Gabriela Wendt war 43 Jahre im kirchlichen Dienst / Steffanie Knupper übernimmt Die gute Seele im Parchimer Propstbüro verabschiedet

Gabriela Wendt (r.) ist dankbar dafür, dass mit Steffanie Knupper (l.) ihre eigene Wunsch-Nachfolgerin im Büro gefunden ist und alles in gute Hände kommt.

Foto: ELKM/C. Meyer

05.07.2024 · Parchim. „Alles hat seine Zeit“: Gabriela Wendt brachte sich mit ihren Gaben mehr als 43 Jahre in den kirchlichen Dienst in Mecklenburg ein. Am heutigen Freitag wurde die 63-Jährige in der St. Georgenkirche Parchim bei einer Andacht verabschiedet. Am 1. Juli trat die Sekretärin im Propstbüro bereits die Ruhephase ihrer Altersteilzeit an. Seit Mai konnte Gabriela Wendt ihre Nachfolgerin, Steffanie Knupper, in die „kleinen und großen Geheimnisse“ noch einarbeiten. Beide Frauen sind doppelt dankbar. Wir sprachen mit ihnen und blickten zurück.

Eine Freundin hatte Gabriela Wendt nach Abschluss der Schule auf das Seminar für Kirchlichen Dienst (SKD) in Greifswald aufmerksam gemacht. Die Einrichtung hatte Helga Krummacher, die Frau von Bischof Friedrich-Wilhelm Krummacher, vor 60 Jahren nur für Frauen gegründet, da es zu dieser Zeit wenig Ausbildungsmöglichkeiten für junge Frauen gab. „Gemeinsam – als einzige Seminaristinnen in ihrem Kurs – absolvierten wir beide die Ausbildung zur Verwaltungsdiakonin“, blickt sie zurück. Gekoppelt war die Ausbildung mit der praktischen Ausbildung im Schweriner Oberkirchenrat (OKR). Praktika im Kirchensteueramt Malchin und der Kirchenökonomie Ribnitz gehörten bis 1980 dazu - dem Jahr ihrer Examensprüfung. Dem folgte noch ein Praktikumsjahr in der Münzstraße, dem Sitz des OKR, „bevor die Verwaltungsprüfung I anstand“, erzählt Gabriela Wendt. „Im Mai 1981 fing ich dann im Büro des damaligen OKR-Präsidenten Peter Müller an.“ Dort bekam sie spannende Einblicke in das Staat-Kirche-Verhältnis zu DDR-Zeiten.

 

Nachdem die junge Frau 1982 heiratete, wechselte sie nach Parchim – und hielt 17 Jahre lang die Fäden für Landessuperintendent Horst Blanck im Büro zusammen, anschließend ab 1999 für sieben Jahre für LSI Ernst-Friedrich Roettig. Für wiederum 17 Jahre war Gabriela Wendt dann die gute Seele im Büro von Dirk Sauermann, der ab 2006 zunächst ebenfalls LSI war und im Zuge der Fusion zur Nordkirche 2012 das neue Propstamt bekleidete. Ab März 2024 arbeitete sie dann noch mit der neuen Pröpstin Sabine Schümann zusammen.

 

Kirchliche Strukturveränderungen hautnah erlebt

 

„So gesehen habe ich auch alle Strukturveränderungen, die es in den vergangenen Jahrzehnten in der Mecklenburgischen Landeskirche und später im Kirchenkreis gab, immer hautnah erlebt“, resümiert sie und benennt u.a. zwei Dinge: „Früher machten die Landessuperintendenten zahlreiche Visitationen in den Gemeinden. Und es gab je Kirchenkreis eine eigene Verwaltung, so dass die Pastorinnen und Pastoren nach Parchim kamen und dabei oft auch in meinen Büro reinschauten. Das kommt heute selten vor. Dafür haben die heutigen pröpstlichen Personen andere Aufgaben und zahlreiche Gremien zu bewältigen und sind viel unterwegs.“ Das heißt aber auch: „Ich war viel allein im Büro und hielt dann per Telefon und E-Mail den notwendigen Kontakt zu meinem Propst.“

 

Nachdem Propst Dirk Sauermann im Herbst 2023 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Propstamt schied und sich zunächst keine Nachfolgerin bzw. kein Nachfolger fand, folgte für Gabriela Wendt eine „schwierige Zeit“, wie sie es selbst formuliert und ergänzt: „Zwar übernahmen Pröpstin Britta Carstensen und Propst Marcus Antonioli engagiert viele Aufgaben, doch vor Ort musste ich allein vieles regeln, was oftmals sehr herausfordernd war.“

 

Insgesamt gesehen habe ihr die „Vertrauensstelle“ als Sekretärin bei kirchenleitenden Personen viel Freude gemacht. „Ich war stets froh, wenn ich unterstützen und entlasten konnte.“ Natürlich habe sie ebenso Einblick gehabt in Dinge, die auch belastend waren und war oft erste Ansprechstelle bei Problemen. „Das Gebet half mir bei allem, was da so auf mich zukam“, so Gabriela Wendt, die in der Kirchengemeinde Slate beheimatet ist und ehrenamtlich Orgel in Groß Godems und Poltnitz spielt.

