Aus dem Gemeindeleben 25 Jahre Orgelmuseum Malchow - Jubiläum ohne Feier
Von Hans-Joachim Kohl
29.10.2022 · Malchow. Im Oktober hat das zweitgrößte Orgelmuseum Deutschlands sein 25. Jubiläum. Es steht in Malchow. Dazu gehört die alte Klosterkirche und das ehemalige Pfarrhaus, jetzt das Orgelhaus. Doch die Feier fällt aus.
„Die Bauarbeiten im Orgelhaus lassen das nicht zu“, erklärt der Leiter des Orgelmuseums, Friedrich Drese, „aus diesem Grund habe ich keine Feierlichkeit geplant. Denn alle Energie, die wir hier haben, muss vor allem in die Wiedereinrichtung des Orgelhauses gesteckt werden. Die gesamte Verwaltung geschieht wegen der Bauarbeiten seit Jahren in anderen Räumen der ehemaligen Klosteranlage und das hat mich überhaupt nicht motiviert das Museumsjubiläum zu feiern“.
Eigentlich suchte Friedrich Drese vor 25 Jahren in der Region Malchow Röbel nur Lagerräume für Teile aus alten Orgeln, die er sichern wollte. Als er bei einer Arbeitssitzung des Stadtrates in Malchow sein Ansinnen vorbrachte, warf der damalige Bürgermeister Joachim Stein spontan die Idee eines Orgelmuseums in die Runde. Da die Stadt Malchow sowieso gerade die Klosterkirche übernahm und eine neue Nutzung für sie suchte, passte das gut zusammen: ein Orgelmuseum in der Klosterkirche Malchow. Und jährlich 20.000 Besucher in den ersten 20 Jahren bestätigten das damals ersonnene Konzept. Die Stadt Malchow griff sogar noch tiefer in die Tasche und kaufte das angrenzende Pfarrhaus dazu, das als Verwaltungs-, Seminar- und Ausstellungsgebäude genutzt wird.
„In der Klosterkirche stehen die großen und meistens spielbaren Instrumente“, erläutert Friedrich Drese, „im Orgelhaus ist der inhaltlich umfangreichere Teil. Eigentlich das Schwergewicht des Orgelmuseums. Dort informiert sich der Besucher über die Entwicklung der Orgel seit den Jahren vor Christi Geburt bis heute und vor allem über die mecklenburgische Orgelbaugeschichte“.
Armut ist eine gute Denkmalpflege
Der Orgelbestand in Mecklenburg setzt sich im überwiegenden Teil aus Orgeln aus dem 19. Jahrhundert zusammen. „Das liegt zum einen daran, dass es überhaupt wenige Orgeln aus der Zeit vor 1800 noch gibt“, sagt Friedrich Drese, „zum anderen liegt es daran, dass im 20. Jahrhundert relativ wenige Orgel des 19. Jahrhunderts in Mecklenburg abgerissen oder wesentlich umgestaltet wurden. Der größte Teil der Orgeln ist einfach stehengeblieben“. Grund war meistens, dass die Kirchengemeinden in Mecklenburg einfach nicht das Geld für eine neue Orgel hatten. „Armut ist eine gute Denkmalpflege“, erläutert Friedrich Drese, „der größte Teil der Mecklenburger Orgeln stammt aus dem 19. Jahrhundert, was deutschlandweit einmalig ist“. Das Orgelmuseum zeigt einen Querschnitt des Schatzes und seine Vielfalt.
Herzstück sind die zehn spielbaren Orgeln in der Klosterkirche, alle von namhaften Orgelbauern und einige von Friedrich Drese restauriert. Denn er ist nicht nur B-Kantor, sondern auch Orgelbauer und der Orgelsachverständige des Kirchenkreises Mecklenburg. Unter den Orgeln finden sich eine von Friese III, die in die Klosterkirche gehört, eine Orgel aus der katholischen Kirche Wittenburg, eine von Schülern hergestellte Modellorgel, eine von Barnim Grüneberg - eine Leihgabe der evangelischen Kirchengemeinde Langenhanshagen.
Schwierig war in den vergangenen 25 Jahren: ein trockener Sommer, in dem Friedrich Drese Wassereimer in die Orgeln stellen musste, damit das Holz nicht riss, dazu die Corona Pandemie, sowie die Erhöhung des Eintrittspreises, was die Besucherzahlen fallen ließ. Da das Museum in den Händen der Stadt Malchow liegt, hat Friedrich Drese wenig Einfluss auf die Eintrittspreise.
Orgeln müssen auch gespielt werden
Positiv bewertet er die Restaurierungen der Orgeln in den Kirchen in Mecklenburg in den letzten 30 Jahren. Dabei konnte er mit Ersatzteilen aus seinem Lager in der gerade fertiggestellten Scheune hinter dem Orgelhaus dienen. Doch die Orgeln müssen auch gespielt werden, damit sie nicht „einrosten“ und der Holzwurm nicht sein Unwesen treibt. Deshalb freut er sich, wenn Organisten im Land Menschen, die Tasteninstrumente spielen, motivieren, sich mal auf der Orgel auszuprobieren.
Die Organisten Martin Hebert in Malchow, Claudia von Schönermark in Röbel und Kirchenmusikdirektorin Christiane Drese in Waren können da mit ihrem Engagement Vorbild sein.
Weitere Informationen unter: Orgelmuseum Malchow
Quelle: ELKM (hjk)