Mecklenburgische Synodale tagten erstmalig komplett digital Auswirkungen der Pandemie und Zukunft im Blick

Das Präsidium leitete die erste mecklenburgische Synodentagung an Bildschirmen von Güstrow aus.

ELKM/C. Meyer

27.03.2021 · Güstrow. Ein Klimaschutzplan 2030 des Kirchenkreises, verschiedene Berichte sowie Thesen zum Zukunftsprozess der Nordkirche waren Schwerpunkte der Frühjahrssynode: Dazu trafen sich die 55 Synodalen und die Jugendvertreter des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg vergangenen Freitag (26. März) und Sonnabend (27. März) am Videobildschirm. Beschlüsse konnten auf dieser ersten digitalen Synode noch nicht gefasst werden, da dafür erst noch rechtliche Vorgaben erfüllt sein müssen. Die Abstimmungen sollen zeitnah nachgeholt werden, so das Synodenpräsidium.

Der Kirchenkreis Mecklenburg gilt bereits als Vorreiter beim Zukunftsthema Klimaschutz. So gibt es u.a. ein Kirchliches Energiewerk, eine Klimaschutzstiftung, einen CO2-Einsparfonds für Klimaschutzmaßnahmen und ein Energiecontrolling. Vor dem Hintergrund des von der Nordkirche beschlossenen Klimaschutzgesetzes berieten die Synodalen einen Klimaschutzplan 2030. Das mecklenburgische Papier mit strategischen Zielen im Sinne einer Selbstverpflichtung für die Kirchenkreisebene hatte der Synodenausschuss für Frieden, Umwelt und Gerechtigkeit (AFUG) vorgelegt. Grundsätzlich sollen künftig bei der Verwendung der Finanzmittel „ökologische und soziale Kriterien gleichberechtigt zu den ökonomischen Aspekten berücksichtigt“, heißt es darin.

 

„Wir sehen einen breiten theologischen und kirchlichen Konsens: Einerseits können wir zwar als begrenzte Geschöpfe die Welt nicht aus eigener Kraft erhalten und retten“, so Propst Wulf Schünemann bei der Einbringung der Vorlage. „Anderseits sind wir aber befähigt, mit unseren Möglichkeiten zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen.“ Daher ginge es um „eine gemeinsame Verabredung“ Gottes Schöpfung zu bewahren.

 

Zur Umsetzung des Klimaschutzplanes sind 35 detaillierte Teilziele in diesen sechs Themenfeldern definiert worden: Energie, Gebäude, Liegenschaften, Mobilität, Beschaffung und Bildungsarbeit. Diese reichen nach den Worten der Synodalen Änne Lange und Frank Claus von der kompletten Umstellung auf Ökostrom, über das Einhalten ökologischer Standards bei Neubau- und Umbauprojekten, die weitere Förderung der E-Mobilität, bis zur Weiterführung der Projekte ÖkoFaire-Gemeinde und ÖkoFaire-Einrichtung und verpflichtende Schulungen für Mitarbeitende des Kirchenkreises zum Thema Nachhaltigkeit. Kirchlicher Ländereien sollen künftig „vorrangig an besonders klimaschonende Betriebe verpachtet werden“. Bis 2030 sollen dann mindestens „20 Prozent aller kirchlichen Flächen an Betriebe verpachtet sein, die nach Kriterien des ökologischen Landbaus arbeiten“.

 

Hintergrund: Rund 21.000 Hektar Ackerland, Wiesen und 2000 Hektar Wald sind in Mecklenburg in kirchlichem Eigentum. Es gibt bereits seit Jahren Empfehlungen an die Kirchengemeinden bei der Verlängerung oder dem Neuabschluss von Pachtverträgen für kirchliche Ländereien und Forste kirchliche, soziale, wirtschaftliche und ökologische Gesichtspunkte zu bedenken. Diese zielen bereits heute auf eine „ordnungsgemäße, nachhaltige und pflegliche Bewirtschaftung“ des Schöpfungsgutes Boden ab. Beschlossen ist, kein genverändertes Saatgut zu verwenden, keinen Klärschlamm auf kirchlichen Ländereien auszubringen und eine mehrgliedrige Fruchtfolge beim Ackerbau einzuhalten.

 

Zugleich wurde vorgeschlagen, dass Teamverantwortliche benannt werden und der Kirchenkreisrat gebeten werden soll, geeignete Maßnahmen und Verfahren zur konkreten Erreichung der Teilziele nach Abstimmung mit den zuständigen Fachabteilungen und Fachausschüssen im Kirchenkreis festzulegen. „Die 220 mecklenburgische Kirchengemeinden sollen sich ebenso die Ziele des Kirchenkreises zu eigen machen und bei der Umsetzung unterstützt werden“; so Propst Schünemann, wobei frei entschieden werden kann, was vor Ort wichtig und umsetzbar sei.