 

Im Blick auf ihre Kirche meint die langjährige Mitarbeiterin, dass es „unübersichtlicher durch die vielen Gemeindefusionen“ geworden sei. Dennoch hofft sie, dass der Geist Gottes immer wieder Menschen zusammenbringt, Menschen zum Glauben kommen und die Kirche neu entdecken. Wendt: „Besuche von Mitgliedern und vielfältige Kontakte sind meiner Meinung nach - trotz weiterer Räume – unerlässlich, um Gemeinde zu bauen und eine Zukunft als Kirche zu haben.“

 

Dankbar dafür, Wunsch-Nachfolgerin noch einarbeiten zu dürfen

 

Die freie Zeit im Ruhestand möchte Gabriela Wendt mit ihrem Mann bei Reisen, im Garten ihres Hauses und beim Orgelspiel genießen. „Es wird bestimmt nicht langweilig und im Propstbüro arbeitete ich auch noch ein paar Aktenberge auf.“ Und mit einem zufriedenen Blick im Gesicht fügt sie hinzu: Ich schaue doppelt dankbar auf die Zeit zurück: Auf die mehr als 43 Arbeitsjahre und dafür, dass mit Steffanie Knupper auch meine eigene Wunsch-Nachfolgerin im Büro gefunden ist und alles in gute Hände kommt.“

 

Damit der Übergang möglichst reibungslos funktioniert, hat Gabriela Wendt, Steffanie Knupper im Mai über ihre Schulter schauen lassen und sie neben den täglichen Aufgaben mit Sachkunde und Geduld in die Aktenführung, die Strukturen, die Büroabläufe etc. eingearbeitet. „So gesehen bin auch ich doppelt dankbar“, sagt Steffanie Knupper. Zum einen, dass sie bei der Kirche nach 20 Jahren in der „Welt der Krankenkassen“ einen neuen Job fand und mit der Einarbeitungsphase durch Frau Wendt einen leichten Einstieg hatte.

 

Steffanie Knupper: Hier herrscht ein angenehmer und liebevoller Ton

 

Die 37-Jährige gebürtige Gifhornerin kam vor acht Jahren wegen der Liebe von Niedersachsen nach Mecklenburg, konkret nach Parchim und fand ebenso in Slate ihre christliche Heimat. „Schon nach den ersten Wochen im Propstbüro war mir klar: Das ist auch eine Seelsorgestelle, da viele, die anrufen ihr Herz ausschütten. Das bin ich von der Krankenkasse gewohnt. Der Ton insgesamt ist bei der Kirche jedoch viel angenehmer, liebevoller und nicht so rau, wie ich es bei meiner früheren Arbeit leider erlebt habe.“

 

Es mache ihr großen Spaß und sie sei herzlich aufgenommen worden, verrät Steffanie Knupper im Gespräch. Mit der neuen Pröpstin Sabine Schümann, die auch erst seit Frühjahr im Amt ist, habe sie sich schon beschnuppert und auf dem jüngsten Propsteikonvent und dem Mitarbeitenden-Ausflug der Kirchenkreisverwaltung ebenso schon viele Gesichter im Kirchenkreis Mecklenburg einmal gesehen.

 

„Die Arbeit im Propstbüro bringt immer was Neues und so ist es abwechslungsreich“, ist sie sich sicher. Auch die geplante Umstellung auf eine digitale Ablage bereitet Steffanie Knupper keine Sorgen: „Ich finde, dieses erleichtert manches und ich habe 15 Jahre schon so tagtäglich gearbeitet.“ Ausgleich finde sie neben ihrer Familie in ihrer zweiten Heimat, der Kirchengemeinde Slate, die eine besondere Gemeinschaft biete. „Dort engagiere ich mich ehrenamtlich für die Zeltstadt, welche Pfadfinder und andere Gruppen nutzen.“

 

Dass beide Frauen in Slate ihre Heimat-Kirchengemeinde haben mag ein schöner Zufall sein. Dass Gabriela Wendt und Steffanie Knupper sich offensichtlich so gut verstehen und den Staffelstab durch die gewährte Einarbeitungszeit in guter Weise übergeben konnten, ist ein Segen für die Propstei und Mecklenburg. Auch hier gibt es Grund für eine doppelte Dankbarkeit.

Quelle: ELKM (cme)