Mecklenburgische Synodale entschieden sich im 1. Wahlgang Neue Pröpstin Sabine Schümann: Gott immer wieder ins Gespräch bringen

Die neue Pröpstin Sabine Schümann (3.v.r.) mit Propst Dirk Fey, Bischof Tilman Jeremias, Präses Christoph Heydemann, Pröpstin Britta Carstensen und Propst Marcus Antonioli (v.l.n.r.),

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

28.10.2023 · Güstrow/Parchim. Sabine Schümann erhielt das Vertrauen: Die Mitglieder der mecklenburgischen Kirchenkreissynode wählten die 44-Jährige heute in Güstrow im 1. Wahlgang mit 37 Ja-Stimmen von 40 abgegebenen und 40 gültigen Stimmen zur mecklenburgischen Pröpstin mit Sitz in Parchim.

Zur Wahl nötig waren mindestens 28 Ja-Stimmen – die Mehrheit der gesetzlichen Anzahl von 55 Synodalen. Die Theologin war die einzige Kandidatin. Ihr Dienst als Pröpstin wird im Frühjahr 2024 beginnen.

 

Die jetzt gewählte Pröpstin ist Nachfolgerin von Propst Dirk Sauermann, der vor allem aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig das Leitungsamt abgab. Das Propstamt wird im Kirchenkreis Mecklenburg von vier pröpstlichen Personen – künftig zwei Pröpstinnen und zwei Pröpsten – in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen sie jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet (Seelsorgebezirk) und ebenso für gemeinsame Aufgaben im kreiskirchlichen Dienst, etwa für die Verwaltung, die Diakonie oder für die Dienste und Werke. Die pröpstlichen Personen haben ihren Sitz in Parchim, Wismar, Rostock und Neustrelitz.

 

Als Kirche Sehnsucht nach dem Heiligen stillen

 

„Von Herzen sage ich Danke für das Vertrauen und freue mich auf die neue Aufgabe“, sagte Sabine Schümann unmittelbar nach ihrer Wahl. Bei ihrer Vorstellung zuvor hatte die Theologin alle Christenmenschen dazu aufgerufen, „Gott immer wieder ins Gespräch bringen. Untereinander und mit denen, die nichts von ihm wissen.“ Sie sei davon überzeugt, dass Kirche wunderbare Räume habe und immer wieder neu schaffen könne, ja müsse, in denen das möglich sei: „Begegnung, Erzählung, Austausch, Segen. Wir müssen uns selbst befragen und anfragen lassen, wie diese Räume aussehen sollen.“

 

Ein aktuelles Beispiel aus ihrer Kirchenregion Ludwigslust-Dömitz sei das Projekt „Einfach ja" gewesen, bei dem unter freiem Himmel spontane Segnungen und kirchliche Trauungen möglich waren, so die Pröpstin und erzählte weiter: „Zu uns kamen Menschen, die nach einem Ort gesucht haben. Wie Jakob hatten sie eine große Sehnsucht nach Segen. Es war ein wunderbarer Tag mit reichlich Lachen, Glückstränen und mit einem relativ großen Echo….Uns Mitarbeitenden hat der Tag darüber hinaus wieder einmal deutlich gemacht, mit welchem Schatz wir unterwegs sind und, dass Kirche eine Sehnsucht nach dem Heiligen stillen kann, die kein Yoga-Kurs kompensiert.“

 

Kirche sollte sich mehr trauen und aus der eigenen Komfortzone heraustreten

 

Schümanns Fazit und zugleich ihr Credo über diese und andere Projekte, die sie segensreich im Team mit Kolleginnen und Kollegen auf die Beine stellte: „Man muss sich nur trauen. Heraus aus der eigenen Komfortzone. Heraus aus den Grenzen der eigenen Gemeinde. Weg von dem immer-schon und haben-wir-schon-mal-gemacht-hat-nicht-funktioniert-Gerede. Dazu will ich Lust machen. Zur Arbeit in den Gemeinden und darüber hinaus. Es gibt viele tolle Angebote und Projekte, gute gewachsene Traditionen.“

 

Vor diesem Hintergrund ermunterte Pröpstin Schümann dazu „manches Experiment zu wagen, neue Räume zu eröffnen - in Pfarrhäusern und Kirchen, in Wohnzimmern und unter freiem Himmel. Wenn dabei etwas nicht klappt, wenn wir mit einem Projekt scheitern, dann müssen wir es lassen, neugestalten, die Dinge verändern. Wenn wir als evangelische Christenmenschen nicht scheitern dürfen und trotzdem im Bewusstsein leben können, dass Gott mit uns ist - wer dann?“

 

