Friedensgebet im Greifswalder Dom Bischof Jeremias: "Syrische Christen leben in permanenter Angst"

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel
21.03.2025 · Greifswald. Zu einem Friedensgebet für die bedrängten Christinnen und Christen in Syrien laden die Domgemeinde und Bischof Tilman Jeremias am Montag, 24. März, um 17:17 Uhr in den Greifswalder Dom St. Nikolai.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine vor drei Jahren hält die Domgemeinde jede Woche montags um 17:17 Uhr ein Friedensgebet. Aufgrund der aktuellen dramatischen Entwicklungen in Syrien stellt der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche diesmal die Situation der dortigen Christinnen und Christen und ihrer Angehörigen auch hierzulande in den Mittelpunkt. Er sagt: „Wir haben alle gehört von den schrecklichen Massakern an den Alawiten im Westen von Syrien. Dort leben auch viele Christen, und einige von ihnen sind diesem Massaker zum Opfer gefallen. Es gibt eine große Angst in Syrien und bei den Syrerinnen und Syrern, die bei uns leben, dass dies ein Vorzeichen sein könnte für weitere Verfolgungen. Wir möchten am Montag für Frieden in diesem gebeutelten Land beten.“
Syrien ist Wiege der Christenheit
Bereits jetzt flüchteten immer mehr Christen aus dem Gebiet. Lebten vor dem Bürgerkrieg noch mindestens 1,5 Millionen Christen in Syrien, sind es heute gerade mal 300 000. Der Bischof sagt: „Das syrische Christentum gibt es bereits seit dem ersten Jahrhundert. In der syrisch-orthodoxen Kirche wird in der Gottesdienstliturgie noch das Aramäische bewahrt, also die Sprache, die Jesus gesprochen hat. Von daher ist es schmerzlich zu sehen, dass aus dem Ursprungsland des Christentums Christinnen und Christen fliehen, weil sie den Druck nicht aushalten. Das gilt auch für den Irak und Palästina.“
Den Impuls zu dem Friedensgebet hat Shady Al-Khouri gegeben. Er ist in Damaskus aufgewachsen und kennt auch den Westen des Landes gut. Er leitet die Geschäftsstelle des Regionalbeirates in Vorpommern und ist Mitglied der Greifswalder Bürgerschaft.
Christen werden systematisch eingeschüchtert
Wie viele in Deutschland lebende Syrerinnen und Syrer ist er in brennender Sorge über die Situation: „Die neue Führung in Syrien, die nach und nach vom Westen akzeptiert wird, unterstützte seit ihrer Machtübernahme die Entführung und Ermordung von Alawiten, aber auch die Verfolgung von Christen. Die Lage hat sich durch die Angriffe von tschetschenischen, usbekischen und uigurischen Dschihadisten dramatisch verschlimmert.“
Auch aus persönlichen Berichten erfährt er täglich neue bedrückende Einzelheiten aus Syrien: „Ein Schwerpunkt der gewaltsamen Übergriffe gegenüber Alawiten ist in Latakia und Tartous im Westen Syriens. Mit schweren Waffen sind die Gemeinden angegriffen worden, es wurden furchtbare Gräueltaten an Kindern und jungen Menschen verübt. Christen werden systematisch eingeschüchtert.“
Muezzin und Kirchenglocken im Wechsel - das bedeutet Frieden
Al-Khoury betont: „Syrien ist die Wiege des Christentums, vor Damaskus hatte der Apostel Paulus sein Bekehrungserlebnis - das sprichwörtliche vom Saulus zum Paulus. Ich kann mich erinnern, wie in meiner Kindheit die Kirchenglocken läuteten, dann der Muezzin rief. Mal die Moschee, mal die Glocken, das bedeutete für uns, friedlich miteinander zu leben.“
Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)