Pommerscher Kirchenkreisrat: Kirchen und Pfarrhäuser auf dem Prüfstand
15.09.2022 · Weitenhagen. Der Kirchenkreisrat (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) befasste sich in seiner jüngsten Sitzung, die im „Haus der Stille“ in Weitenhagen stattfand, ausführlich mit Überlegungen bezüglich eines zukunftsfähigen Gebäudestrukturplans für die mehr als 900 Gebäude im Kirchenkreis.
Den weitaus größten Anteil bilden mit 468 Gebäuden die Sakralbauten, Dorf- und Stadtkirchen sowie Kapellen. Der zweit- und drittgrößte Gebäudebestand umfasst die 113 Gemeindehäuser und 99 Pfarrhäuser. Zu den weiteren Gebäuden zählen beispielsweise Kitas und Sozialgebäude. Zu Beginn des Austauschs stellte der Leiter der Bauabteilung des Kirchenkreises, Ekkehard Wohlgemuth, den Kirchenkreisratsmitgliedern während einer Präsentation den aktuellen Sachstand dar. Der Gebäudeerhalt sei eine der größten Herausforderungen, denen sich die pommerschen Gemeinden und der Kirchenkreis gegenübersehen, so die Einschätzung des Abteilungsleiters. Aufgrund der großen Anzahl der Kirchengebäude, ihres Alters, ihrer Struktur sowie vielfältiger weiterer Gründe bestehe der wesentliche Aufwand für die Kirchengemeinden aus dem Erhalt der Kirchen. Ekkehard Wohlgemuth veranschaulichte die Situation, indem er ausführte, dass bereits heute im Durchschnitt weniger als 150 Gemeindeglieder eine Kirche erhalten, bei weiter sinkenden Mitgliederzahlen sowie versiegenden Fördermitteltöpfen. „Dabei geht es in den meisten Fällen um die Sanierung von Dach und Fach, also den reinen Gebäudeerhalt, damit die Kirche trocken und stabil bleibt“, betonte er. Die flächendeckende Förderung sei ein Auslaufmodell. Bisherige Hauptfördertöpfe, wie Mittel des Landes oder aus der Städtebauförderung, werden künftig nicht mehr wie bisher gekannt zur Verfügung stehen, so die Prognose des Abteilungsleiters. Nicht zuletzt die berechtigten und wichtigen Bestimmungen des Denkmalschutzes erschweren die Situation für die Kirchengemeinden.
Schwindende Spielräume erfordern zügiges Handeln
Ausgehend von seiner Analyse empfahl Ekkehard Wohlgemuth dem Kirchenkreis eine gut durchdachte Strategie basierend auf einer priorisierenden, auf der jeweiligen Nutzung fußenden Gebäudeplanung. Dazu regte er die Einführung einer Kategorisierung an. Als Bespiele für mögliche Kategorien nannte er unter anderem die Häufigkeit stattfindender Gottesdienste, kulturelles und touristisches Potential, die Bedeutung für die Gemeindearbeit oder auch gänzlich fehlende Nutzungsperspektiven. Aus diesen Kategorien könnten dann Handlungsschwerpunkte abgeleitet werden. Ekkehard Wohlgemuth schlug vor, möglichst zügig einen Gebäudeentwicklungsplan im Rahmen eines Projekts des Kirchenkreises zu erstellen. „Ich rate dazu, keine Zeit mehr verstreichen zu lassen, da wir jetzt noch Handlungsspielräume haben, die aber zusehends schwinden.“ Der Kirchenkreisrat bezeichnete die Präsentation als sehr gute Grundlage für die Weiterarbeit in einer Arbeitsgruppe, die umgehend ins Leben gerufen wurde. Die von Ekkehard Wohlgemuth angeregten Nutzungskategorien seien ein geeigneter Ansatz, es müsse aber auch die Intensität der einzelnen Nutzungsformen in die weitere Analyse einbezogen sowie Nutzungspartnerschaften angestrebt werden, so die Vorschläge aus den Reihen des KKR. Es gebe kein Patentrezept für alle Kirchen, daher müsse jede einzelne Kirche geprüft werden. Eine Priorisierung dürfe nicht mit Wertigkeit gleichgesetzt werden, vielmehr solle sie dazu dienen, zur Verfügung stehende Mittel gezielt für die jeweilige Zweckbestimmung einzusetzen. Der Vorsitzende des Kirchenkreisrates erinnerte an die Bedeutung des Engagements der nicht kirchlich gebundenen Menschen für den Erhalt der Kirchengebäude im pommerschen Kirchenkreis. „Wir müssen die Einwohner mit ins Boot holen, die sich mit den Kirchengebäuden in ihrem Ort, in ihrem Dorf als Teil ihrer Heimat identifizieren und sie in diesen Prozess mithineinnehmen. Schon heute sind es die vielen Förder- und Kirchbauvereine, die eine bedeutende Stütze in den Kirchengemeinden sind und ohne die viele Vorhaben nicht umsetzbar wären. Wir werden das Thema Gebäudestrukturplan in der Arbeitsgruppe weiter schärfen, es breit diskutieren und in die Konvente tragen“, so Gerd Panknin.
Designierter Leiter der Grundstücksabteilung stellt sich vor
Während der Sitzung stellte sich Uwe Burmester, stellvertretender Leiter der Grundstücksabteilung des Kirchenkreises, dem Kirchenkreisrat vor. Hintergrund war dessen Initiativbewerbung für die Stelle des Leiters der Grundstücksabteilung. Uwe Burmester ist mit einer kurzen Unterbrechung seit 2009 im Kirchenkreisamt in Greifswald tätig. Der gebürtige Greifswalder und gelernte Immobilienkaufmann studierte Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftspädagogik. In der Grundstücksabteilung des Kirchenkreisamts zählten zu seinen wichtigsten Tätigkeitsfeldern die Einführung und Etablierung effizienter Software zur Liegenschaftsverwaltung, die heute grundlegend für die Arbeit der Abteilung ist. Als wichtigste Ziele für die Leitungsarbeit formulierte Uwe Burmester die anhaltende Modernisierung der Grundstücksabteilung, die Beschleunigung und Optimierung von Prozessen sowie die zielführende Gestaltung von Verwaltungsabläufen. Die Grundstücksabteilung sei ein Bereich des Wachstums, in dem er großes Weiterentwicklungspotenzial sehe, das sich langfristig positiv auf den Haushalt des Kirchenkreises auswirken werde, so Uwe Burmester in seinen Ausführungen vor dem Kirchenkreis rat. Im Anschluss an seine Vorstellung und eine Befragung durch die Mitglieder des KKR wählte das Gremium Uwe Burmester zum künftigen Leiter der Grundstücksabteilung. Der derzeitige Abteilungsleiter, Thomas Papst, geht 2023 in Rente und kann nun rechtzeitig seinen jetzigen Stellvertreter Uwe Burmester in das Leitungsamt einarbeiten. „Ich freue mich sehr über diese erfolgreiche Initiativbewerbung“, sagte Propst Gerd Panknin. „Uwe Burmester ist seit vielen Jahren in unserem Kirchenkreisamt tätig. Seine Erfahrung wird dem pommerschen Kirchenkreis auch künftig zugutekommen.“ Zu den weiteren Themen der Sitzung zählten umfangreiche Finanzfragen. Die nächste Sitzung des Kirchenkreisrats findet am 4. Oktober 2022 statt.
Quelle: PEK (sk)