Bischof Jeremias zu Christi Himmelfahrt im Müritz-Nationalpark: Jesu Seligpreisungen stellen unsere Maßstäbe auf den Kopf

Bischof Jeremias predigt zu Christi Himmelfahrt

Foto: Ricarda Flender/Nordkirche

10.05.2024 · Steinmühle/Carpin. Am Grünower See im Müritz-Nationalpark predigte Bischof Tilman Jeremias zu Christi Himmelfahrt im Gottesdienst der Kirchengemeinde Wanzka. Dabei entfaltete er das revolutionäre Potential der sogenannten Seligpreisungen Jesu: Stellen sie die gesellschaftlichen Maßstäbe für ein erfolgreiches Lebens doch völlig auf den Kopf.

Selig am See: Mehr als 200 Menschen feierten heute Vormittag (9. Mai) in Steinmühle (Carpin) am Ufer des Grünower Sees im Müritz-Nationalpark mit Bischof Tilman Jeremias und den Pastorinnen Friederike Pohle und Clara Vogt einen Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt. Im Mittelpunkt des Open-Air-Gottesdienstes der Kirchengemeinde Wanzka (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) standen die sogenannten Seligpreisungen Jesu aus dessen zentraler Rede in der Bibel, der Bergpredigt: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich, lautet die erste Verheißung.

 

Revolutionäres Potential der Worte Jesu

 

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) entfaltete das revolutionäre Potential dieser Worte: „Gut dran bist du, flüstert uns unsere Gesellschaft zu, wenn du jung, schön, wohlhabend und erfolgreich bist. Gut dran bist du, wenn du dich gegen andere durchsetzen kannst. Wie grundlegend anders spricht Jesus! Er bezeichnet diejenigen als selig, die nichts haben und nichts können, die Armen, die Barmherzigen, die Wehrlosen, die Friedfertigen.“ Selig seien sie deshalb, weil sie auf einen zugewandten Gott bauten, statt sich allein auf sich und ihre Fähigkeiten zu verlassen.

 

Bischof Jeremias: „Das aktuelle gesellschaftliche Ideal gaukelt mir vor, ich könne autark sein, nur für mich leben, bräuchte nichts und niemanden. Doch das ist ein Irrtum und Gotteslästerung. Wir brauchen einander und wir brauchen Gott. Und das wissen am besten diejenigen, die viel zu kämpfen haben, unter der Last des Alltags stöhnen, die in Sorge und Angst leben.“

 

Alles Wichtige im Leben ist von Gott geschenkt

 

Damit stelle Jesus unsere Maßstäbe für ein erfolgreiches Leben völlig auf den Kopf, so der Theologe: „Alles Wichtige im Leben habe ich mir nicht durch vorzügliche Leistung verdient, sondern es ist mir geschenkt worden – das Leben selbst, die Liebe meiner Eltern, das Privileg, in einem sicheren, demokratischen Land zu leben. Dass es hier so wunderschön ist, ist ein Meisterwerk des Schöpfers. Einem geistlich armen Menschen gehört schon jetzt und hier das Himmelreich, denn er weiß, dass er beschenkt ist.“

 

Wie eine Kathedrale aus Buchenwald am Seeufer

 

Die Feier eröffnete gleichzeitig die Reihe der „Gottesdienste im Grünen“ der Kirchengemeinde Wanzka. Pastorin Friederike Pohle schwärmt von dem Ort: „Das kleine Tal am Seeufer mit den großen Buchenwäldern ringsherum wirkt wie eine Kathedrale und ist gerade an Christi Himmelfahrt ein traumhafter Ort. Jedes Jahr predigt dort eine andere leitende Person der Nordkirche und macht diese für uns etwas anfassbarer. Wenn man nach dem Gottesdienst mit einer Bischöfin oder einem Propst gemeinsam ansteht, um sich eine Suppe zu holen, kommt man gut ins Gespräch.“

 

Begleitet haben den Gottesdienst die Neustrelitzer Singakademie und der Posaunenchor unter der Leitung von Wolfgang Erben.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)