Pommersche Synode tagte Untersuchung zur Populismus-Wahrnehmung vorgestellt

Die Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises tagte am Sonnabend im Greifswalder KulturBahnhof.

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

16.04.2023 · Greifswald. Die Vorstellung der Untersuchung zur Populismus-Wahrnehmung und die Wahl des neuen Pasewalker Propstes standen am Sonnabend im Mittelpunkt der pommerschen Kirchenkreissynode.

Am Sonnabend (15. April) fand in Greifswald die 11. Tagung der II. Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) statt. Die Tagung begann um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der St.-Jacobi-Kirche, wurde anschließend im KulturBahnhof fortgesetzt und endete kurz nach 18 Uhr. Von den 66 Synodalen des Kirchenkreises nahmen 55 an der Tagung teil. Das Gremium war damit beschlussfähig. Zu den Tagungsteilnehmenden zählten auch drei Jugenddelegierte. Unter anderem standen die Wahl des neuen Pasewalker Propstes, die Arbeit in den synodalen Ausschüssen sowie die Diskussion und Bestätigung mehrerer Beschlussvorlagen des Kirchenkreisrats auf der Tagesordnung der Synode.

 

Wahrnehmung von Populismus in den Kirchengemeinden

 

Die Psychologin Dr. Anette Hiemisch stellte den Synodalen in einem Bericht die Ergebnisse einer Untersuchung zur Wahrnehmung von Populismus in den Kirchengemeinden des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises vor. Ausgangspunkt des Projekts war eine Anfrage des Synodalausschusses „Kirche und Gesellschaft“. Die Grundlage der Untersuchung bildeten Interviews sowie eine Erhebung mittels eines Fragebogens. Zielgruppe waren Menschen im engeren Kirchenumfeld. Die übergeordneten Fragestellungen des Projekts lauteten: Wie wird Populismus in den Kirchengemeinden des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises wahrgenommen und wie beeinflusst diese Wahrnehmung das Miteinander? „Aus der Beantwortung dieser Fragen sollten sich Hinweise auf Handlungsbedarf und Unterstützungsmöglichkeiten ergeben“, so Anette Hiemisch in ihrem Bericht.

 

Gesellschaftliche Debatte ist angemessen

 

Insgesamt gingen neun qualitative Interviews und 137 Fragebögen in die Auswertung ein. An der Befragung nahmen überwiegend aktive Mitglieder der evangelischen Kirche im pommerschen Kirchenkreis teil. „Sie sehen in der Tendenz Populismus in der Gesellschaft als relevantes Problem, das angstbesetzt ist“, so Anette Hiemisch. So bestehe beispielsweise die Befürchtung, dass Populismus negative Einflüsse auf die Demokratie und die Zivilgesellschaft hat. „Die Befragten halten zudem tendenziell die gesellschaftliche Debatte zum Thema Populismus für angemessen und stimmen positiven Aspekten von Populismus eher weniger zu. Ebendiese Befragten nehmen den Populismus in der Kirchengemeinde tendenziell als weniger problematisch, relevant und verunsichernd wahr, halten jedoch trotzdem eine Diskussion über Populismus in der Kirchengemeinde nicht für übertrieben.“ Gleichzeitig gebe es einen Teil von Befragten, die abweichend von dieser Tendenz, Populismus im Gemeindealltag als stärker ausgeprägt und problematischer wahrnehmen, als in der Gesellschaft, lautete die Einordnung der Psychologin.

 

Untersuchung zeigt große Bandbreite

 

Im Vergleich zur Gesamtgesellschaft handelte es sich bei den Befragten um eine sehr homogene Gruppe, fast alle sind Kirchenmitglieder und beteiligen sich aktiv am Gemeindeleben. Trotzdem seien die Wahrnehmungen durchaus heterogen, in denen sich eine große Bandbreite an Einstellungen zeige. Das könne an der spezifischen Situation in einzelnen Kirchengemeinden liegen, daher sei es schwierig, Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit Populismus in den Kirchengemeinden abzuleiten, so Anette Hiemisch. Sie empfahl, dass die Personen, die das Ausmaß von Populismus in der Kirchengemeinde als ausgeprägt und schwerwiegend wahrnehmen, Unterstützung erfahren sollten. Dabei müsse die Art der Unterstützung jedoch erst noch entwickelt werden.

 

Beschäftigung mit Gesprächskultur in Kirchengemeinden angeregt

 

In der an den Bericht anschließenden Diskussion tauschten sich die Synodalen darüber aus, welches weitere Vorgehen sich aus den Erkenntnissen des Berichts ergeben könnte. Unter anderem könne dazu die gründlichere Beschäftigung mit der Debatten- und Gesprächskultur in den Kirchengemeinden zählen, so eine Anregung aus dem Plenum. Die Ergebnisse sollten dazu beitragen, zu prüfen, wie es noch besser gelingen könne, im christlichen Sinne geschwisterlich unterschiedliche Meinungen auszuhalten, hieß es aus den Reihen der Synodalen. Der Ausschuss „Kirche und Gesellschaft“ sprach die Empfehlung aus, mit der Studie als Grundlage, ergebnisoffen in diesem Themenfeld weiterzuarbeiten, sowohl in der Synode als auch in den Konventen.

