Gesichter der 68. Greifswalder Bachwoche (1) Die Karten-Geberin: Ingeborg Keller

Von Reinhard Lampe

Ingeborg Keller hat seit acht Jahren Übung beim Bachwochenkartenversand

Foto: privat

18.05.2014 · Greifswald. Die 68. Greifswalder Bachwoche „Bach und ‚Die Drei’ Mozart, Beethoven, Schubert“ (16.-22. Juni) ist mit über vierzig Konzerten, Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen das Festival Geistlicher Musik im Norden. Einige Mitwirkende stellt Reinhard Lampe vor.

Kurz nach Ostern stand das umfangreiche Paket aus der Druckerei auf ihrem Wohnzimmertisch: Rund achttausend Eintrittskarten der Greifswalder Bachwoche für 22 kartenpflichtige Konzerte. Mittlerweile ist jede einzelne durch Ingeborg Kellers Hände gegangen.

Ihr Berufsleben verbrachte sie an der Greifswalder Universität – als Medizinisch-technische Assistentin, weil die DDR der Pastorentochter ein Studium verweigert hatte. Als sie 1961 als 18-Jährige nach Greifswald kam, trat sie als Erstes in den Domchor ein und hat viele Jahre lang die Bachwochen mitgesungen.

Ehrenamtliche Organistin war sie außerdem und jetzt, im Ruhestand, hilft sie der Bachwoche ehrenamtlich beim Versand der umfangreichen Eintrittskarten-Bestellungen. Zunächst trägt sie handschriftlich die Sitzreihen in alle nummerierten Karten ein. Diese Angabe kann nicht mitgedruckt werden, da sich die Zählung dauernd ändert. So zählen bei der Johannespassion im Greifswalder Dom Bankreihen mit, die beim Ballettabend um Mutter Teresa einer großen Tanzbühne weichen müssen.

Anschließend teilt sie die Karten auf hunderte Bestellungen auf, geordnet nach der Reihenfolge des Post- und Mail-Eingangs, nach Preisgruppen und möglichst unter Berücksichtigung von Sonderwünschen. Die einen wollen nur auf Bänken sitzen, die anderen nur auf Stühlen, jemand bittet um einen Randplatz, um schnell mal raus zu können, manche bevorzugen bestimmte Reihen.

Einmal ist Ingeborg Keller ein Malheur passiert: Einem Ehepaar, langjährige „Bachwöchner“, hatte sie in der gewünschten Sitzreihe zwei Karten mit nebeneinander liegenden Nummern zugeteilt. Ihr Pech: Ausgerechnet zwischen diesen beiden Nummern lag der Mittelgang! Und so saßen die Beiden bei allen bestellten Konzerten zwar in derselben Reihe, aber rechts und links des Ganges. In der Bachwochengemeinde löste das besorgte Fragen aus, ob sie sich etwa getrennt hätten. So etwas kommt bei Ingeborg Keller nach acht Jahren Übung natürlich nicht mehr vor und für dieses Jahr hat sie die Karten beruhigt abgeben können: Die Bestellphase ist vorbei. Ab 26. Mai liegen die nun schon viel kleineren Kartenpäckchen in den Greifswalder Vorverkaufsstellen bereit.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 20/2014