Mecklenburgische Synode: Flüchtlingsfonds um 100.000 Euro aufgestockt und Ukraine-Helfern gedankt
26.03.2022 · Güstrow. „Unser Anliegen ist es, Frieden, Verständnis und Miteinander unter den Menschen zu fördern. Dazu wollen wir viele Verbindungen schaffen über Ländergrenzen hinweg und an unterschiedlichen Orten und mit ganz unterschiedlichen Menschen“, so Frère Timothée und Frère Bernard von der Communauté de Taizé. Die beiden Ordensbrüder aus Frankreich waren Freitagabend (25. März) zu Gast auf der in Güstrow tagenden mecklenburgischen Frühjahrssynode. Vom 28. Dezember bis zum 1. Januar 2023 findet das 45. Europäische Taizé-Jugendtreffen in Rostock statt.
Der besondere Taizé-Spirit war für die 55 Synodalen und die Jugendvertreter des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg beim abendlichen Gottesdienst mit den beiden Brüdern im Güstrower Dom zu spüren. Ungebrochen populär sind die meditativen und einfachen Gesänge der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé und die Gebete, die gesungen und gesprochen wurden. „Beten, Singen – Stille. In sich hineinhören, in die Tiefe gehen, ins Gespräch mit Gott kommen inmitten einer großen Gemeinschaft. Das ist es, was auch in Rostock Ende des Jahres tausende Jugendliche aus Europa gemeinsam mit Jugendlichen aus Mecklenburg-Vorpommern erleben können“, blickt Pastor Albrecht Jax voraus, der das Treffen herholte und jetzt aktiv mit vorbereitet.
Zuletzt fand das europäische Jugendtreffen angesichts der Corona-Pandemie in kleinem Rahmen im italienischen Turin statt. Für Rostock erhofft sich die ökumenische Ordensgemeinschaft wieder unbeschwertere Bedingungen. Dass die Wahl auf die relativ kleine Hansestadt fiel, überrascht, denn in den vergangenen Jahren fand die Großveranstaltung meist in europäischen Metropolen statt. „Zu diesem Jahreswechsel soll dies bewusst anders sein“, so die beiden Ordensbrüder, die herzlich alle Bewohnerinnen und Bewohner in Rostock und in der Region einluden, die Türen ihrer Häuser zu öffnen und den jungen Leuten aus ganz Europa Gastfreundschaft anzubieten.
Diskutiert: Ukraine-Krieg und Hilfsmaßnahmen des Kirchenkreises
Bereits die Andacht zur Eröffnung der Synode stand ganz im Zeichen des Friedens. Die Vizepräses, Pastorin Maria Harder, entzündete eine Kerze bevor mit Worten von Franz von Assisi um Frieden gebetet und gemeinsam „Dona nobis parcem“ (Gib uns Frieden) als Kanon gesungen wurde.
Der Finanzausschuss regte an, sich auf der Tagung „über den Krieg in der Ukraine und Hilfsmaßnahmen des Kirchenkreises auszutauschen“, so die Synodale Dr. Martina Reemtsma. Die Ukrainer verteidigen sich. Sie suchen zu Hunderttausenden Schutz in Kellern oder flüchten aus ihrer Heimat, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten. Sie brauchen dringend unsere Solidarität – und sie bekommen sie im Beten und im Tun, so der Tenor. Der Kirchenkreisrat hatte bereits auf seiner Februar-Sitzung 10.000 Euro bereitgestellt, um den „Fonds für die Arbeit mit Flüchtlingen“ in diesem Jahr auf insgesamt 160.000 Euro aufzustocken.
Beschlossen: Hilfsfonds für geflüchtete Menschen um 100.000 Euro erhöht
Jetzt beschloss die Synode „aus aktuellem Anlass, das Budget nochmals um 100.000 Euro zu erhöhen, so dass insgesamt 260.000 Euro im laufenden Jahr an Finanzen für die gemeindliche Flüchtlingsarbeit zur Verfügung stehen“, so der Synodale, Pastor Peter Stockmann, bei der Antragsbegründung.
Nach Einschätzung des Flüchtlingsbeauftragten im Kirchenkreis, Lars Müller, haben bereits mindestens 25 Kirchengemeinden, darunter in Warnemünde oder Neubrandenburg, rund 100 geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen bzw. bereiten dies konkret vor. „Grundsätzlich ist die Bereitschaft überwältigend und sicherlich zahlenmäßig noch viel größer als uns bisher bekannt“, berichtete der Vorsitzende des Kirchenkreisrates, Propst Dirk Sauermann. Durch die Notunterbringung könnten die überlasteten staatlichen Strukturen konkret entlastet werden.