 

Berichte aus den Synodalausschüssen

 

Einige Vertretende der Synodalausschüsse mit den Schwerpunkten „Kirche und Gesellschaft“, „Ökumene“, „Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien“, „Diakonie“, „Finanzen“ und „Friedhof“ legten ihre schriftlichen Berichte vor beziehungsweise berichteten aus der Arbeit der zurückliegenden Jahre in der II. Kirchenkreissynode und formulierten Anliegen und Fragestellungen für die III. Synode des Kirchenkreises. Dazu zählten unter anderem der Wunsch nach klaren Aufgabenformulierungen seitens der Synode für die Ausschüsse, die Entwicklung langfristiger Strategien im Bereich Personalentwicklung und Nachwuchsförderung, der Erhalt beziehungsweise die Stärkung ökumenischer und diakonischer Arbeitsfelder, auch in finanzieller Hinsicht, die Vereinfachung von Verwaltungsprozessen sowie eine insgesamt noch bessere Transparenz der Ausschussarbeit. Sämtliche Berichte werden an die nächste Synode weitergeleitet.

 

Karl-Marx-Platz 18 bleibt in PEK-Eigentum

 

Nach angeregter Diskussion beschloss die Synode, das Wohngebäude Karl-Marx-Platz 18 in Greifswald nicht zu veräußern. Von den jährlichen Mieteinnahmen soll ein Betrag von 25.000 Euro an den Kirchenkreis zur Mitfinanzierung von drei dauerhaften Stellen der Pfarramtsassistenzen abgeführt werden. Das Kirchenkreisamt wurde beauftragt, die zur Erhaltung und Vermietung notwendigen Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten aus Mitteln der Substanzerhaltungsrücklage schrittweise durchzuführen. Mit dieser Entscheidung folgte die Synode der Empfehlung des Kirchenkreisrats und entschied sich gegen einen ebenfalls diskutierten möglichen Verkauf des Hauses. Das Wohnhaus Karl-Marx-Platz 18, ein Altbau in zentraler Lage in Greifswald, befindet sich im Eigentum des PEK. Das Gebäude mit sieben Wohneinheiten zeichnet sich vor allem durch einen erheblichen Sanierungsstau aus. Eine Instandsetzung ist darum dringend erforderlich. Die jüngsten Mietverträge wurden daher mit Befristung abgeschlossen. Die jährlichen Miteinnahmen betragen derzeit rund 40.000 Euro.

 

Pfarramtsassistenz: drei feste Stellen eingerichtet

 

Die Synode beschloss die Einrichtung von drei festen Stellen der Pfarramtsassistenz im Umfang von jeweils 100 Prozent für vakante Gemeinden im pommerschen Kirchenkreis mit Dienstsitz in Demmin, Stralsund und Pasewalk. Bis zu fünf vakante Kirchengemeinden pro Propstei können so künftig in der Verwaltungsarbeit unterstützt werden. Die Finanzierung der Stellen erfolgt aus den Zinserlösen eines zu bildenden Rücklagenfonds in Höhe von zehn Millionen Euro. Mit dem Beschluss folgte die Synode einer Empfehlung des Kirchenkreisrats und einem entsprechenden Beschluss des Finanzausschusses. Der Fonds wird unter anderem aus nicht haushaltsrelevanten Rücklagen und aus Erlösen aus Immobilienverkäufen aufgebaut. Teil des Fonds werden auch Anteile aus den Mieteinnahmen aus dem Haus Karl-Marx-Platz 18 in Greifswald, über dessen Zukunft zuvor gesondert abgestimmt wurde.

 

Empfehlung zur Weiterentwicklung der Regionalisierungsprozesse

 

