Gedenken an die Bombardierung der Stadt Swinemünde vor 80 Jahren Bischof Jeremias: "Einander töten ist keine Lösung der Konflikte"

Mahnmal auf der Kriegsgräberstätte Golm in Kamminke.

Fotos: A. Klinkhardt

13.03.2025 · Kamminke/Usedom. Militärische Aufrüstung kann niemals die Lösung für Konflikte sein. Dies betonte Bischof Tilman Jeremias bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Bombardierung von Swinemünde vor 80 Jahren.

Auf der Kriegsgräberstätte Golm in Kamminke (Insel Usedom) gedachten am Mittwoch (12. März) neben vielen Gästen aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns Kulturministerin Bettina Martin (SPD), der Landrat von Vorpommern-Greifswald Michael Sack, die Stadtpräsidentin von Świnoujście (Swinemünde) Joanna Agatowska und Erasmus-Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Polen und Deutschland der Tausenden Toten, die dort anonym bestattet sind.

 

Die Bomben trafen die Flüchtlingstrecks

 

Organisiert hatte die Gedenkstunde der Landesverband MV des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Schätzungen gehen von bis zu 6000 Menschen aus, die in der Mittagsstunde des 12. März 1945 bei einem Angriff von 661 amerikanischen Bombern ums Leben kamen. Bischof Jeremias sagte: „Diese vielen Gräber auf dem Golm zeugen davon: Das waren Kinder und Frauen, Soldaten, Leute aus Hinterpommern und Ostpreußen, die mit ihren Trecks auf der Flucht waren. Sie kamen in Swinemünde an, wähnten sich in Sicherheit und sind dann dieser Bombardierung zum Opfer gefallen.“

 

Uns mit unserem Erschrecken und unserer Totenklage an Gott wenden

 

Es sei wichtig, so der Bischof, sich diesem Grauen auch nach 80 Jahren noch auszusetzen und die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen – auch im Gebet: „Was wir als Christenmenschen an so einem Tag Tröstliches einbringen können, ist, dass wir eine Adresse haben, wohin wir uns mit unserem Erschrecken und unserer Totenklage hinwenden können: zu Gott.“ Jeremias las einen Psalm vor, ein jahrtausendealtes Gebet aus der Bibel, das die Zerstörung Jerusalems beklagt. Er erläuterte: „Der Tempel liegt in Schutt und Asche, die ganze Stadt ist zerstört, und es werden ganz eindrückliche Worte gefunden, um das unvorstellbare Grauen vor Gott zu bringen. Dies hier auf dem Golm nachzusprechen, ist für mich etwas ganz Eindrückliches, verbunden mit der Bitte im Gebet an Gott, dass so etwas an dieser Stelle und anderswo nie wieder passiert, dass Menschen nie wieder so unaussprechliches Leid ertragen müssen.“

 

Erschrocken über die aktuelle Militarisierung

 

Die Geschehnisse zum Ende des 2. Weltkriegs in Swinemünde seien heute von trauriger Aktualität: „Ich bin erschrocken darüber, wie selbstverständlich sich unsere Sprache militarisiert hat und wie selbstverständlich wir über Milliarden reden, die jetzt wieder in die Rüstung fließen. Rüstung heißt zunächst einmal nichts anderes als Geräte, die wir immer ausgeklügelter konstruieren, um andere Menschen töten zu können. Das genau ist vor 80 Jahren passiert, und ich glaube nicht, dass es eine Lösung unserer Konflikte ist, wenn wir einander töten. Wir müssen andere Wege finden als Menschheit. Dafür steht auch der christliche Glaube, dafür steht ein Jesus, der sehr bewusst auf jede Gewalt verzichtet hat.“

 

In polnisch-deutscher Verbundenheit gemeinsam gedenken 

 

Ein schönes Zeichen für solch andere Wege sei es, dass Deutsche und Polen auf dem Golm gemeinsam der Opfer von vor 80 Jahren gedenken würden. So sprach bei der Gedenkveranstaltung die Stadtpräsidentin von Świnoujście (Swinemünde) Joanna Agatowska. Zwei Wochen lang hatten Erasmus-Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Polen und Deutschland sich mit den Themen Krieg, Flucht und Vertreibung beschäftigt. Sie sprachen in eindringlichen Worten von dem Wert der Demokratie und legten Rosen ab vor den vielen Kreuzen auf den anonymen Gräbern.

 

Der Golm ist die höchste Erhebung der Insel Usedom und liegt am westlichen Stadtrand von Swinemünde.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)