Neben der Notaufnahme von Menschen werden derzeit von den Kirchengemeinden weitere Hilfsangebote unterbreitet. Beispiele sind Spendensammlungen für Menschen in der Ukraine und hier lebende Geflüchtete, kulturelle Veranstaltungen für Menschen aus der Ukraine, ehren- und hauptamtliche Begleitung bei wichtigen Behördengängen und erste Integrationsschritte sowie Deutschkurse. Ein weiteres Hilfsangebot ist, dass „in der Tagungsstätte Pfarrhaus Damm vor allem Frauen und Kinder aus der Ukraine zunächst untergebracht sind. Die Kosten trägt unser Kirchenkreis“, informierte Propst Wulf Schünemann.
In der Aussprache wurde deutlich, dass die Türen und Herzen für alle geflüchteten Menschen offen stehen müssen. Angeregt wurde zudem, eine Kirchenkreiskollekte zum Beispiel für die Einrichtung von Andachtsräumen für ukrainische Christen zu erbitten und orthodoxe Christen zu gemeinsamen Andachten und Gottesdiensten einzuladen. Auch soll weiter ausgelotet werden, wo es noch Unterbringungsmöglichkeiten in kirchlichen Gebäuden gibt. Insgesamt sei dabei wichtig, alle Aktionen mit den staatlichen Stellen guter Weise zu koordinieren, damit alle Hilfen gezielt wirken.
Erklärt: Synodale danken herzlich allen Helfenden für geflüchtete Menschen
Zudem verurteilten die mecklenburgischen Synodalen den Krieg in der Ukraine, der weiteres unsägliches Leid in der Welt schafft und hunderttausende zur Flucht zwingt. Zugleich dankte die Synode allen herzlich, die sich für geflüchtete Menschen mit großem persönlichem Einsatz einsetzen und drückte ihre große Wertschätzung für dieses ehrenamtliche Engagement aus.
Die Synode verwies auf die bewährten Strukturen der Flüchtlingshilfe hin, wie die Diakonie Katastrophenhilfe sowie die Flüchtlingsarbeit des Kirchenkreises Mecklenburgs, für die ein Sonder-Spendenkonto kurzfristig eingerichtet wird. Jeder Spenden-Euro könne so „in die bewährte Struktur des ;Fonds für die Arbeit mit Flüchtlingen‘ im Kirchenkreis Mecklenburg fließen“.
Gewählt: Christoph Heydemann neuer Präses der Synode
Der Richter Christoph Heydemann ist neuer Präses der mecklenburgischen Kirchenkreissynode. Bereits im ersten Wahlgang erhielt der bisherige Vizepräses das Vertrauen. Für den 59-Jährigen votierten alle 37 anwesenden Synodalen. Der Fürstenberger war einziger Kandidat. Aufgrund dieser Wahl war auch die Neuwahl eines weiteren Vizepräses nötig. Hier erhielt Prof. Dr. Tobias Schulze mit 35 Ja- Stimmen die Zustimmung der Synodalen. Der 65-Jährige ist als Anwalt in seiner Heimatstadt Rostock tätig.
Anlass der Neuwahlen ist, dass die bisherige Präses Stefanie Wolf aus familiären Gründen künftig außerhalb des Kirchenkreises Mecklenburg wohnt und sie ihr Synodenmandat und damit das Ehrenamt niederlegen musste. Seit April 2018 stand Stefanie Wolf, die bisher in Petschow bei Rostock beheimatet war, der mecklenburgischen Synode vorsteht. Mit herzlichem Dank und guten Wünschen verabschiedeten sich die Synodalen von ihrer Präses, die aufgrund einer Erkrankung allerdings leider nicht selbst an der Synode teilnehmen konnte.
Zuvor hatte Stefanie Wolf in Gesprächen und Interviews bereits bekannt, wieviel Freude ihr das leitende Ehrenamt als Präses gemacht habe. Darüber hinaus habe sie insbesondere den Austausch mit der bayerischen Partnerkirche und deren Präses Annekathrin Preidel sehr geschätzt und als inspirierend empfunden.
Weitere Informationen und Bilder: 11. Tagung der II. Kirchenkreissynode
Quelle: ELKM (cme)