Die derzeit noch bestehende Pfarramtsassistenz zur Entlastung der Pastorinnen und Pastoren von Verwaltungsarbeit war von Beginn an als zeitlich begrenztes Projekt geplant, das aus Rücklagen finanziert und so auch von der Synode beschlossen wurde. Der Projektzeitraum der Pfarramtsassistenz endet nach sechs Jahren zum Ende des Jahres 2023. Plangemäß sind die Mittel für dieses Projekt ausgeschöpft, für die Finanzierung eines weiteren Projektzeitraums gibt es keinen Spielraum. Die AG Pfarramtsassistenz hatte sich gründlich und umfangreich mit der Frage befasst, wie das Projekt möglicherweise neu aufgelegt beziehungsweise verlängert werden könnte. In zahlreichen Sitzungen wurden seitens der AG sämtliche Bereiche der Verwaltung und Finanzierungsmöglichkeiten auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse wurden auf der zurückliegenden Synode ausführlich vorgestellt und diskutiert. Um die wichtige Entlastung der Pastorinnen und Pastoren durch die Pfarramtsassistenz zumindest punktuell über das Ende dieses Jahres hinaus fortführen zu können, hatten Kirchenkreisrat und Finanzausschuss überprüft, ob es Möglichkeiten gibt, im Falle von Vakanzen eine Pfarramtsassistenz zu gewährleisten. Mit dem nun gefassten Beschluss und den damit geschaffenen Stellen ist dies künftig möglich. Davon unberührt bleibt die Anregung der AG Pfarramtsassistenz bestehen, dass Kirchengemeinden regionale Gemeindeverbände bilden, um gemeinsam hauptberufliche Arbeitsverhältnisse im Bereich der Gemeindeverwaltung zu schaffen. Zudem ermutigte die Synode die Kirchengemeinden im Kirchenkreis, die bereits seit Jahren stattfindenden Regionalisierungsprozesse zum gegenseitigen Vorteil weiterzuentwickeln.

 

Stralsunder Kirchengemeinden bilden Pfarrsprengel

 

Die Synode beschloss, der Bildung eines Pfarrsprengels der Stralsunder Kirchengemeinden Heilgeist-Voigdehagen, Luther-Auferstehung, St. Marien und St. Nikolai mit vier gemeinsamen Pfarrstellen mit einem Stellenumfang von jeweils 100 Prozent zuzustimmen. Damit folgten die Synodalen der Empfehlung des Kirchenkreisrats. Nach erfolgter Pfarrsprengelbildung führen die vier Kirchengemeinden ihre Haushalte weiterhin getrennt. Die Kirchengemeinderäte der vier Kirchengemeinden haben die Bildung des Pfarrsprengels bereits beschlossen. „Mit der Bildung des Pfarrsprengels schlagen die Stralsunder Gemeinden einen sehr guten Weg ein, der die gemeinsame Arbeit stärken und dem Gemeindeleben insgesamt Kraft geben wird sowie den Gemeinden die Gelegenheit gibt, sich neu aufzustellen“, hatte der Stralsunder Propst Tobias Sarx zu dem Beschluss bereits in der betreffenden Kirchenkreisratssitzung ausgeführt. Die Kirchengemeinden hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, im Ergebnis der fruchtbaren Diskussionen sei der Beschluss der vier Kirchengemeinderäte zur Pfarrsprengelbildung jedoch einstimmig gewesen.

 

Pastor Philipp Staak zum neuen Propst gewählt

 

Die Synode wählte Pastor Philipp Staak zum Propst der Propstei Pasewalk für den zehnjährigen Berufungszeitraum mit Beginn zum 1. Dezember 2023. Er tritt die Nachfolge von Propst Andreas Haerter an, der zum 30. November 2023 in den Ruhestand geht.

 

Außerdem beschloss die Synode, dass bei der Neu- oder Nachbesetzung einer kirchenkreislichen Arbeitsstelle diese verpflichtend öffentlich ausgeschrieben wird, sofern die Stelle den Umfang von 25 Prozent übersteigt. Aus sachlichen Gründen könne von

dieser Regelung abgewichen werden, so der Beschluss.

 

In einem weiteren Beschluss initiierte die Synode die Schaffung einer Zukunftskommission, deren Aufgabe darin besteht, bis zur Frühjahrssynode 2025 einen Konzeptvorschlag mit der Zielstellung zu entwickeln, den PEK dauerhaft zukunftsfähig zu machen. Auf der Frühjahrssynode 2024 soll die Kommission einen Zwischenbericht präsentieren, legten die Synodalen fest.

 

Einer Empfehlung des Kirchenkreisrats folgend, beschloss die Synode, die Stellenanteile aller drei Propsteisekretariate auf je 70 Prozent Stellenumfang zum 1. Januar 2024 festzulegen.

 

Weitere Tagungsordnungspunkte waren die Wahl eines Pröpstewahl-Ausschusses für die Propstei Demmin, die Wahl von Mitgliedern des Verbands kirchlicher und diakonischer Anstellungsträger e.V. (VKDA) als Vertretende des Kirchenkreises, die Nachwahlen für das Kuratorium der Bugenhagenstiftung sowie Berichte zur digitalen Kommunikation und von der Landessynode.

 

Außerdem stellte sich während der Tagung der neue Leiter des Kirchenkreisamts, Marc Engelhardt, den Synodalen vor und beantwortete Fragen aus dem Plenum. Der Kirchenkreisrat hatte den Juristen aus Parow bei Stralsund im Anschluss an ein Bewerbungsverfahren berufen. Marc Engelhardt beginnt seine Tätigkeit zum 1. Juni 2023.

 

Die nächste Tagung der Kirchenkreissynode findet am 18. November in Greifswald statt.

 

Weitere Informationen und Bilder: 11. Tagung der II. Kirchenkreissynode

Quelle: PEK (sk)