Austausch der Kirchenkreisräte Ein starkes Zeichen der Vernetzung
Foto: PEK/S. Kühl
15.04.2025 · Weitenhagen. Zum 14. Mal trafen sich die Kirchenkreisräte (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg (ELKM) zu einer gemeinsamen Beratung.
Die Vorsitzende des pommerschen Kirchenkreisrats, Pröpstin Kathrin Kühl, und die Vorsitzende des mecklenburgischen Kirchenkreisrats, Pröpstin Britta Carstensen, begrüßten die Mitglieder der beiden Gremien sowie deren Gäste in den Räumen des „Hauses der Stille“ in Weitenhagen.
„Ich danke allen Anwesenden für ihr Kommen“, so Kathrin Kühl. Ein herzlicher Dank gelte zudem Tilman Jeremias für seine bewegenden und berührenden Worte. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern ist ständiger Gast in dem Austausch- und Beratungsgremium und hatte zu Beginn des Treffens die Andacht in der Weitenhagener Kirche gehalten und darin Worte des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zitiert, dessen Hinrichtungstag durch das nationalsozialistische Gewaltregime sich am 9. April zum 80. Mal jährte. Zentrale Themen der Zusammenkunft waren die gemeinsamen Projekte und Kooperationen der beiden Kirchenkreise sowie Zukunftsfragen. Zudem verständigten sich die Gremien darauf, die gemeinsamen Treffen auch künftig fortzusetzen. Die Besprechungen der beiden KKR seien eine Plattform des wichtigen Austauschs, die ermögliche, regelmäßig voneinander zu hören und die fundierte Meinungsbildung und die Zusammenarbeit zu vertiefen. Einmal jährlich wollen die Kirchenkreisräte sich künftig abwechselnd in Pommern und Mecklenburg treffen. Die Begegnungen seien ein Signal für gemeinsames Wirken und Handeln sowie ein starkes Zeichen für die Vernetzung der Kirchenkreise und zur Stärkung des Ehrenamts.
Bericht über Projekt „Lebenswandel“
Die Referentinnen für Nachhaltigkeit, Dr. Joanna Grzywa-Holten (PEK, Standort Greifswald) und Regina Möller (ELKM, Standort Rostock), stellten den Kirchenkreisräten das Projekt „Lebenswandel“ vor. Seit 2023 und noch bis 2028 sind die Referentinnen des Projekts, zu dessen Team auch Sylvia Markward (ELKM, Standort Schwerin) zählt, in der Fläche der beiden Kirchenkreise unterwegs. „Beim Projekt ‚Lebenswandel‘ geht es um Nachhaltigkeit, globale Gerechtigkeit, Umwelt- und Klimaschutz“, skizzierte Regina Möller die Inhalte. Das Projekt „Lebenswandel“ zeige, dass wir als Kirche Verantwortung für die Schöpfungsbewahrung übernehmen. „Wir wollen Menschen zu den genannten Themen informieren und sie motivieren, sich dazu einzubringen und über Ökologie, Klimaschutz und ‚Fair Trade‘ nicht nur zu reden, sondern ins Handeln zu kommen.“ Das Team der drei Referentinnen wolle strukturelle Veränderungen anstoßen, die nachhaltiges Handeln vereinfachen und normalisieren.
Mehr zum Projekt „Lebenswandel“: https://www.kirche-mv.de/lebenswandel-und-schoepfungsverantwortung
Praxisworkshops für den ländlichen Raum
Als konkretes Beispiel für die Arbeit des Projekts „Lebenswandel“ nannte Regina Möller unter anderem die Zertifizierung zur Ökofairen Gemeinde. „Mit der Teilnahme daran werden Energien freigesetzt und das Engagement und das Gemeindeleben gestärkt“, so die Erfahrung der Referentinnen, die auf zwei bereits zertifizierte Gemeinden in Wolgast (PEK) und Rostock (ELKM) verwiesen.
„Verstärkt wollen wir Menschen im ländlichen Raum erreichen“, erläuterte Regina Möller. Dazu biete das Projekt zahlreiche Praxisworkshops an, wie beispielsweise Sensenkurse oder Seminare zum Obstbauschnitt. Diese Formate seien besonders gut geeignet, um auch kirchenferne Menschen einzubeziehen. Zu den neuesten Angeboten des Projekts „Lebenswandel“ zähle zudem ein Nachhaltigkeits-Workshop, der sich gezielt an Küsterinnen und Küster richte. Joanna Grzywa-Holten hob die Pop-up-Kinotage der Initiative „Filme für die Erde“ hervor, die das Projekt unterstützt und die es Kirchengemeinden ermöglicht, kostenfrei Filme zur Umweltbildung aufzuführen.
