Angeboten oder sie bleiben einige Zeit in einer kirchlich-religiösen Gemeinschaft, fernab vom hektischen Alltag und den Sorgen, die Menschen unserer modernen Zeit bewegt.“

 

Als Expertin für Tourismus schätzt sie die Möglichkeiten, die die Weltkulturerbestadt Stralsund bietet: „Wir leben in einer Urlauberregion direkt am Pilgerweg der heiligen Birgitta. Der Birgittenweg verbindet das Netz der Jakobswege mit dem nordeuropäischen Netz der Olavswege. Jährlich besuchen eine Million Menschen Stralsund und sicher wäre vielen ein geistliches Zentrum mit niederschwelligen Angeboten bei ihrem Aufenthalt willkommen.“

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)