Aus dem Gemeindeleben Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk: Zinnleuchter aufgetaucht

Von Hans-Joachim Kohl

Küster Jürgen Stahl (li.) und Kirchenältester Gerd Ehrke mit dem wiedergefundenen Altarleuchter von 1678.

Foto: H.-J. Kohl

20.12.2024 · Porep. Die Kirchengemeinde und Kirchenältester Gerd Ehrke können ihr Glück kaum fassen: Nach vermutlich mehreren Jahrzehnten ist ein zweiter Zinnleuchter der Kirche Porep aus dem Jahr 1678 bei einer Auktion in Dresden aufgetaucht.

Das Kunstauktionshaus Günther konnte den Leuchter noch rechtzeitig aus einer Auktion nehmen. Laut Friedrich Schlie ist das Kunstgut einer von insgesamt vier Leuchtern. Der Kirchenälteste Gerd Ehrke hatte nach Hinweisen von Dr. Antje Heling-Grewolls, der Kunstgutreferentin der Nordkirche, und ihres Kollegen aus Dresden, mit dem Dresdner Auktionshaus umgehend Kontakt aufgenommen. „Das war wirklich sehr kooperativ, konstruktiv und interessant“, erzählt Ehrke. „Der Chef des Auktionshauses meinte dann: Ich schick euch den zurück“.

 

Mitte Dezember kam der Leuchter auch in Porep an, sogar das Porto brauchte die Gemeinde nicht zu bezahlen. „Er ist Nuancen anders zu dem noch vorhandenen Leuchter von 1675“, sagt Gerd Ehrke. „Dies ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die Werkstatt Veränderungen vorgenommen hat“. Der Schaft und die Füße sind beim Leuchter von 1678 feiner gestaltet. Die Buchstaben auf den Leuchtern sind identisch und die Inschrift weist eindeutig auf die Kirche Porep: PAGEL RUSCK VEREHRET DIESEN LUCHTER IN DER KIRCHE ZV PVREP. Außerdem sind die Stempel der Werkstatt identisch.

 

"Das Tüpfelchen auf dem I"

 

Das Auktionshaus Günther hatte den Leuchter aus dem Nachlass eines „zahnärztlichen Professors in Dresden erhalten“, so Leiter Stefan Günther und ergänzt, dass dieser das Stück etwa in den 1970er- oder 1980er-Jahren in Dresden erworben hatte. „Unsere Gemeinde war hellauf begeistert, denn wir hatten den einzelnen Leuchter schon in die Ecke gestellt“, erzählt Gerd Ehrke, Und Küster Jürgen Stahl fügt hinzu: „Ich kannte bisher nur die zwei Blechleuchter, die wir immer genommen haben. Wir wollten gerade neue Leuchter erwerben. Zu Heilig Abend 2024 ist jetzt wieder zusammen, was zusammen gehört“. Im Vorjahr wurde die Kirche Porep übrigens umfassend renoviert. So gesehen ist der Fund des Leuchters das Tüpfelchen auf dem I.       

 

„Die Kooperationsbereitschaft des Auktionshauses war sehr gut“, freut sich Dr. Antje Heling-Grewolls und berichtet, dass es immer wieder ähnliche Beispiele gebe. Die Kunstgutreferentin der Nordkirche verwahrt eine Liste von schon langen vermissten und noch nicht wiedergekehrten Kunstschätzen und hofft, dass wieder etwas gefunden werde. „Es gibt auch bundesweit diese erfreulichen Beispiele, dass auch nach vielen Jahren Dinge wiederauftauchen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf“. Dr. Antje Heling-Grewolls ist vor allem für die Inventarisierung der Kunst- und Kulturgüter in der Nordkirche zuständig. Sie schätzt, dass in den fast 2000 Kirchen und mehr als 2000 kirchlichen Gebäuden etwa 100.000 kunst- und kulturgeschichtliche Objekte zum Inventar gehören.

 

Tiefergehende Inventarisation

 

Die Vorarbeit zur Inventarisierung aller Kunstobjekte ist in allen drei Vorgängerkirchen der Nordkirche in den 1990er-Jahren gemacht worden. „In der damaligen nordelbischen Kirche wurde nur eine Kurzinventarisation mit wenigen Angaben gemacht“, erklärt sie. „Dafür kam man schnell voran und hat die Hälfte der Kirchen geschafft.“ In der pommerschen und der mecklenburgischen Landeskirche wurde eine tiefergehende Inventarisation gemacht, die dann tatsächlich in den 2010er-Jahren bei ca. 70 bis 80 Prozent angekommen ist. Heling-Grewolls: „Es zeigt sich, dass diese größere Genauigkeit sehr großen Wert für meine jetzige Arbeit hat. In Mecklenburg, glaube ich, haben wir in zwei bis drei Jahren wirklich komplett alle Kirchengebäude geschafft, in Schleswig-Holstein und Hamburg wird noch mehr Zeit nötig sein“.      

 

Die Kirchengemeinde Suckow, zu der die Kirche Porep gehört, gehört kirchenrechtlich seit alters her zu Mecklenburg. Die Kommune gehört seit 1951 zu Brandenburg. Alle 6 Wochen feiert die evangelische Gemeinde in der Kirche Porep Gottesdienst. Neben Kulturveranstaltungen gibt es das Weihnachtskonzert, das traditionelle Osterpilgern, die Hubertus- und die Floriansmessen. Die Kirche Porep wird auch bei den Kirchenkuckertouren im Parchimer Land von interessierten Gruppen besucht.       

Quelle: kirche-mv.de (hjk)