 

Die digitale Probeabstimmung ergab eine sehr breite Zustimmung, der Beschluss zum Klimaschutzplan 2030 wird jetzt per Briefabstimmung eingeholt.

 

Berichtet: Kirchliches Leben durch Pandemie belastet


Eines zog sich quer durch die vorgelegten Berichte des Kirchenkreisrates, der Verwaltung, des Diakonischen Werkes und der Dienste und Werke: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit den deutlichen Einschränkungen für das kirchliche Leben – vor allem dem Fehlen persönlicher Begegnungen, dem Ausfall von Gottesdiensten, Konzerten und Gemeindeangeboten. „Zugleich wurde deutlich, wie innovativ an verschiedenen Stellen jetzt digitale Formate und Strategien genutzt werden“; so Pröpstin Britta Carstensen. Dies sei ein beachtlicher und notwendiger Innovationsschub. Zugleich verbreite sich die Sorge, dass gewachsene Beziehungen – gerade zu Kindern und Jugendlichen – abbrechen. Denn eine direkte Begegnung und Kommunikation bleibe trotz aller digitaler Möglichkeiten entscheidend.

 

… Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg
Passend hatte das Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg (ZKD) seinen Bericht überschrieben mit: ,Abstand halten, Kontakt halten, Wort halten, Zueinander halten und Durchhalten‘. Lange und sorgsam vorbereitete Veranstaltungen, wie die KirchenGemeinderatsMesse, das Abenteuercamp RatzPlatz abgesagt, persönliche Kontakte sehr oft nicht möglich, dafür konnten Angebote für Kinder, Jugendliche oder Familien im Sommer wie der Kanu-Sommer, Tagescamps in Gemeinden, das Musikprojekt der Jugendkirche Rostock; die Radtour Friesland (tu Huus); das 2. KirchenkreisFamilienCamp oder eine Baumpflanzaktion im Herbst in Schlemmin doch (noch) stattfinden – dies Auf und Ab skizziert der Berichtsteil, den das Evangelische Kinder- und Jugendwerk Mecklenburg sehr anschaulich darstellte.

 

„Abstand halten sollte für uns nicht die einzige Devise sein. Wir wollten mit unseren Angeboten trotz allem Kontakt halten, wollten verlässlich Wort halten unserem Auftrag und den Menschen gegenüber“, so Pastorin Dorothea Strube. Zugleich so die ZKD-Leiterin sei 2020 ein Jahr gewesen, indem die Mitarbeitenden auch sehr viel Neues gelernt hätten, nicht nur Worte wie: VidyoConnect, Padlet oder ,to be zoomed out‘, sondern auch deren Gebrauch – wenigstens teilweise. Strube: „Wir wurden plötzlich ;Fachleute´ für Gesundheitsschutz; lernten, unsere Angebote ,umzustricken‘; entwickelten neue Formate, die auch unter diesen ganz besonderen Bedingungen geistvoll, sinnlich und herzlich waren und so beim Durchhalten und Zueinander halten halfen.

 

Dankbar zeigte sich Pastorin Strube, das auch die Arbeit des Rostocker Zentrums bisher ohne finanziellen Druck möglich war und ist. Hintergrund: Infolge der Corona-Pandemie wird insgesamt einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen erwartet. Mit dem Haushalt 2021 hatte die Kirchenkreissynode Mecklenburg beschlossen, mögliche finanzielle Unsicherheiten im laufenden Etat über Kirchenkreis-Rücklagen abzufedern, so dass alle Gemeinden, Dienste und Werke bei der Finanzierung ihrer Arbeit mit einer Stabilität rechnen konnten und sich im Vergleich zu Vorjahren budgetmäßig kaum einschränken mussten.

 

… Kirchenkreisrat und drei Ausschüsse
Der Bericht des Kirchenkreisrates, den Propst Dirk Sauermann als Vorsitzender des Gremiums erstattete, beinhaltete für die Synodalen auch einen „intensiveren und detaillierteren Einblick in die Arbeit des Bauausschusses, des Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit und der IT-Arbeitsgruppe, die im Auftrag des Kirchenkreisrates tätig sind“, sagte der Vorsitzende des Kirchenkreisrates, Propst Dirk Sauermann.

