Vorstellung Buch über DDR-Geschichte der Studentengemeinde Greifswald
26.02.2025 · Greifswald. Das Buch „Die Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Greifswald in der DDR-Zeit“ soll am Donnerstag um 18 Uhr im soziokulturellen Zentrum St. Spiritus in Greifswald vorgestellt werden.
Dazu lädt der Landesbeauftragte für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, ein. Bischof Tilman Jeremias (Greifswald) wird ein Grußwort halten, wie der Landesbeauftragte und die evangelische Nordkirche am Mittwoch gemeinsam mitteilten. Der Historiker und Autor Christoph Wunnicke wird den vom Landesbeauftragten herausgegebenen Band vorstellen. Der Eintritt ist frei.
Bischof Jeremias beschreibt die Evangelische Studentengemeinde (ESG) in der DDR-Zeit als „Wohnzimmer der Greifswalder Studentinnen und Studenten und damit im Visier der Stasi“, hieß es. Jeremias sagte: „Die Greifswalder Evangelische Studentengemeinde war zu DDR-Zeiten ein Ort, an dem Freiheit gelebt werden konnte, die Freiheit der Rede und des Denkens.“ Für Greifswald stellte die ESG damit einen ganz besonderen Ort dar, „nämlich den kulturellen und subkulturellen Mittelpunkt der Stadt mit Lesungen etwa von Heiner Müller und Lutz Rathenow und einem Austauschprogramm mit skandinavischen und westdeutschen Studentengemeinden.“
Weiter sagte der Bischof: „Unter dem Dach der Kirche begegneten sich traditionell geprägte Christen und Menschen, die die Wohnzimmeratmosphäre und das Angebot lockte. Die Studentengemeinde stand im besonderen Fokus des Ministeriums für Staatssicherheit, das mit verschiedenen Aktionen Unfrieden säen wollte, um die in ihren Augen ‚feindlich-negativen‘ Tendenzen zu ersticken.“
Als Student engagierte sich der Chemiker Wolfgang Gräfe den Angaben zufolge in der ESG Greifswald und erlebte die Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit und die Repressionen gegen die Kirche in der DDR. Nach seiner Pensionierung habe Gräfe akribisch Material gesammelt, um vom Alltag in der Diktatur zu berichten, hieß es. Nach seinem Tod habe Christoph Wunnicke dessen Arbeit zu Ende geführt. Der Historiker Wunnicke sagte: „Die Geschichte der ESG Greifswald zu DDR-Zeiten ist eine internationale, deutsch-deutsche und vor allem regionale Gemeinschaftsgeschichte - mitunter auch eine Kriminalgeschichte.“
Quelle: epd