Pastorin Beatrix Kempe im Porträt "Frauen treffen Frauen" - Thementag und Gottesdienst in Stralsund

Beatrix Kempe wird am Sonnabend, 2. Dezember, in Stralsund in ihren Dienst als Referentin für die Arbeit mit Frauen in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern eingeführt. Seit dem 1. Oktober ist die Pastorin zudem Präventionsbeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises.

Foto: PEK/S. Kühl

27.11.2023 · Stralsund. Pastorin Beatrix Kempe wird am kommenden Sonnabend (2. Dezember) als Referentin für die Arbeit mit Frauen in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern eingeführt. Zuvor wird zum Austausch eingeladen. Im Porträt äußert sich Beatrix Kempe über die Spiritualität von Frauen, über die Kraft des Evangeliums und ihre berufliche Motivation.

Pastorin Beatrix Kempe wird am Sonnabend, 2. Dezember, um 13 Uhr in Stralsund in den Dienst als Referentin für die Arbeit mit Frauen in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern durch Propst Dirk Fey eingeführt. Vor dem Gottesdienst im Begegnungszentrum der Luther-Auferstehungsgemeinde (Alte Richtenberger Straße 87) findet ab 10 Uhr ein Thementag unter dem Titel „Frauen treffen Frauen – Jetzt ist die Zeit“ statt, zu dem die Arbeit mit Frauen im Sprengel Mecklenburg und Pommern einlädt.

 

In Tischgemeinschaften ins Gespräch kommen

 

Im Zentrum des Thementags stehen Gedanken, die Beatrix Kempe zu der Fragestellung „Wofür ist es jetzt Zeit – ganz persönlich und in unserer Kirche?“ mitbringt. „Über ihre Impulse wollen wir in Tischgemeinschaften ins Gespräch kommen“, heißt es in der Einladung zum Thementag. Die Stelle der Referentin für die Arbeit mit Frauen ist eine 50-Prozent-Stelle und auf sechs Jahre befristet. Sie wird gemeinsam von den beiden Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern finanziert. Mit weiteren 50 Prozent ist Beatrix Kempe seit Oktober als Präventionsbeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises tätig. Ihre Einführung in den Dienst in dieser Funktion fand am 21. November statt.

 

„Spiritualität von Frauen ist auf Gemeinschaft ausgerichtet“

 

„Ich freue mich sehr auf die Aufgabe als Referentin für die Arbeit mit Frauen und möchte diesen Dienst mit großer Begeisterung und getragen von der Botschaft des Evangeliums ausfüllen und meine Erfahrungen und Kompetenzen einbringen“, sagt Beatrix Kempe. Wichtige Ziele seien für sie, im Rahmen der Arbeit mit Frauen einen Ort der Zuversicht zu bieten, verlässliche Ansprechpartnerin zu sein und Räume für Begegnungen zu schaffen. „Die Arbeit mit Frauen ist ein unverzichtbarer Teil des kirchlichen Wirkens. Frauen gestalten und organisieren maßgeblich das Leben in den Kirchengemeinden. Ich möchte dieses ehrenamtliche Engagement von Frauen in den Fokus rücken, das umso bemerkenswerter ist, da Frauen noch immer einen Großteil der häuslichen, der sogenannten Care-Arbeit stemmen“, weiß die Pastorin. Einen weiteren wichtigen Aspekt ihrer künftigen Arbeit sieht sie in der Spiritualität von Frauen. Diese sei vielfältig, farbig und auf die Gemeinschaft ausgerichtet. „Ich möchte das Miteinander in der Arbeit mit Frauen stärken und neue Impulse geben.“

 

Theologin aus Glaubensüberzeugung

 

„Zu DDR-Zeiten hat niemand Theologie nur aus Interesse, sondern aus Glaubensüberzeugung studiert“, ist sich Beatrix Kempe sicher. „Ich komme nicht aus einem Pfarrhaus, aber ich wollte gerne Pastorin in der pommerschen evangelischen Kirche werden“, sagt die gebürtige Stralsunderin. Bis sich dieser Wunsch erfüllte, musste sie einige Umwege nehmen. Das Abitur blieb ihr aufgrund ihrer aktiven Kirchenmitgliedschaft verwehrt. „Ich war in der Jungen Gemeinde bei Johannes Düben im Turm der Jakobikirche.“ Die jungen Leute engagierten sich unter anderem in der Friedensbewegung. „Das war politisch nicht korrekt“, so die 57-Jährige über die Gängelung im damaligen System. Sie begann nach der Schule zunächst eine Ausbildung als Buchhändlerin, Lesen ist bis heute eine ihrer großen Leidenschaften. „Es gab damals nur einen Ausbildungsplatz pro Jahr“, erinnert sich Beatrix Kempe. Den habe sie dann trotz Kirchenmitgliedschaft aufgrund ihrer schulischen Bestnoten bekommen. Auf die Ausbildung Anfang der 80er Jahre folgte schon bald die Ernüchterung im Arbeitsleben: „Ich konnte als Buchhändlerin nur das verkaufen, was zugeteilt wurde.“ Mit Leidenschaft für Literatur habe das wenig zu tun gehabt. Für einen vielseitig interessierten Freigeist wie Beatrix Kempe kein erträglicher Dauerzustand.