Mehr mit den Vorzügen von Mecklenburg und seiner Menschen werben

 

Im Blick auf die Propstei Parchim aber ebenso auf ganz Mecklenburg, wo derzeit viele Stellen unbesetzt sind, weil sich keine oder wenige Bewerberinnen und Bewerber für die Pfarrstellen finden, riet Sabine Schümann dazu, das mecklenburgisches Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. „Weniger jammern und mehr werben. Mit toller Landschaft, engagierten Menschen, einer großen Nähe zu Hamburg und Berlin.“ In vielen Gemeinden gäbe es große Freiheiten; die Bereitschaft auf andere Weise von Gott zu erzählen, neue Räume zu eröffnen und zu betreten. Gleichzeitig würden Traditionen gepflegt und das sei wunderbar; „ein Aspekt von Vielfalt und die Erinnerung, dass wir unseren Auftrag auf vielerlei Weise umsetzen können in Gemeinden und Regionen, und ebenso in den Diensten, Werken und in der Diakonie.“ 

 

Traditionen lebendig halten, Projekte anschieben und Visionen entwickeln

 

Abschließend stellte Sabine Schümann heraus, warum sie für das pröpstliche Amt kandidiert habe: „Weil ich mit den Mitarbeitenden das Glaubensleben gestalten will: Traditionen lebendig halten, Projekte anschieben, Visionen entwickeln, Erfahrungen machen und teilen - auf Propsteiebene, im Kirchenkreis, in der Nordkirche. Ich kandidiere und vertraue darauf, dass wir die Geschichte Gottes mit uns Menschen immer wieder erzählen und teilen - in Kirchen, Gemeinderäumen, in Wohnzimmern und unter freiem Himmel.“ Zudem verbinde sich für sie mit dem pröpstlichen Leitungsamt das Hören und die Seelsorge im Kontakt mit Menschen und Mitarbeitenden.

 

Bischof Jeremias: ausgeprägte Persönlichkeit zur Wahl vorgeschlagen

 

Bevor die 40 anwesenden Synodalen ihre Stimmen zur Wahl in Güstrow abgaben, hatte MV-Bischof Tilman Jeremias, der den Pröpste-Wahlausschuss leitete, das Votum des Gremiums begründet und gesagt: „Wir freuen uns, dass mit Pastorin Sabine Schümann eine junge und hoch motivierte Persönlichkeit zur Wahl stellen, die viel Energie und frische Ideen einbringen kann.“ Denn das pröpstliche Amt beinhalte eine Fülle von Aufgaben im Geflecht zwischen Kirchenkreis und Nordkirche. „Deshalb gehört Mut dazu, bereit für dieses Amt zu sein.“

 

Neue Pröpstin: Mecklenburgerin mit internationalen Erfahrungen

 

Sabine Schümann stammt gebürtig aus Waren an der Müritz. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Rostock, in Nottingham (Großbritannien) und in Münster/Westfalen, führten sie Studienaufenthalte bzw. ein Praktikum nach Rom, Tokyo und Moskau. Ihr Vikariat absolvierte Sabine Schümann in der Kirchengemeinde Lichtenhagen Dorf bei Rostock. Seit 2009 ist sie Pastorin in der Kirchengemeinde Groß Laasch-Lüblow und im Moment ebenso zuständig für die Kirchengemeinden Grabow und Neese. Seit März 2023 ist sie zudem Regionalpastorin. 

 

Geistlich geprägt haben Pastorin Schümann nach eigenem Bekunden die biblischen Erzählungen ihrer Patentante, die Christenlehre bei Martina Domann und der Konfirmandenunterricht bei Astrid Lüth. Ebenso prägend war für sie die lebendige Jugendarbeit durch Gemeindepastor Leif Rother. Die 44-Jährige wohnt mit ihrem Lebensgefährten in Groß Laasch.

 

Verantwortung im Kirchenkreis und in der Propstei

 

Die Propstei Parchim gliedert sich in die vier Kirchenregionen Boizenburg-Wittenburg, Hagenow, Ludwigslust-Dömitz und Parchim mit insgesamt 47 Kirchengemeinden und rund 29.000 Gemeindegliedern. Das Propstamt wird im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg derzeit von den vier pröpstlichen Personen in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen sie jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet (Seelsorgebezirk) und ebenso für gemeinsame Aufgaben im kreiskirchlichen Dienst, etwa für die Verwaltung, die Diakonie oder für die Dienste und Werke. Die Pröpstinnen und die Pröpste haben ihren Sitz in Wismar, Parchim, Rostock und Neustrelitz.

 

Mehr: 16. Tagung der II. Kirchenkreissynode

Quelle: ELKM (cme)