Die Geheimschrift von Ruchow Bisher unentzifferbare Schriften in der Kirche freigelegt

Von Marion Wulf-Nixdorf

In der Kirche in Ruchow soll das Mittelalter sichtbar gemacht werden

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

04.07.2021 · Ruchow. Weil die Gerüste später kamen als verabredet, muss das erste für 2021 geplante Sommerkonzert in der Kirche zu Ruchow den Ort wechseln. Doch auf der Baustelle geht es voran – und das Dankkonzert im August wird dann hoffentlich unter den restaurierten Malereien stattfinden und einen Blick ins Mittelalter gestatten.

„Dieses Bild wird man die nächsten 500 Jahre hoffentlich nicht mehr sehen“, sagt Stefanie v. Laer, die sich familiär eng mit der Kirche verbunden fühlt. Sie meint das Gerüst in der über 700 Jahre alten Kirche Ruchow nahe Sternberg. Denn die Restaurierungsarbeiten, die jetzt ausgeführt werden, sollen die nächsten Jahrhunderte überdauern. „Mindestens 500 Jahre“, meint sie lachend und Restaurator Josef Heber aus dem Büro von Matthias Zahn nickt zustimmend.
Das erste Konzert in diesem Jahr allerdings, das für den 24. Juli in Ruchow geplant war, muss umverlegt werden. Leider kann es nicht im nahen Sternberg stattfinden. So ist Stefanie v. Laer froh über die offenen Arme, die sie in Bützow bei den Mitarbeitenden der Stiftskirche fand. Das Konzert unter dem Titel „EurOpas Musikkunst“ mit Trompete und Orgel findet um 17 Uhr in Bützow statt. „Der Trompeter spielt so gut wie Güttler“, behauptet sie und steckt mit ihrer Vorfreude an.

 

Dankgottesdienst in Ruchow am 21. August

 

Aber der Dankgottesdienst anlässlich der Freilegung der mittelalterlichen Wandmalereien mit anschließendem Festkonzert soll dann am Sonnabend, 21. August, um 15 Uhr ganz bestimmt in Ruchow gefeiert werden. Dann wird Restaurator Matthias Zahn auch einen Vortrag zu den mittelalterlichen Malereien halten. Was aber die zum Teil sehr filigranen Schriftbänder heißen, die vor fast 20 Jahren und auch jetzt von Josef Heber und seiner Kollegin Ulrike Triebel gefunden worden sind – das wird vielleicht bis dahin noch nicht klar sein. Sie sind aus der Entstehungszeit der Kirche, denn sie sind nicht nur aufgemalt, sondern vorgeritzt, erst dann kamen die Kalkanstriche an die Wände, erklärt Josef Heber. Daher müssen sie also aus der Bauzeit stammen. Ein Balken ist von 1267, hat ein Dendrologe festgestellt. Ob es vielleicht Informationen sind, die die Handwerker aufgeschrieben haben, fragt sich Stefanie v. Laer. Irgendwann wird es jemand entschlüsseln.

 

„Wir legen das Mittelalter am Mitteljoch und Triumphbogen frei“, sagt Restaurator Heber und zeigt Weihekreuze, Ornamente und figürliche Darstellungen. Einiges wurde bereits 2004 freigelegt, als Risse im Gewölbe saniert wurden sowie 2009. Anfang der 1990er-Jahre habe es schon Untersuchungen gegeben, bei denen klar wurde, dass da eine Menge unter Farbschichten versteckt ist. Bald werden auch Besucher die Schätze ansehen können, die Jahrhunderte lang verborgen waren. 90 000 Euro standen für die jetzigen Arbeiten zur Verfügung. Unter anderem stellten die Oetker-Stiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Bund finanzielle Mittel zur Verfügung, vom Kirchenkreis kamen 10 000 Euro, sagt Stefanie v. Laer.

 

Wenn die Gerüste abgebaut sind, hat sie weitere Vorhaben: Sie möchte eine Tafel an der Kanzel restaurieren lassen. Der Altar wurde schon vor zwei Jahren instand gesetzt. In der Kirche, die in erster Linie wegen ihres Richborn-Positivs aus dem Jahr 1684 bekannt ist, finden Himmelfahrt und Heiligabend Gottesdienste statt. „Wo nichts stattfindet, kommen auch keine Menschen“, sagt sie und freut sich auf die weiteren Konzerte: am 7. August mit Andreas Knoop und dem Remus Consort; am 28. August innerhalb der Wandelkonzerte; am 25. September mit Klaus Holzweißig und den „SoliDeisten“ und am Ersten Advent, 28. November, wird barocke Advents- und Weihnachtsmusik zu hören sein.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 27/2021