Evangelische und Katholische Kirche in Norddeutschland Gemeinsames Bischofswort anlässlich der Wahlen

18.02.2025 · Hamburg. „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Schwestern und Brüder,

 

am 23. Februar 2025 wählen wir in Deutschland einen neuen Bundestag. In Hamburg wird zudem am 2. März eine neue Bürgerschaft gewählt. Das Recht zu wählen ist die Grundlage unserer parlamentarischen Demokratie, mit der Sie Einfluss auf die politische Zukunft unseres Landes nehmen können. Wir bitten Sie: Beteiligen Sie sich durch Ihre Stimme an der Stärkung und Gestaltung unserer Demokratie, denn sie ist darauf angewiesen, dass wir alle uns für sie engagieren.

 

Die Demokratie wurzelt in Grundwerten, die wir aus christlicher Überzeugung teilen. Die Gedanken von Freiheit und Gleichheit, die Regeln des Rechtsstaats und des sozialen Ausgleichs sowie der Respekt vor den Verfahren der demokratischen Entscheidungsfindung gehören wesentlich dazu. Die Demokratie lebt außerdem von Kompromissen, die mühsam erarbeitet und erstritten werden.

 

Als Kirchen bekennen wir uns klar zur freiheitlichen Demokratie. Wir sehen weltweit keine bessere politische Ordnung. Unvollkommenheit in der Politik und Unzufriedenheit unter den Bürgerinnen und Bürgern dürfen nicht dazu führen, dass die Legitimation der demokratischen Verfahren in Frage gestellt und politischem Extremismus Raum gegeben wird. Stärken Sie deshalb mit Ihrer Stimme diejenigen Kandidatinnen und Kandidaten, die für die Menschenrechte und die freiheitlich-demokratische Grundordnung einstehen.

 

Als Christinnen und Christen sind wir davon überzeugt, dass jeder Mensch als Ebenbild Gottes eine unverlierbare Würde besitzt. Diese Überzeugung hat ihren Ausdruck in den Menschenrechten und den in unserer Verfassung verbrieften Grundrechten gefunden und bleibt damit ein zentraler Maßstab, an dem politisches Handeln sich messen lassen muss.

 

Mit großer Sorge beobachten wir daher das Schüren von Ängsten und Hass gegenüber Minderheiten. Als Christinnen und Christen treten wir entschieden gegen jede Verbreitung von antisemitischem und rassistischem Gedankengut ein sowie gegen die Herabsetzung von Menschen anderen Glaubens. Die Vielfalt der kulturellen und religiösen Traditionen ist trotz aller Spannungen ein Reichtum. Damit Integration gelingen kann, brauchen wir den Dialog.

 

Wir stehen als Gesellschaft national, in Europa und auch weltweit vor großen und komplexen Herausforderungen. Dazu gehören die Bewahrung der Schöpfung, der Schutz menschlichen Lebens in all seinen Phasen, die Fortführung des europäischen Friedensprojektes, eine humanitäre Flüchtlingspolitik und eine gute Integration von Zuwanderern sowie eine nachhaltige Wirtschaft im Interesse der zukünftigen Generationen. Diese Aufgaben lassen sich nach unserer Überzeugung nur bewältigen, wenn wir uns dabei an Menschenwürde, Nächstenliebe, Weltoffenheit und Zusammenhalt orientieren.

 

Darum bitten wir Sie: Nutzen Sie Ihr Stimmrecht und stärken Sie die Demokratie!

Wir grüßen Sie in ökumenischer Verbundenheit, im gemeinsamen Gebet und in der Verantwortung für diese Welt.

 

Horst Eberlein

Weihbischof Erzbistum Hamburg

 

Kirsten Fehrs
Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck

 

Dr. Matthias Heinrich

Weihbischof Erzbistum Berlin

 

Dr. Stefan Heße
Erzbischof, Erzbistum Hamburg

 

Tilman Jeremias
Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern

 

Dr. Heiner Koch
Erzbischof, Erzbistum Berlin

 

Kristina Kühnbaum-Schmidt
Landesbischöfin der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland

 

Nora Steen
Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein