Kirchturmsanierung der Marienkirche Förderbescheid kommt vor dem Jahreswechsel

Der Regionalbeauftragte der Stiftung KiBa, Ernst-Wilhelm Rabius (links), während seines Besuchs vor der St. Marienkirche in Ueckermünde. Gemeinsam mit der landeskirchlichen Baudezernentin Doris Wolf (2. v. links) und der Baubeauftragten des Kirchenkreises Anett Burckhardt erläuterte Pastor Stephan Leder die geplante Sanierung des Kirchturms.

Foto: PEK/S. Kühl

01.10.2021 · Ueckermünde. Die Stiftung KiBa prüfte während einer Besichtigung der Marienkirche in Ueckermünde die mögliche Unterstützung der Kirchturmsanierung. Ob ihr Bauvorhaben unter den geförderten Sanierungsvorhaben ist, erfährt die Kirchengemeinde im Dezember.

Der Erhalt der rund 450 Kirchen im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis ist eine Daueraufgabe, die gewaltige Anstrengungen erfordert und deren Bewältigung für die betreffenden Kirchengemeinden nur durch die vielen Menschen möglich wird, die sich für diese Vorhaben einsetzen sowie durch zahlreiche Geldgebende, durch Spenderinnen und Spender. Zu den Unterstützenden, die immer wieder Sanierungsvorhaben im pommerschen Kirchenkreis unterstützen, zählt die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa). Bei ihr hat die Kirchengemeinde Ueckermünde-Liepgarten für die anstehende Sanierung des Turms der Marienkirche einen Fördermittelantrag in Höhe von 15.000 Euro gestellt. Um sich vor Ort ein detailliertes Bild zu machen, kam der Regionalbeauftragte der Stiftung KiBa für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Ernst-Wilhelm Rabius, nach Ueckermünde. Begrüßt wurde der Gutachter der Stiftung vor der Marienkirche von Doris Wolf, Referentin im Baudezernat der Nordkirche, Anett Burckhardt, Baubeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, sowie vom Pastor der Kirchengemeinde, Stephan Leder.


Turm ist ein Wahrzeichen der Stadt


Der Pastor schilderte dem Regionalbeauftragten den aktuellen Stand der Bauplanung, berichtete von den Schäden am Kirchturm und beantwortete Fragen zum vielseitigen Gemeindeleben. „Rund 17.000 Menschen besichtigen jedes Jahr innerhalb der Saison im Rahmen der ‚Offenen Kirche‘ die Marienkirche“, sagte Stephan Leder. Doch nicht nur für die touristischen Gäste spiele die Kirche eine große Rolle. Für die Einheimischen sei der Turm im Stadtzentrum das Wahrzeichen ihrer Heimat, das nun aber durch eine Vielzahl von Schäden gefährdet sei. Das bestätigte Doris Wolf. Die Sanierung des Turms sei dringend nötig. Für einzelne Ziegel bestehe in absehbarer Zeit Absturzgefahr, die Statik sei insgesamt jedoch glücklicherweise in Ordnung. Endgültige Gewissheit über das Ausmaß der Schäden werde jedoch erst bestehen, sobald das Baugerüst steht. Die vorgenommene Analyse ermögliche jedoch bereits jetzt eine recht genaue Prognose über die Kosten, die sich voraussichtlich auf 470.000 Euro belaufen. „Überraschungen kann es aber dennoch immer mal während der Bauphase geben“, wusste die Baureferentin aus Erfahrung zu berichten. Zu den notwendigen Arbeiten am Turm der Marienkirche zählen unter anderem der Ersatz von geschädigtem Mauerwerk und Formsteinen, die äußere Neuverfugung sowie die Erneuerung der Turmfenster und der Zinkblechbekleidungen der Dächer der Ecktürmchen.


Lebendige Gemeinde als wichtiges Kriterium


 Ernst-Wilhelm Rabius interessierte sich aber nicht nur für die baufachlichen Fragen, sondern ebenso für die Gesamtstruktur der anvisierten Förderkulisse des Vorhabens. Wie gut die Finanzierung insgesamt funktioniere und wie sehr sich die Kirchengemeinde diesbezüglich engagiere, gehöre zu den zahlreichen Kriterien für die Fördermittelvergabe durch die Stiftung KiBa, so der Regionalbeauftragte. „Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für die Vergabe ist eine lebendige Gemeinde. Wir legen als kirchliche Stiftung darauf ganz besonderen Wert und beziehen das in die Entscheidung über die Bewilligungen mit ein.“ Pastor Stephan Leder nannte als Schwerpunkte der Kirchengemeinde unter anderem einen intensiven Besuchsdienst sowie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Der Gemeindeaufbau funktioniere aus seiner Sicht nur, wenn vor allem Kinder und Jugendliche miteinbezogen werden. Die Kirchlichkeit in der Region sei zwar nicht sehr groß, der Erhalt der Marienkirche sei aber auch den kirchenferneren Menschen ein Anliegen, betonte der Pastor im Gespräch mit dem Regionalbeauftragten. Zudem lobte Stephan Leder die enge und gute Zusammenarbeit mit der Kommune.

 

Weiterhin großer Sanierungsbedarf 

 
Rund einhundert Förderzusagen mit einem Gesamtvolumen von annähernd 1,5 Millionen Euro vergibt die Stiftung KiBa jedes Jahr. Auf die beiden Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern entfallen in diesem Jahr rund 45 Anträge. „Es ist in den zurückliegenden Jahren bereits viel geschehen, es gibt aber nach wie vor sehr großen Sanierungsbedarf im gesamten Sprengel Mecklenburg und Pommern“, sagte Ernst-Wilhelm Rabius. Die Kirchen seien bedeutende Zentren der Städte und Gemeinden im Land, die es zu bewahren gelte. Dennoch sei angesichts der Vielzahl der Anträge die Bewilligung für etwa die Hälfte der Anträge ungewiss, so die Einschätzung des KiBa-Gutachters. Die Antragsverfahren beginnen üblicherweise im Januar. Bis zum 30. Juni können Kirchengemeinden ihre Anträge dann einreichen. Nachdem diese seitens der Stiftung KiBa gesichtet wurden, besuchen die ehrenamtlichen Regionalbeauftragten die Kirchengemeinden, um eine Expertise zu erstellen. Ob das Bauvorhaben gefördert wird oder nicht, wird den Kirchengemeinden dann im Dezember  mitgeteilt.
 
Nächste Vorhaben bereits in Planung
 
So muss sich auch Pastor Stephan Leder nun noch eine Weile gedulden, bevor er erfährt, ob die Kirchengemeinde Ueckermünde-Liepgarten die dringend benötigten Mittel für die Turmsanierung bekommt. Und während noch auf den Bescheid gewartet wird, ist längst das nächste Vorhaben im Gange. „Nicht nur der Turm muss instandgesetzt werden, auch die drei Kronleuchter im Inneren der Kirche müssen dringend überarbeitet werden“, berichtet Anett Burckhardt. Die historischen Messingleuchter stammen laut Stifterinschriften aus den Jahren 1648, 1653 und 1703. Vor allem steht eine Neuverkabelung der nicht mehr zeitgemäßen Elektrik an. Zudem sollen alle drei Leuchter fachgerecht restauriert und mit energiesparenden Leuchtmitteln ausgestattet werden, kündigte die Baubeauftragte des Kirchenkreises an.

Quelle: PEK (sk)