Aus dem Gemeindeleben Kulturort für die Lebenden - Fortsetzung der erfolgreichen Friedhofsführungen in Binz
21.09.2023 · Binz. „Friedhöfe sind nicht nur Orte, an denen die Toten zu Hause sind. Sie sind auch Kulturorte für die Lebenden.“ Dieses Zitat des Kulturbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, war das Motto der zweiten Friedhofsführung auf dem kirchlichen Friedhof in Binz auf Rügen.
Nach dem großen Erfolg im vorigen Jahr luden auch in diesem Sommer wieder Pastorin Christel Handt und Friedhofsverwalterin Diana Weltzien auf den Binzer Gottesacker ein. Beide waren gleichermaßen erstaunt und erfreut über das große Interesse an dieser abendlichen Führung. Schnell hatte sich eine Gruppe von 42 Gästen gebildet, Kerzen zeigten den Weg zu den besonderen Grabsteinen dieses Abends.
Ein Ort des Friedens in unserer Welt
„Manche Gesichter waren uns nicht mehr fremd, letztes Jahr waren einige schon zur ersten Führung dabei“, erzählt Diana Weltzien. Besondere Gäste kamen aus Wien. Sie verbrachten ihren Urlaub in Binz und waren sehr gespannt. Das österreichische Ehepaar stellte während der Führung fest: Der Friedhof in Binz gehört heute zu den wenigen Orten auf unserer Welt, an denen es noch relativ friedlich zugeht. Ungewöhnliche Stille, Natur und spektakuläre Grabsteine machen den Waldfriedhof in Binz zu einem Stückchen Erde, auf dem Erinnerung und Vergessen auf natürliche Art und Weise verschmelzen.
Vater und Mutter unser
Christel Handt schilderte den Teilnehmenden einige Hintergründe und Anekdoten zu manchen der Grabsteine, unter anderem zum Stein der ersten Beisetzung eines Kindes, zum Grabstein des Gärtners, der den Friedhof angelegt hat, sowie zu den Grabsteinen einer Lehrerin, eines Steinmetzes, eines Hoteliers und über das Lapidarium. Dabei war auch Raum für Heiterkeit: Die Pastorin berichtete von einer älteren Dame, die auch schon auf dem Friedhof ruht. Wenn Sie früher die Pastorin zum Gespräch einlud, habe sich die Stenotypistin immer gut mit kleinen stenotypierten Zetteln vorbereitet. Und sie war der festen Meinung: Für mich ist Gott kein Mann! Darum sei bei ihrer Beisetzung 2012 gebetet worden: „Vater und Mutter unser“, so, wie die Frau es selber auch immer gebetet hatte, berichtete Christel Handt.
Nächste Führung im kommenden Jahr
Wie im Vorjahr war die Binzer Friedhofsführung ein großer Erfolg für alle Beteiligten, auch durch die musikalische Begleitung durch Kantor Thomas Klee. Zum Abschluss wurde noch ein gemeinsames Lied in der Kapelle gesungen und sich gegenseitig zugesagt: „Bis zum nächsten Jahr“.
Weitere Informationen unter: https://www.evangelische-kirche-binz.de/
Quelle: PEK (sk)