Gespräch mit vier Engagierten beim Tag der Fördervereine in Mirow "Unterm Strich ist es das, was die Seele wärmt"

Engel in der Kirche Lärz. Am "Tag der Fördervereine" gab es neben Vorträgen auch Exkursionen zu den Kirchen in Lärz und Buchholz.

Fotos: A. Klinkhardt

27.06.2024 · Mirow. 150 Menschen trafen sich am Samstag (22. Juni) beim Tag der Fördervereine in Mirow. Darunter Engagierte aus 32 Fördervereinen. Mit vier von ihnen haben wir gesprochen:

Elke Renner, St. Mariengemeinde in Waren, Kirchgemeinderat:

 

Ich engagiere mich im Kirchgemeinderat der St. Mariengemeinde in Waren. Das ist mein erster Tag der Fördervereine. Mich hat das ganze Thema interessiert, und wir erwägen bei uns in der Kirchengemeinde auch, einen Förderverein zu gründen. Außerdem sind mein Mann und ich auch in anderen Vereinen tätig, und da wollte ich einfach neues Wissen mitnehmen und mich austauschen.

 

Für mich bedeutet Engagement für die Kirchengemeinde: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann kann man ganz große Sachen bewegen. Ich sehe da einen Sinn drin, dass ich mich engagiere. Es ist die Freude an der Sache. Es ist sicher nicht immer ganz einfach, aber unterm Strich ist es einfach so, dass es die Seele wärmt.

 

Die Mariengemeinde in Waren ist eine lebendige Gemeinde, wo viele Leute miteinander wirken und arbeiten. Ich bin ein ganz kleiner Teil davon und in diesem Zusammenspiel ergibt sich Großes und eine große Freude.

Michael Berger, Fördervereine Rostock Toitenwinkel und Lichtenhagen:

 

Ich war schon häufig beim Tag der Fördervereine dabei und engagiere mich als Katholik für die evangelischen Kirchen in Rostock Toitenwinkel und in Lichtenhagen. In Toitenwinkel bin ich vor rund 30 Jahren mit einem katholischen Freund zur damaligen Pastorin gegangen und habe gefragt, ob ein Förderverein etwas nutzen würde, weil dort die Wandmalereien stark geschädigt waren. Das sind Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, die im 19. Jahrhundert übermalt worden sind. Aber es ging darum, die Kirche zu erhalten. Das ist insofern auch gelungen, weil damals, 1996, ABM möglich war. Wir waren dann einer der ersten Fördervereine in MV überhaupt. Der Hintergrund war, Toitenwinkel war damals der jüngste Stadtteil in der DDR und wir wollten Leute in die Kirche locken auch als Kulturangebot. Der Förderverein hatte 20 Mitglieder, jetzt sind es etwas weniger, und von fünf Personen im Vorstand waren wir vier Katholiken.

 

Inzwischen sind die Wände gesichert worden, man hat versucht, sie zu trocknen, da war auch Salz in den Wänden. Aber sie haben durch die Übermalungen durch zwei Kirchenmaler im 19. Jahrhundert stark an Wert verloren. Die haben mindestens 14 Kirchen auf diese Art und Weise verschlimmbessert.

 

In der Kirche in Lichtenhagen ist mein Sohn getauft worden. Die haben wir damals noch mitbenutzt, als wir noch keine katholischen Kirchen hatten in den Plattenbaugebieten im Neubau. Jetzt gehören wir zur Kirchengemeinde St. Thomas Morus in Evershagen.

 

ich bin seit 50 Jahren in der mecklenburgischen Kirche unterwegs, zunächst in einer Arbeitsgemeinschaft für mecklenburgische Kirchengeschichte und jetzt im Verein für katholische Kirchengeschichte in Mecklenburg. Unser Verein ist nicht nur in Mecklenburg aktiv, sondern auch übergreifend im Ordensbereich. Wir haben uns stark für den Zisterzienserorden eingesetzt, deshalb bin ich auch mit Doberan verbunden. Das ist auch der spirituelle Hintergrund, mein Sohn und ich gehören zu einer kleinen Gruppe, die sich alljährlich bei den Zisterzienserinnen Mariastern auch geistlich ein bisschen uns auffrischen lässt.

