Statistik Zahl evangelischer Kirchenmitglieder sinkt erneut deutlich

07.03.2023 · Schwerin/Hannover. Die evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr erneut einen deutlichen Mitgliederverlust hinnehmen müssen. Im Jahr 2022 waren rund 19,1 Millionen Deutsche evangelisch und damit rund 575.000 weniger Menschen als noch 2021, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilte. Mit einem Rückgang von 2,9 Prozent erreichte der Mitgliederverlust einen neuen Rekordwert. Die Nordkirche verlor im vergangenen Jahr 66.000 Mitglieder und rutschte damit erstmals unter die 1,8 Millionen-Marke.

Insgesamt hat die Nordkirche noch 1.772.953 Mitglieder. Die meisten leben in Schleswig-Holstein (1.155.172), dann folgen Hamburg mit 400.705 Mitgliedern und Mecklenburg-Vorpommern mit 213.031. In Brandenburg und Niedersachsen leben 4.045 Menschen, die der Nordkirche angehören.

 

Erstmals übersteigt in diesem Jahr die Zahl der Kirchenaustritte (46.333) die Zahl der verstorbenen Mitglieder der Nordkirche (35.902). Mit der hohen Zahl der verstorbenen Kirchenmitglieder wirkt sich die demografische Entwicklung der Gesellschaft deutlich auf die Mitgliederzahl aus, wie die Nordkirche mitteilte. So gab es 2.141 Sterbefälle mehr als im Jahr 2021. Auch bundesweit übertraf die Zahl der Kirchenaustritte die Zahl der Sterbefälle. 380.000 Menschen traten aus der Kirche aus, 100.000 und damit gut 35,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle blieb mit 365.000 ungefähr auf dem Niveau des Vorjahrs.

 

Die Zahl der Taufen stieg in der Nordkirche gegenüber 2021 um 4.308 auf 14.509. Damit erreichten sie fast wieder den Wert des Vor-Corona-Jahres 2019 (15.118). Die Steigerung ist aber auch darauf zurückzuführen, dass viele Taufen in den Coronajahren 2020 und 2021 nicht stattfanden und 2022 nachgeholt wurden. Die evangelische Kirche will am 24. Juni erstmals einen bundesweiten Tauftag feiern.

 

Die jüngste Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen sei „bedrückend“ nicht zuletzt für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich in der evangelischen Kirche engagierten, sagte die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus. Der hohe Anstieg bei den Austritten bereite ihr Sorgen. Laut einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD aus dem vergangenen Jahr spielt die „Kosten-Nutzen-Abwägung“ eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung, aus der Kirche auszutreten. Einige Landeskirchen konnten im vergangenen Jahr auch einen Zusammenhang mit den gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten beobachten.

 

Im vergangenen Jahr waren evangelische und katholische Kirchenmitglieder erstmals in der Minderheit, ihr Anteil an der Bevölkerung sank unter die 50-Prozent-Marke. Mitgliederzahlen für die 27 katholischen Bistümer liegen noch nicht vor. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht ihre Statistik im Sommer.

Quelle: epd