 

Fortgesetzt: Bauerhalt an Kirchen und Gebäuden


Interessante Fakten enthält beispielsweise der Bericht des Bauausschusses: Demnach konnten 2020 insgesamt fast 250 Bauprojekte unterschiedlicher Größenordnungen vom Fachbereich Bau, Mieten und Versicherungen der Kirchenkreisverwaltung betreut werden. Dahinter steht eine Gesamtinvestitionssumme in Höhe von ca. 21 Millionen Euro. Positiv zu Buche schlug dabei die Unterstützung durch den Strategiefonds des Landes in Höhe von 3,2 Millionen Euro, die Mittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien in Höhe von 2,6 Millionen Euro und das Leader-Programm in Höhe von 660.000 Euro, heißt es im Bericht. Zu danken sei ebenso verschiedensten Stiftungen für Gelder in Höhe von insgesamt ca. 670.000 Euro. Die Bautätigkeit erstreckte sich neben den Kirchen und Kapellen auf die Sanierung von Pfarrhäusern und Gemeindezentren. Insgesamt werden in Mecklenburg 580 Dorf- und 84 Stadtkirchen sowie rund 300 Pfarrhäuser und Pfarrscheunen gezählt.

 

Gesunken: Anzahl der Gottesdienste durch Corona-Pandemie


Im Blick auf die kirchliche Arbeit schätzte Propst Sauermann ein, dass trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, „viele engagierte Menschen im Kirchenkreis helfen und tatkräftig am Werk sind, damit es an den verschiedenen Stellen in der Verwaltung, den Diensten und Werken, den Kirchengemeinden und Gremien gut weitergehen kann“. Dabei sei zu beobachten, dass die Pandemie ein örtlich unterschiedliches Verhalten bedingt und erforderlich mache. „An manchen Stellen, in manchem Kirchengemeinderat ist man sehr vorsichtig mit gemeindlichen Angeboten in Präsenz. Andere schätzen die Lage vor Ort so ein, dass Gottesdienste in Präsenz gefeiert werden können. Immer aber geht es darum, eine verantwortliche Entscheidung zu treffen. Dies zu tun und dazu dann zu stehen, fällt manchem Kirchengemeinderat nicht leicht“, so der Propst. Deutlich gesunken seien coronanabedingt die Anzahl der Gottesdienste, damit wurden auch mehr als 330.000 weniger Besucher gezählt und deutlich geringere Kollekten eingenommen.

 

Verstärkt: Sorgen und Probleme in kirchlicher Arbeit


Ebenso offen sprach Dirk Sauermann Sorgen an, die „nicht erst mit der Pandemie hervortreten, durch diese aber verstärkt wurden“. Sie seien Ausdruck von herausfordernden Entwicklungen, wie dem nach wie vor anhaltenden Trend einer Verringerung der Gemeindeglieder – zirka 2 Prozent pro Jahr. Hinzu kämen zunehmend Fragen, welche Auswirkungen die Kirchensteuermindereinnahmen auf das kirchliche Leben haben werden. Damit wird sich am 30. April eine Finanzklausur befassen. „Kirchenkreisrat, Synodale und Verwaltung werden gemeinsam den ,Stand der Dinge‘ sowie deren Perspektive analysieren, bewerten und Schlussfolgerungen ziehen“; informierte der Vorsitzende des Kirchenkreisrates.


Zugleich stellte Propst Sauermann allgemein fest: „Wir sehen alle Entwicklungen und müssen unser Handeln dann auch darauf beziehen. Doch es wird sich darin nicht erschöpfen, weil wir die Kraft für die Gestaltung unseres Kircheseins aus anderen Quellen als den vorfindlichen Mustern, Strategien und Erfahrungen für Problemlösungen beziehen. Wir schauen in unserem Tun zuerst auf die uns in Christus am Kreuz zugewandte Nähe Gottes. Sie ist Quelle und Inspiration für ein Handeln aus der Zuversicht des Glaubens.“

 

Vorgestellt: Zukunftsprozess der Nordkirche


Auf der Video-Tagung am Freitag wurde den Synodalen „Thesen zum Zukunftsprozess der Nordkirche” und deren Bearbeitung im Sprengel Mecklenburg und Pommern vorgestellt. Im Prozess geht es darum, „unsere Evangelische Kirche so aufzustellen, dass sie langfristig mit weniger Ressourcen ihre Aufgaben erfüllen und gleichzeitig durch innovatives Handeln neue Spielräume generieren kann”, erläutert Präses Wolf einleitend.

