Aus dem Gemeindeleben Orgeltag in Malchow: Hören, spielen und ausprobieren

Von Hans-Joachim Kohl

Josef Brau an der Grüneberg Orgel mit KMD Christiane Drese im Orgelmuseum Malchow

Fotos: Hans-Joachim Kohl

12.09.2023 · Malchow. Die Möglichkeit gleich vier Orgeln in den Kirchen von Malchow auszuprobieren, das bot der Propstei-Orgeltag am Sonnabend (9. September). Kinder, Jugendliche und Senioren aus den Regionen Malchow und Neubrandenburg, sowie Gäste aus dem Kirchenkreis Pommern waren dabei.

Es waren alles Tastenspieler, die sich auf der Orgel ausprobieren oder weiterentwickeln wollten. Organisiert wurde der Tag von Kirchenmusikdirektorin Christiane Drese aus Waren und Kantor Martin Hebert aus Malchow. Gespielt wurde auf der Sauer Orgel von 1983 im Haus der Sieben-Tags-Adventisten, der Nußbücker Orgel von 1992 in der katholischen Kirche und auf zwei Friese III Orgeln in der Stadtkirche und in der ehemaligen Klosterkirche (Orgelmuseum).
 
An der Nußbücker Orgel in der katholischen Kirche spielten auch Tim Pauls (14) aus Ludorf und Johann Schulz (16) aus Massow. „Ich finde den Klang sehr schön“, sagt Johann, „es ist nur schwierig, dass das Pedal angehängt ist an das Manual. Wenn man Töne mit den Füssen im Pedal spielt, fehlen sie oben im Manual. Wenn man sie trotzdem braucht, sind sie einfach nicht da“. Denn das Manual kann man nicht vom Pedal trennen. Johann lernt seit einem Jahr an der Orgel und spielt vor allem in den Kirchen in Wredenhagen und in Röbel.

 

"Da kann man was lernen“

 

„Ich finde es interessant mal neue Orgeln auszuprobieren“, sagt Tim, „Malchow ist eine schöne Stadt mit vielen Kirchen. Da kann man was lernen“. Er lernt seit knapp zwei Jahren an der Orgel und spielt gerne in den Kirchen in Ludorf und Röbel. „Man kann Stücke von Bach spielen, die man auf dem Klavier nicht spielen kann“, erklärt Tim, „ich liebe die Atmosphäre im Gottesdienst mit der Gemeinde und die Klangvielfalt der Orgeln“.
 
Als Gäste waren auch fünf Tastenspieler und Tastenspielerinnen aus dem Kirchenkreis Pommern mit der Organisten Ina Altripp aus Groß Kiesow gekommen. Sie ist Orgelunterrichtsbeauftragte des Pommerschen Kirchenkreises und fährt zu ihren 24 Schülerinnen und Schülern auf Usedom und im Greifswalder Umland. „Es gibt sehr viele schön restaurierte Orgeln“, erzählt sie, „das ist unser Ansatz, dass diese Orgeln auch gespielt werden und nicht wieder kaputt gehen“. Beim Organistennachwuchs – von 8 bis 80 Jahren - gibt es sehr viele Interessenten, aber, „es gibt eine Warteliste“, ergänzt sie, „die Älteren bleiben eher in den Dörfern, sodass sie dann eher mal Gottesdienste spielen. Bei den Jüngeren wird das Interesse am Orgelspiel soweit geweckt und geschult, daß es in ihrem späteren Lebensumfeld hoffentlich auch seinen Platz erhält. Das Interesse an Orgelmusik ist erstaunlich groß, auch selbst zu spielen und Energie da hinein zu stecken und sich ausbilden zu lassen“. Den Tag fand sie für ihre Schülerinnen und Schüler anregend, besonders auch durch das Orgelmuseum.

 
Emil Neubert (15) aus Weitenhagen spielt seit knapp drei Jahren Orgel, meist auf der kleinen einmanualigen Mehmel Orgel (1862) in der Dorfkirche Weitenhagen. Er war beim Orgeltag dabei, „weil es mir Spaß macht auch andere Orgelschüler zu treffen. Eine Orgel ist ja kein Orchesterinstrument, so spielt man immer alleine daran“. Er hat auch gern anderen beim Orgelspielen zugehört. „Die großen Orgeln finde ich besonders imposant“, sagt er, „die beiden Friese III Orgeln klingen am besten“.

 

"Ein bisschen verstimmt sind aber beide“


Auch Josef Braun (12) aus Reetzow am Gothensee auf der Insel Usedom hat beim Orgeltag mitgemacht, „weil ich unbedingt mal an einer größeren Orgel spielen wollte und weil ich es schön finde, mal woanders zu sein“. Er hat mit 5 Jahren Keyboard angefangen und mit 7 Jahren Orgel. Er spielt aber auch von Metallica „Nothing else matters“. „Es macht mir Spaß, wenn ich neue Sachen lerne. Es ist ein tolles Gefühl schöne Lieder zu spielen. Ich finde es schön, wenn andere Leute sich freuen darüber“. Josef spielt in den Kirchen in Benz und in Mellenthin auf Usedom. „In Benz klappern die Tasten manchmal“, sagt er, „das ist in Mellenthin weniger der Fall. Ein bisschen verstimmt sind aber beide“. In faszinierten besonders die beiden großen Friese III Orgeln. „Emil und Josef waren beide schon mit einzelnen Beiträgen zu Andachten und Gottesdiensten im Einsatz“, erzählt Ina Altripp.

 

Ziel des Orgeltages in der Propstei ist es auch ehrenamtlichen Nachwuchs zu finden und zu fördern. Das gelingt auch. „Es lohnt sich“, erzählt Martin Hebert, „Tim z.B. spielt schon Gottesdienste in Ludorf und in Röbel. Vielleicht findet ja der ein oder andere den Weg über den D- oder C-Kurs zum Kirchenmusikstudium“. Er hat jetzt sechs Orgelschüler und Orgelschülerinnen, u.a. Johann aus Massow, Emma Wernecke aus Melz und Kim Sadra aus Röbel. „Es ist toll zu sehen“, sagt Martin Hebert, „ welche Fortschritte sie machen“. Es ist eben wichtig, dass die Gemeinde beim Gesang im Gottesdienst begleitet wird und die vielen wunderbar restaurierten Orgeln gespielt werden. Denn, wer rastet der rostet! Das gilt auch für Orgeln. In der Schlußrunde sagten alle, dass sie gern wieder kommen zu einem Orgeltag der Propstei.

Quelle: kirche-mv.de (hjk)