04.02.2025 | Nachruf "Notizen aus der Chronik in Wotenick"Pastor i. R. Kurt Hertel
Wir haben die Nachricht erhalten, dass Pastor i. R. Kurt Hertel geboren am 30.11.1931 in Pasewalk am 19.01.2025 heimgerufen wurde. Die jetzt zuständige Pastorin in Wotenick Frau Pastorin Voll fand folgende Notizen in der Chronik:
Kurt Hertel – Notizen zu seiner Wotenicker Zeit:
„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit“. Pastor Kurt Hertel, dem dieser Liedvers wichtig war, hat dieses Schiff in großer Treue, mit Klugheit und Freundlichkeit durch die Zeiten gelenkt. Die Berg- und Wellentäler des Meeres waren ihm Symbole auch für sein eigenes Leben.
Geboren wurde er am 30.11.1931 in Pasewalk. Er besuchte die dortige Oberschule und nahm 1951 das Theologiestudium in Greifswald auf. Nach der Vikariatszeit in Stralsund 1957 und dem Besuch des Predigerseminars in Wittenberg kam er 1959 als Hilfsprediger nach Wotenick. 1960 heiratete er Lieselotte Beier aus Telz. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.
Wie fast alle Pfarrer seit der Reformation in Wotenick hat er fast seine gesamte Berufszeit hier verbracht, bis zum Jahr 1994, und hat eine Zeit großer Umbrüche und stürmischer Neuanfänge erlebt. Sein Arbeitsleben, das er in der Chronik der Kirchengemeinde festgehalten hat, berichtet vom staatlichen Druck, der die Bauern in die LPG lenkte, vom Dilemma der christlichen Familien, die ihre Kinder dann doch zur Jugendweihe schickten. Politisch aktiv war er Ende der 1980er Jahre, als er im neuen Forum Demmin mitarbeitete, für ihn die „interessanteste Zeit“ seines Lebens, ein Aufbruch. Entscheidend war für ihn die Arbeit mit den Menschen in den Dörfern. Als große Erleichterung seiner Arbeit nahm er wahr, dass er 1965 einen Trabant erhielt. Nun war er nicht mehr auf das Moped angewiesen, um die Entfernungen zu überbrücken. Zu seinem Dienst gehörten in der dörflich geprägten Gemeinde viele Bau- und Restaurierungsvorhaben. Darunter hatten ein besonderes Gewicht die Renovierung der Wotenicker Kirche, der Glockenturm in Volksdorf und die erste Phase der Wiederherstellung der Nossendorfer Marienkirche. Abgesehen von diesen rahmenschaffenden Maßnahmen war Pastor Hertel ein geistlicher Mensch, die Verbindung zur Landeskirchlichen Gemeinschaft, das gemeinsame Gebet, der Bezug auf das Evangelium waren sein großes Anliegen. Durch seine Mitgliedschaft im Gustav-Adolf-Werk kam er noch zu DDR-Zeiten nach Schweden. Große Eindrücke hat eine Israelreise hinterlassen, die er in späteren Jahren unternehmen konnte.
Kurt Hertel und seine Frau, die ihn mit viel Kraft unterstützte, haben die Gemeinde Wotenick / Nossendorf über mehr als eine Generation geprägt, und er wurde durch die Gemeinde geprägt. Sein letzter Wunsch in der handgeschriebenen Chronik für „seine“ Gemeinde war: „Schalom“. Diesen umfassenden Frieden in Gottes Ewigkeit wünscht ihm in dankbarer Erinnerung auch seine alte Gemeinde.