Live aus dem Hohenselchower Kirchturm Geflügelte Wohngemeinschaft

Per Livestream konnten Interessierte in der zurückliegenden Saison rund um die Uhr die Aufzucht dieser zwei Turmfalken im Turm der Hohenselchower St.-Johannes-Kirche mitverfolgen.

Foto: Lars Fischer

26.09.2024 · Hohenselchow. Nachdem in der zurückliegenden Saison im Hohenselchower Kirchturm nistende Turmfalken rund um die Uhr per Internet-Kamera beobachtet werden konnten, entsteht nun ein weiterer Nistkasten für Schleiereulen mit Nachtsichtkamera.

Von April bis Juli konnten Interessierte im Internet rund um die Uhr per Livestream mitverfolgen, wie ein Turmfalkenpaar in einem Nistkasten im Turm der St.-Johannes-Kirche in Hohenselchow seine Jungen aufzog. „Der YouTube-Livestream hatte weit mehr als 3.500 Aufrufe, zu Spitzenzeiten waren sieben Zuschauer gleichzeitig online“, freut sich Lars Fischer. Der Pfarramtsassistent der Kirchengemeinde Hohenselchow und Mitglied des pommerschen Kirchenkreisrats hatte die Idee zu dem Projekt und die Live-Übertragung zudem technisch umgesetzt. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben zusammen mehr als 820 Stunden lang das Geschehen im Nistkasten beobachtet.“ Nachdem die zwei aufgezogenen Falken flügge waren und das Nest verlassen hatten, erstellte Lars Fischer ein Zeitraffer-Video, in dem die gesamte Entwicklung der Turmfalken-Küken in einer Minute zu sehen ist. Das Video ist auf dem YouTube-Kanal der Kirchengemeinde unter folgendem Link zu finden: https://youtu.be/ve_y1MkBiIQ?feature=shared

 

Neuer Nistkasten in direkter Nachbarschaft

 

Nach diesem großen Erfolg plant Lars Fischer, auch im nächsten Jahr wieder live aus dem Kirchturm-Falkennest zu senden. Darüber hinaus soll nur wenige Meter entfernt ein weiterer Nistkasten im Turm installiert werden. „Es gab im Frühjahr in einigen Nächten heftige Kämpfe zwischen den Turmfalken und einem Schleiereulenpaar, das auch in dem Nistkasten brüten wollte“, erzählt Lars Fischer. Das sei gut im Live-Stream zu beobachten gewesen. Schließlich setzten sich die Turmfalken durch, doch möchte Lars Fischer im kommenden Jahr mit einer weiteren Nisthilfe im Kirchturm auch den Schleiereulen eine Brutmöglichkeit bieten. Mit Olaf Rochlitz hat er sich für die Realisierung dieses Vorhabens fachmännische Unterstützung gesucht. Der NABU-Experte kümmert sich seit mehr als 15 Jahren ehrenamtlich um Nisthilfen für Schleiereulen, betreut gemeinsam mit „Eulenvater“ Helmut Schmidt um die 100 Nistkästen in der Region.

 

Zweiraumwohnung für Eulen

 

„Welche Vogelart den Nistkasten bezieht, lässt sich nur schwer beeinflussen“, sagt Olaf Rochlitz. Ein paar Möglichkeiten gebe es aber schon, weiß der Experte aus Erfahrung. Neben der Beschaffenheit der Einfluglöcher spielt beispielsweise der Bodenbelag in den Kästen eine Rolle. „Da Turmfalken selbst keine Nester bauen, ist es hilfreich, den Boden der Nistkästen mit etwas Einstreu zu versehen“, so der Naturschützer. Eulen legen sich die Polsterung des Nests selbst aus Gewölle an, also aus ausgewürgten, unverdaulichen Nahrungsresten. Einen Handwerker aus dem Ort, der den neuen Nistkasten bauen wird, hat Lars Fischer schon gefunden. Im Gegensatz zu den Falken bevorzugen die Eulen eine dunkle Brutkammer. Der Nistkasten wird daher im Innern noch einmal mit einem Brett unterteilt, damit ein lichtgeschützter Bereich entsteht, und ist damit sozusagen eine Zweiraumwohnung.

 

Für Naturschutz sensibilisieren

 

Der Kasten soll möglichst bald im Kirchturm angebracht werden, da Eulen bereits im Herbst und Winter Ausschau halten nach einer Bruthöhle für das kommende Frühjahr und an besonders kalten Tagen dort zuweilen Schutz suchen. „Sie wollen also gern vorab schon mal zur Probe wohnen“, sagt Olaf Rochlitz schmunzelnd. Natürlich wird Lars Fischer dann auch in dem Eulenkasten eine Kamera mit Nachtsichtfunktion installieren und die Aufzucht der Küken ins Internet übertragen. Olaf Rochlitz und Lars Fischer hoffen, dass durch die Nistkastenaktion noch mehr Menschen für den Schutz und die Bedürfnisse der Natur sensibilisiert werden. Angesichts der schwindenden Artenvielfalt gebe es viel zu tun, um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken, sind sich beide einig. Und sollten die Nistkästen im nächsten Jahr wieder bewohnt sein und die Tiere Nachwuchs großziehen, könnte auch eine Beringung der Jungvögel im Hohenselchower Kirchturm stattfinden.

Quelle: PEK (sk)