Propst Antonioli: "Zeit Neues auszuprobieren" In Mecklenburg fehlen immer mehr Pastorinnen und Pastoren
23.06.2023 · Schwerin. Noch arbeiten im Kirchenkreis Mecklenburg laut einem Medienbericht fast 160 Gemeindepastoren, 2030 werden es wegen Geld- und Nachwuchsmangels ein Drittel weniger sein. Es werde Zeit, die Idee eines flächendeckenden Pfarrnetzes loszulassen und Neues auszuprobieren, sagte Propst Marcus Antonioli (Wismar) der „Mecklenburgischen und Pommerschen Kirchenzeitung“.
In den nächsten zehn Jahren würden nordkirchenweit jedes Jahr rund 80 Pastoren aus der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen und nur etwa 40 kämen nach. Eine intensive seelsorgliche Begleitung sei so nicht mehr möglich.
„Ich halte es für absolut notwendig, dass es eine multiprofessionelle Dienstgemeinschaft gibt“, sagte Antonioli in dem Interview. Gemeinde auf dem Land müsse anders organisiert werden, weg von der Pastoren-Zentrierung. Es gebe in MV erstaunlich viele, die als Ehrenamtliche Verantwortung in ihren Kirchengemeinden übernehmen wollen. Hauptamtliche sollten dabei den Rahmen für gemeindliches Leben bieten. „Wir können nicht mehr alles in der Fläche erhalten, aber wo neues Leben sprießt, gießen wir es“, betonte der Propst.
Genauso sehe er es bei Gottesdiensten. Der Anspruch, alle Gebäude abzudecken, sei Behördendenken. Es brauche überall eine geistliche Grundversorgung. Dort, wo Menschen wirklich noch wollten, dass es ein Gemeinde-Leben gibt und sich dafür engagieren, werde dieses gefördert.
Nicht mehr genutzte Kirchen sollten dabei laut Marcus Antonioli in die Verantwortung des mecklenburgischen Kirchenkreises übergehen. Eine rechtliche Klärung werde derzeit anvisiert. „Sicher sind unsere alten Kirchen wichtige geistliche Orte und auch Kulturdenkmäler, manchmal wird aus Kirchenbau auch Gemeindeaufbau. Aber dort, wo der Erhalt nur noch Denkmalaufgabe ist, müssen wir die Gemeinden entlasten, damit sie ihrem geistlichen Auftrag entsprechen können“, sagte er.
Quelle: epd