"Haus der Stille“" feiert 50. Jubiläum Gesegneter Ort des seelischen Auftankens

Bischof Tilman Jeremias (links) und Pastor Michael Wacker während des Gottesdienstes zum 50. Jubiläum des „Hauses der Stille“ am Sonnabend in Weitenhagen.

Foto: Annette Klinkhardt

25.06.2022 · Weitenhagen. Heute und morgen, Sonnabend, 25. Juni, und Sonntag, 26. Juni, feiert das „Haus der Stille“ in Weitenhagen das 50. Jubiläum. Das Seminar- und Tagungshaus ist das Einkehrhaus des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises und ein Begegnungsort für Menschen, die auf der Suche nach Gott in ihrem Leben sind.

Der heutige Festtag begann mit einem Vortrag über die Bedeutung spiritueller Zentren für die Zukunft der Kirche. Anschließend konnten Besucherinnen und Besucher des Fests die Geschichte des Hauses in Bildern sowie einen Rück- und Ausblick mit verschiedenen Gästen erleben. Den Abschluss des Tages bildete ein Gottesdienst am Nachmittag mit Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. „Seit einem halben Jahrhundert kommen Menschen an diesen besonderen, gesegneten Ort, um innerlich zur Ruhe zu kommen, seelisch aufzutanken, Trost und neue Orientierung zu erhalten“, so der Bischof. „Das Ambiente dieses Ortes hilft ihnen dabei: Die wunderschöne Kirche, die so direkt in die innerliche Konzentration führt, die herrliche Umgebung, der schützende Bau, die gute Versorgung durch die Küche. Vor allem hilft ihnen dabei jedoch, dass sie hier auf Menschen treffen, die beten, ohne Angst vor der Stille, und die zuhören können.“ Daraus resultiere die enorme Anziehungskraft des Hauses, die weit über den Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis hinausreiche.

 

Der Ruf Jesu gilt allen Menschen

 

Tilman Jeremias hob die Bedeutung des Kuratoriums und des Freundeskreises hervor und das Wirken der vielen Menschen, die ehrenamtlich helfen und fördern, sowie das Engagement der Mitarbeitenden, allen voran das der geistlichen Leiter, die das Leben im „Haus der Stille“ prägten und prägen. Nach langen Jahren der Leitung durch Pastor Wolfgang Breithaupt sei dies nun Pastor Michael Wacker, für dessen Wirken die Verbindung der Leitungsarbeit mit dem Gemeindepfarramt Weitenhagen eine große Hilfe sei. In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf den Wochenspruch für den morgigen zweiten Sonntag nach Trinitatis aus dem Matthäusevangelium, der wie geschaffen sei, um die Arbeit in Weitenhagen zu charakterisieren: „Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Dies sei eigentlich schon die gesamte Satzung des „Hauses der Stille“ und zudem eines der Jesusworte, die Evangelium pur bieten, meinte Tilman Jeremias. Der Ruf Jesu gelte Menschen, die Lasten zu tragen haben, denen das Leben Mühe macht, die unter Sorgen und Ängsten gebeugt gehen, die vor Trauer nicht mehr ein noch aus wissen, die von Schmerzen und Krankheit geplagt sind. Und es seien ausnahmslos alle Menschen angesprochen, betonte der Bischof.

 

„Haus der Stille“ steht für „Zur-Ruhe-Kommen“

 