Nachhaltiges Wirtschaften birgt Einsparpotentiale
„Nachhaltigkeit sollte grundsätzlich bei allen Entscheidungen mitgedacht und als Gemeinschaftsprozess gestärkt werden“, so Joanna Grzywa-Holten. Um dafür die Menschen vor Ort zu gewinnen, sei es vor allem hilfreich, auf die Einsparpotentiale des nachhaltigen Wirtschaftens aufmerksam zu machen, sind die Referentinnen überzeugt. Als Beispiel stellten sie ein Vorhaben zur Stärkung der Biodiversität auf Friedhöfen vor, das eine Steigerung der Artenvielfalt mit der Verringerung des Pflegeaufwands kombiniert. Weitere Themen des Berichts waren ein anstehendes Klima-Barcamp, die gebündelte Energiebeschaffung im Kirchenkreis Mecklenburg sowie die Pläne für eine Projektpartnerschaft mit Umweltverbänden zur Steigerung der Biodiversität auf dem Darß und der Insel Rügen. Ergänzend zu den Ausführungen über das Projekt „Lebenswandel“ teilte der Leiter des pommerschen Kirchenkreisamts, Marc Engelhardt, mit, dass der PEK eine Klimaschutz-AG ins Leben gerufen habe, um das Thema noch mehr ins Bewusstsein zu rücken. „Wir wollen uns in Bezug auf das Thema Ökostrom neu aufstellen und uns dazu auch mit dem Kirchenkreis Mecklenburg verständigen.“
Überblick über Kooperationsprojekte
Nach der exemplarischen Vorstellung des Projekts „Lebenswandel“ gaben der geistliche Leiter des Regionalzentrums kirchlicher Dienste und Werke in Greifswald, Propst Dr. Tobias Sarx, und der Leiter des Zentrums Kirchlicher Dienste Mecklenburg in Rostock, Pastor Dr. Gerhard Altenburg, einen gebündelten Überblick über die Vielzahl der weiteren Kooperationen der beiden Kirchenkreise. Dazu zählten das gemeinsame Internetportal www.kirche-mv.de und der damit eng verbundene Instagram-Auftritt @kirche.mv, die Zusammenarbeit der beiden Pressestellen und Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit sowie die Projekte „Brückenbauer für Geflüchtete“ und „Kirche stärkt Demokratie“. Weiterhin schilderten Tobias Sarx und Gerhard Altenburg die Arbeit mit Frauen, die Tage Ethischer Orientierung (TEO MV), die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend (AEJ), die Ehrenamtsqualifikation und die Zusammenarbeit der Jugend in den Kirchenkreisen (EJM und EJP) bei großen Veranstaltungen.
Schwerpunkte der Arbeit weiter ausbauen
Die Leiter der beiden Zentren lenkten den Blick der KKR-Mitglieder zudem auf die Zusammenarbeit auf landeskirchlicher Ebene im Sprengel. Dazu zählen beispielsweise das Posaunenwerk, das Bibelzentrum Barth, die Polizei- und die Gefängnisseelsorge, die Prävention vor sexualisierter Gewalt und übergriffigen Verhaltens und viele weitere. Die Öffentlichkeitsarbeit gehöre zu den Bereichen, in denen die Kirchenkreise am längsten erfolgreich zusammenarbeiten, so Gerhard Altenburg. Und Tobias Sarx ergänzte: „Vor allem im Bereich der Jugendarbeit läuft in Pommern und Mecklenburg viel gemeinsam, oft ganz unbürokratisch und landesweit vernetzt.“ Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Ehrenamtsentwicklung und die Öffentlichkeitsarbeit seien die drei Schwerpunkte, die im Zentrum des weiteren Ausbaus der kirchlichen Arbeit stehen sollten, blickte Tobias Sarx voraus. Mit Gerhard Altenburg war er sich einig in der positiven Beurteilung der breit aufgestellten Kooperation, die beide als einen großen Reichtum bezeichneten. Tilman Jeremias äußerte sich begeistert über die gemeinsamen Projekte: „Ich bin beeindruckt von der Vielzahl der Kooperationen.“ Überall da, wo es Sinn mache, sollte diese fruchtbare Zusammenarbeit der Kirchenkreise weiter intensiviert werden, so der Bischof.
Zukunftsfragen in der Diskussion
Vor dem gemeinsamen Essen als Abschluss der KKR-Begegnung diskutierten die Teilnehmenden Zukunftsfragen, wie den Umgang mit sinkenden Mitgliederzahlen und schwindenden finanziellen Möglichkeiten. Wie es Kirche möglich sein könne, auch mit weniger Menschen in der Fläche präsent zu bleiben und eine kräftebündelnde Balance zwischen dem Wirken der Kirchengemeinden und übergemeindlichen Strukturen zu schaffen, wurde intensiv besprochen. Evangelische Kirche in Pommern und Mecklenburg müsse offen und flexibel sein, sich in den Ortsgemeinden manifestieren, aber auch darüber hinaus sowie überregional, so die Stimmen aus den Gremien. Die möglichen Stellschrauben, die dabei zur Sprache kamen, beinhalteten unter anderem die Einnahmesituation, die Finanzverteilung, Personalfragen oder auch den Gebäudebestand. Weitere Themen des Treffens waren der Austausch über die Nominierung für die Bugenhagenmedaille, das Eckpunktepapier des Zukunftsprozesses der Nordkirche „Christliche Gemeinde im Wandel gestalten“ und der bischöfliche Bericht aus der Koordinierungskommission.
Quelle: PEK/ELKM (skü/cme)