"Haus der Kirche“ investierte kräftig in der verordneten Corona-Schließzeit Mit barrierefreiem Appartement und Domblick punkten
22.10.2021 · Güstrow. Leider kein zufriedenes Gäste-Gemurmel, dafür Baulärm drang in der Zeit des harten Corona- Lockdown aus dem „Haus der Kirche in Güstrow“. Jetzt präsentiert sich das Tagungs- und Gästehaus des Kirchenkreises Mecklenburg mit einem komplett barrierfreien Appartement. Und auch Gäste aus nah und fern tummeln sich wieder in den 32 Zimmern und fünf Tagungsräumen, lassen sich vom Team auch kulinarisch verwöhnen.
„Die Leere im Haus war für unser gesamtes Team schon sehr belastend“, blickt Hausleiter Mathias Thoms auf die Monate der Schließung zurück. „Aber wir haben den harten Lockdown genutzt, gut 170.000 Euro in die Hand genommen und das Haus auf Vordermann gebracht.“ Wenig später stehen wir in einem schicken Appartement, das ebenerdig und rollstuhlgerecht über den Innenhof zu erreichen ist. Waschbecken, Toilette, Betten, Automatiktür, Lichtschalter – alles ist barrierefrei gestaltet. „Unser Haus war in Teilen schon zuvor barrierefrei. Zum Beispiel dank des vor Jahren installierten Fahrstuhls am Parkplatz. Aber jetzt haben wir nochmals einen Sprung gemacht“, so Mathias Thoms. Er denkt dabei an einige besonders treue Gäste, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. „Mit dem barrierefreien Zimmer inklusive Domblick können Gäste mit Handicap und ebenso Senioren ihren Aufenthalt in der Barlachstadt künftig leichter und damit noch mehr genießen.“ Die aktuelle Auslastung des Appartements sei ein erfreulicher Beleg dafür, so der Hausleiter. Bisher habe er bei Anfragen von Gästen mit Rollstuhl auf ein anderes Güstrower Hotel verweisen müssen.
Positiver Nebeneffekt: Im Zuge des Umbaus wurde ebenso das Wirtschaftslager neu gestaltet. Es ist jetzt ebenerdig zu erreichen. Wäsche, Getränkekisten etc. können so schneller und weniger schweißtreibend angeliefert und abgeholt werden. Mit der Investitionssumme konnten noch zwei weitere Projekte umgesetzt werden. „Die Sanitärräume für unsere sieben Mitarbeitenden wurden verlegt und neu gestaltet. Und der Eingang zur Haustechnik ist jetzt auf der Parkplatzseite zu finden“, erzählt ein zufriedener Hausleiter. Er freue sich ebenso, dass die „Aktion Mensch“ den rollstuhlgerechten Umbau wohl finanziell fördern werde. Thoms: „Dankbar sind wir ebenso für eine Einzelspende. Mit dieser konnten wir die automatische Türöffnung im barrierefreien Appartement installieren.“
Beliebter Ort zum Tagen, Übernachten und für einen Kurz- oder Kultururlaub
Das denkmalgeschützte Gebäude im Grünen Winkel genießt weit über die Region und das Land hinaus einen guten Ruf als Tagungs- und Gästehaus. Die Güstrower Verwaltungsfachhochschule bucht hier regelmäßig für Weiterbildungen, Chöre absolvieren Probe-Wochenenden und Kantoreien übernachten bei Konzertreisen. „Zahlreiche Gremien, wie der Kirchenkreisrat, die Synode und Ausschüsse tagen und übernachten bei uns“, so Mathias Thoms ein. Hinzu kommen dank der guten Küche zahlreiche Familienfeiern und kulturinteressierte Gäste, die einige Tage hier logieren und sich zum Beispiel auf die Spuren von Ernst Barlach begeben oder sich die beiden großen Kirchen der Stadt anschauen.
Jetzt möchte das Team um Mathias Thoms gern an das Jahr 2019 anknüpfen. Konkret an die 4500 Tagungsgäste und 5500 Übernachtungen. Denn 2020 hatte sich die Statistik halbiert. Da halfen nur die Überbrückungshilfen vom Bund, das Kurzarbeitergeld und ein Sparprogramm für alle laufenden Hauskosten. „Der Lockdown war nicht schadlos, aber zum Glück nicht existenzbedrohend für uns“, schätzt der Hausleiter die auch emotional belastende Schließzeit ein. „Die aktuelle Buchungslage ist gut. Wir haben kein freies Wochenende mehr. Wenn es so bleibt, kommen wir durch.“ Überhaupt sei zu beobachten, dass auch in Güstrow und Umgebung viele Touristen unterwegs seien. Und noch ein Pfund kann Thoms in die Waagschale werfen: Die große Schar von gut 80 Prozent treuen Stammgästen, die jetzt schrittweise alle wieder einchecken im „Haus der Kirche“.
Das denkmalgeschützte Haus der Kirche „Sibrand Siegert“ im Grünen Winkel ist eines der bedeutendsten Gebäude in der Stadt Güstrow. Erbaut im 18. Jahrhundert war es zunächst in Privatbesitz. Die Stadt übernahm es 1865, bevor es 1924 evangelisches Gemeindehaus wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus von 1934 bis 1945 war es das Zentrum der Bekennenden Kirche in Güstrow, nach deren führendem Pastor Sibrand Siegert es später benannt wurde. Seit 1960 wird das Haus der Kirche als Tagungs-, Bildungs- oder Begegnungsstätte geführt. Träger ist der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Mecklenburg.
Mehr unter: Haus der Kirche Güstrow "Sibrand Siegert"
Quelle: ELKM (cme)