 

Bischof Tilman Jeremias diskutierte am Sonnabend dazu mit den Synodalen. Dabei stellte er erste gesammelte Voten aus verschiedenen Online-Diskussionen und Workshops vor. Grundsätzlich seien viele prozessmüde und hinterfragen, ob der Prozess nicht einer der Leitungsebene der Landeskirche sei, aber nicht einer der Kirchenkreise. Denn Mecklenburg habe gerade erst den Stadt-Land-Kirche-Prozess hinter sich. So sehr er dies verstehe, warb der Bischof dafür, dass Zukunft „ein Nachdenken aller Ebenen“ brauche. Zu unterbelichtet sei derzeit noch das wichtige Arbeitsfeld mit Kindern und Jugendlichen. Zugleich ist die „besondere Situation im Sprengel Mecklenburg und Pommern noch nicht ausreichend auf Nordkirchenebene im Blick“, so Bischof Jeremias.

 

Entscheidend: anziehender Glaube und einladende Verkündigung


Besonders wichtig seien ihm für den Zukunftsprozess die Schnittstellen zwischen Landeskirche und Kirchenkreise, wie die Dienste und Werke, um beispielsweise Doppelstrukturen abzubauen und vornehmlich mit den Menschen unterwegs zu sein. Zweite Schnittstelle berühre die dauerhafte Kommunikation und Abstimmung zwischen dem Landeskirchenamt und den Kirchenkreisverwaltungen. Abschließend schätzte der Bischof ein, dass die Krise in unserer Kirche oft „auf Finanzen und Mitgliederzahlen reduziert wird“. Diese Probleme sind da, aber ebenso sei es für die Zukunft der Kirche wichtig, dass der „christliche Glaube anziehend und die Verkündigung des Evangeliums einladend ist“.

 

In der Diskussion hinterfragten einige Synodale, ob der Prozess wirklich Visionen bringen könne. Andere sprachen sich dafür aus, mehr auf Vertrauen zu setzen und Vertrauen zu stärken. Für einen anderen ist die derzeitige Krise eine Chance, sich „auf den Weg zu einer demütigeren Kirche zu machen“. Auch von einer Suchbewegung nach dem Vorbild von Mose aus dem Alten Testament war die Rede. „Wege zu gestalten, heiße nicht immer zu wissen, wo es lang geht“, so ein Synodaler. Ähnlich ein anderes Votum: Ein Denk-Wandel und Freiraum für Beweglichkeit, für Erprobungsräume seien danach wichtig, um die Herausforderungen zu nehmen und Neues zu gestalten – auch um mutig Altes hinter sich zu lassen. Dazu gehört für manche Synodale auch, sich von Kirchen und Gebäuden zu trennen bzw. diese nicht mehr in den Gemeinden zu verwalten. Für andere Synodale sind gerade die Kirchengebäude ein unverzichtbares Symbol des Glaubens

 

Mission und Verkündigung des Evangeliums müsse modern und innovativ gefasst werden – im Sinne einer ,Kirche mit Anderen‘, stellte ein anderer Redner heraus. Vielfalt Raum und Einheit eine Gestalt geben, ist für einen anderen Synodalen ein passendes Bild für eine Kirche, die sich dabei nicht um sich selbst dreht, sondern auch für Andere da ist. In diesem Sinne warb eine Synodale für fließende Formen einer Kirchenmitgliedschaft, um suchenden Menschen leichteren Zugang zu ermöglichen.

 

Verständigt: Ausschuss zur Besetzung der Rostocker Propststelle


Nordkirchenweit ausgeschrieben werden soll die zu besetzende Stelle einer Pröpstin bzw. eines Propstes für die Propstei Rostock – eine von insgesamt vier im Kirchenkreis Mecklenburg. Der verbindliche Synodenbeschluss zur personellen Besetzung eines Wahlausschuss steht noch aus. Anlass des Verfahrens ist, dass der Berufungszeitraum des jetzigen Propstes Wulf Schünemann zum 30. April 2022 endet.

 

Hintergrund: Insgesamt gliedert sich der Kirchenkreis Mecklenburg in die vier Propsteien Wismar, Rostock, Parchim und Neustrelitz. In diesen „Seelsorgebereich“ werden die geistlichen Leitungsaufgaben von jeweils einer Pröpstin oder einem Propst wahrgenommen. Gemeinsam leiten diese den Kirchenkreis, begleiten die Pastorinnen und Pastoren ihrer jeweiligen Propstei (Seelsorgebereich) und tragen darüber hinaus besondere Verantwortung für verschiedene Arbeitsbereiche im Kirchenkreis, wie für die Verwaltung, die Zusammenarbeit mit den Diensten und Werken, mit der Diakonie und ihren Einrichtungen sowie für die Umsetzung der Stellenplanung und die Öffentlichkeitsarbeit. Der Kirchenkreis Mecklenburg zählt aktuell 220 Kirchengemeinden und rund 157.000 evangelische Kirchenmitglieder (Stichtag: 01.01.2021).

Quelle: ELKM (cme)