Jesus sortiere nicht und bevorzuge niemanden, denn jeder und jedem gelte sein werbender Ruf. Mit Jesu Versprechen „Ich will euch erquicken“ sei gemeint: „Ich will euren aufgescheuchten Seelen und euren ausgelaugten Körpern Ruhe verschaffen“. Dazu gehöre auch die Zusage der Jahreslosung aus dem Johannesevangelium: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Denn zu Jesus dürfen alle Menschen kommen, so wie sie sind. Erschöpft, frustriert, im Burnout, gescheitert. „Das Zur-Ruhe-Kommen an seinem Herzen bringt mich dazu, loszulassen. Die Sorgen, den Druck, die Zukunftsangst.“ Und genau das sei es, wofür das Einkehrhaus in Weitenhagen stehe, das ein Ort des Gebets, der Seelsorge und der Nachfolge Christi sei, sagte Tilman Jeremias. „Hier kann ich zur Ruhe kommen, weil mich die Stille umfängt, in der Kirchenbank und beim Pilgerweg durch den Wald. Wenn ich nicht will, muss ich hier nicht viele Worte machen, sondern werde sogar zur Stille ermutigt, zur Meditation, zum Gebet des Herzens.“ Der Wortschwall des Alltags dürfe hier draußen bleiben. Hier könne jede und jeder einfach nur da sein, schweigen und „sich rufen lassen von Gott, den ich nur hören kann, wenn ich selbst still bin“.

 

Bischof sichert Unterstützung für Erhalt des Hauses zu

 

„Unsere Kirche braucht dringend Orte der Einkehr und des geistlichen Lebens“, ist der Sprengelbischof überzeugt. „In Zeiten der Pandemie, des Kriegs, der Inflation, des Klimawandels, geraten immer mehr Menschen an den Rand ihrer Kräfte, brennen aus, fühlen sich überfordert und leer. Hier finden sie Menschen, die dafür sorgen, dass ihr Atmen tiefer wird, ihre körperliche Verspannung sich lockert, ihre psychische Aufgeregtheit sich legt.“ Dies geschehe im „Haus der Stille“ dadurch, dass hier gebetet werde, zuverlässig und mit warmem Herzen. Das Jubiläum „50 Jahre Haus der Stille“ sei in erster Linie ein Anlass zur Dankbarkeit für all das Segensreiche, was hier geschehe, und für den Einsatz so vieler Menschen, so Tilman Jeremias. Der Tag sei aber auch Anlass, um in die Zukunft zu schauen. „Den Weiterbestand des Hauses und seiner Arbeit sicherzustellen, kostet verstärkten Einsatz. Dafür ist die beste Voraussetzung, dass der Kirchenkreis sich vorbehaltlos zu diesem Haus bekennt. Er ist in intensiven Gesprächen mit der Nordkirche, um die zugesagte Finanzierung der Leitungsstelle auch nach dem Ruhestand von Michael Wacker hälftig zu sichern. Im Sinne einer Schwerpunktsetzung in Zeiten des Rückbaus sollte die Arbeit hier hohe Priorität genießen.“ Der Bischof sagte zu, dass er seinen Teil dazu beitragen werde, dass dieses Haus weiter seine wichtige Aufgabe erfüllen könne, die „uns ins Zentrum dessen führt, wozu es uns als Kirche gibt.“

 

Jubiläumsfest wird morgen fortgesetzt

 

Das zweitägige Festprogramm wird morgen als Fest- und Familientag mit der Kirchengemeinde und der Gemeinde Weitenhagen auf dem weitläufigen und naturnahen Gelände des Einkehrhauses fortgesetzt. Um 10 Uhr beginnt ein Familien-Gottesdienst mit einem kleinen Musical und mit Pröpstin i.R. Helga Ruch und Pastor Michael Wacker. Um 11.30 Uhr öffnen die Spielstraße für Kinder und ein Flohmarkt zugunsten von Familien aus der Ukraine. Interessierte können an Führungen durch das Haus teilnehmen und die Geschichte des Hauses in Bildern nachvollziehen. Stärken können sich Festgäste um 12.30 Uhr mit einem Imbiss und ab 15 Uhr mit Kaffee und Kuchen. Weitere Programmpunkte sind der Besuch der Feuerwehr um 13 Uhr auf der Spielstraße und um 14 Uhr die Volleyballbegegnung „Bürgerliche Gemeinde – Team Haus der Stille“. Das musikalische Jubiläumsfinale mit Harfe, Fagott und Flöte bildet um 16 Uhr ein Konzert im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dorf.Kirche.Klingt“ in der Weitenhagener Kirche.

 

Mehr: www.weitenhagen.de

Quelle: PEK (sk)


Bildergalerie

Zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken (© A. Klinkhardt)