 

Evangelium mit fröhlich-kreativer Atmosphäre

 

„Ich bin im Stralsunder Bonhoefferhaus groß geworden, wurde im Kinderkreis, in der Christenlehre und im Konfirmandenunterreicht von klein auf christlich sozialisiert“, erzählt sie. „Ich habe Kirche stets als geschützten Freiraum erlebt. Als einen Ort, an dem ich so sein kann, wie ich bin. Mit der Botschaft des Evangeliums, die von einer fröhlich-kreativen Atmosphäre begleitet wird. Das habe ich immer als total wohltuend empfunden.“ Und genau diese Erfahrungen habe sie an andere Menschen weitergeben wollen, beschreibt sie eine zentrale Motivation für ihren Wunsch, Pastorin zu werden. Über die sogenannte Sonderreifeprüfung gelang ihr schließlich der Zugang zum Theologiestudium, das sie 1985 in Greifswald begann. Nach dem Grundstudium studierte sie ein Jahr am „Philosophisch-Theologischen Studium Erfurt“, der katholischen Ausbildungsstätte in der DDR. Das sei eine absolute Ausnahme und nur durch eine interne Verabredung sowie mit bischöflicher Fürsprache möglich gewesen. „Ich wollte das unbedingt machen, um die Ökumene besser zu verstehen. Da konnten eigentlich keine evangelischen Frauen studieren und ich war dort dann sozusagen inoffizielle Gasthörerin“, erzählt sie.

 

„Ich wäre auch ins kleinste Dorf gegangen“

 

Ihr Vikariat absolvierte Beatrix Kempe in der Nähe von Stralsund in den Kirchengemeinden Brandshagen und Reinberg bei Pastorin Rosemarie Raabe. Ihr Studium beendete sie 1996 mit dem zweiten Examen. „Ich wollte so gern in Pommern bleiben. Ich wäre auch ins kleinste Dorf gegangen“, denkt Beatrix Kempe zurück. Aber völlig anders als heute, habe es damals für sie keine Möglichkeit gegeben, in Pommern eine Pfarrstelle zu bekommen, bedauert sie. Aus familiären Gründen verschlug es sie dann über verschiedene Stationen, unter anderem über die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, wo sie ins Ehrenamt ordiniert wurde, bis nach Regensburg. Dort nahm Beatrix Kempe eine Stelle als Evangelische Religionslehrerin am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen an. „Ich war die erste Frau auf der Stelle“, ist sie stolz, sich da „durchgebissen“ zu haben.

 

Begleitung in seelischen Krisen

 

Später unterrichtete sie zusätzlich Evangelische Religion an einer katholischen Realschule in Regensburg. Parallel dazu bildete sich die Theologin stetig weiter, absolvierte verschiedene therapeutische Aus- und Weiterbildungen und bot ab 2005 ihre Hilfe als Heilpraktikerin für Psychotherapie im Sinne des Heilpraktikergesetzes an. „Diese Tätigkeit empfand ich als sinnvolle Ergänzung meines Berufs als Pastorin, die aber auch eine genaue Trennung der unterschiedlichen Rollen erfordert.“ Zwar sei Seelsorge etwas völlig anderes als eine Therapie, ihre neu gewonnen Kenntnisse habe sie aber stets als hilfreich wahrgenommen. „Menschen erleben ganz unterschiedliche seelische Fragen, Krisen oder Verletzungen, die dann auch entsprechend unterschiedliche Begleitung und Unterstützung brauchen.“

 

14 Jahre Studienleiterin im Bildungszentrum

 

Im Jahr 2009 wurde Beatrix Kempe Theologische Studienleiterin im Evangelischen Bildungszentrum Hesselberg in Gerolfingen, wo sie die zurückliegenden 14 Jahre tätig war. „Das war ein sehr ländlich geprägtes Umfeld“, beschreibt sie diese Region in Mittelfranken, die aber alles andere als abgehängt ist. Beatrix Kempe organisierte dort zahlreiche Veranstaltungen, beispielsweise den jährlich stattfindenden Landfrauentag mit bis zu 1.000 Teilnehmenden. Sie leitete Teamcoachings, befasste sich mit frauengesundheitlichen und religiösen Themen, führte vielfältige persönlichkeitsbildende Seminare durch, unter anderem mit Kriegskindern und -enkeln. Auch wenn ihr die abwechslungsreiche Arbeit im Bildungszentrum viel Freude bereitete, reifte in ihr der Wunsch, wieder nach Pommern zurückzukehren. Vor allem, um sich besser um ihre Eltern kümmern zu können.

 

Rückkehr in die alte Heimat

 

„Den Kontakt zu meiner alten Heimat habe ich nie verloren“, sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Jahrelang war sie in der Sommerzeit als Kurpastorin auf Hiddensee tätig, besuchte regelmäßig Familie und Freunde in Stralsund. So begann sie, nach einer möglichen beruflichen Zukunft im pommerschen Kirchenkreis zu suchen. „Ich war offen für Neues und habe einfach die Initiative ergriffen und gefragt, was kann ich tun, wo werde ich gebraucht?“ Der Stralsunder Propst Tobias Sarx kannte die Antwort, wie Beatrix Kempe berichtet: „Während eines Gesprächs machte er mich auf die Stellenausschreibung der Referentin für die Arbeit mit Frauen aufmerksam und dann hat einfach alles gepasst.“

 

Mehr: Arbeit mit Frauen in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern

Quelle: PEK (sk)