Annedore Schulz, Schwerin St. Nikolai (Schelfgemeinde), Kirchgemeinderat und Bauausschuss:

 

Ich bin beim Tag der Fördervereine dabei, weil ich gerne einen Förderverein gründen möchte, der sich vor allem an Menschen richtet, die nicht kirchlich gebunden sind. Unsere Kirche ist ein sehr großer Veranstaltungsort für alle, die in Schwerin wohnen und weit darüber hinaus.

 

In der nächsten Zukunft geht es darum, die Kirche baulich zu sichern. Und es ist eine ganz besondere Kirche: Die Schelfkirche ist die einzige mir bekannte barocke Kirche, die rein evangelisch geplant und gebaut ist in Backstein.

 

Mir ist es auch wichtig, dass die Kirchengemeinde nicht vergisst, dass es eben ein Veranstaltungsort ist mit über 150 Veranstaltungen nichtkirchlicher Art und dass dieser auch erhalten bleibt und dass es dafür weiterhin Voraussetzungen gibt, damit die Kirche über ihren eigentlichen Raum hinaus weiter strahlt. Zum Beispiel mit dem Gottesdienst für Ausgeschlafene.

 

Ich bin zum ersten Mal dabei fand einiges sehr interessant, so weiß ich jetzt, dass ich mich an die Ehrenamtsstiftung wende für rechtliche Unterstützung und weiß jetzt auch ein bisschen mehr über Fundraising, das ist ja richtig gut, was der Gunnar Urbach da  gemacht hat.

Richard Engel, Kirchengemeinde Abtshagen-Elmenhorst, Förderverein der Dorfkirchen Lüdershagen und Langenhanshagen e.V. (südlich von Barth):

 

Den Förderverein haben wir vor zwei Jahren gegründet für zwei Dorfkirchen. Zwei Kirchen, das bedeutet zwar eine ziemliche Belastung, es ist aber gleichzeitig eben auch eine Chance für die Dorfkirche Langenhanshagen. Weil es da keine Gemeinde gibt, gehört sie seit 1997 schon zu Lüdershagen. Sie hat eine sehr schöne Ausstattung.

 

Ein Drittel sind auch aus dem Ort im Förderverein und nicht unbedingt immer Kirchenmitglieder, das ist ja das Schöne, wir sind 27 Mitglieder mittlerweile, innerhalb von zwei Jahren, das ist nicht schlecht. Das ist ganz klar, dass eben die Kirchenmitgliedschaft keine Voraussetzung ist, sondern die Mitarbeit im Förderverein ist für alle offen. Die Menschen sind einfach kulturell interessiert, und Kirche oder die christliche Gemeinschaft ist auch ein Stück Kultur und so kann man es auch betrachten. Ich bin getauft und konfirmiert, das gehört für mich dazu, aber es ist uns wichtig, die Kirchen für alle zu öffnen.

 

Natürlich gibt es bei mir auch ein berufliches Interesse. Ich bin Restaurator und interessiere mich für die Bauwerke, für die Geschichten, die in den Gebäuden seit Jahrhunderten die Generationen auch prägen, und das ist eben immer auch ganz spannend. Ich mache auch Führungen zum Tag des offenen Denkmals in historischer Kleidung, da geht’s sozusagen vom Turm bis in die Gruft. Mir ist es immer wichtig, den Leuten zu vermitteln, was dahinter steckt, die Wertschätzung auch gegenüber dem Geschaffenen der Vorfahren, das verbindet die Generationen ja auch alle miteinander und in irgendeiner Form ist es natürlich wichtig, diese Gebäude zu erhalten und möglichst mit Leben zu füllen.

 

Quelle: kirche-mv.de (akl)


Mehr:

 

Von Fundraising bis Vereinsrecht - 150 Engagierte beim Tag der Fördervereine in Mirow

 

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