Pilgerwege in MVKapellenweg
Der "Mecklenburger Kapellenweg" ist ein Weg von 32 Kilometern Gesamtlänge, der große Anziehungskraft für Pilger und Wanderer besitzt. Entlang des Wegs wurden an sieben Orten längst vergessene Kapellenplätze durch Feldsteinmauern, Holzkreuze und Sitzbänke wieder kenntlich gemacht. Heute werden sie als Open-Air-Kapellen genutzt. Durch den Kapellenweg werden an alten Orten auf neue Weise die Themen Glauben und Beheimatung wieder ins Gespräch gebracht und erlebbar.
Zur Wegbeschreibung
Der Mecklenburger Kapellenweg ist seit 2016 ein Projekt im Bereich der Kirchengemeinde Rambow. Dabei ist es das Ziel, Spiritualität an traditionellen, aber teils vergessenen Orten in den Dörfern neu möglich zu machen. Diese Orte waren für die Besiedelung und die kulturelle Entwicklung Mecklenburgs wesentlich. Sie bildeten ein Netz von "Heiligen Orten", an denen Gottes Gegenwart und der Geschmack seiner Gnade erfahren werden konnte.
Im Rahmen der Erinnerungen an die Reformation 1517 sollten an Orten, an welchen sich in der frühen Christianisierung Kapellen in Bauerndörfern befunden haben, Erinnerungsmale in Form kleiner Kapellen wiedererrichtet werden.
Anders als in der landläufigen Auffassung anzutreffen, sind dörfliche Kapellen kein Kennzeichen einer besonderen römisch-katholischer Frömmigkeit gewesen. Im Zuge der recht moderaten Reformation in Mecklenburg wurden diese Kapellen in den Dörfern zumeist belassen. Damit hatten die Dörfer Anspruch auf Gottesdienst im Ort bzw. besonderer Predigten zur Fastenzeit. Sie besaßen auch eine oder mehrere Glocken sowie einen Kirchhof.
Allerdings wurden diese historischen Kapellen zumeist ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges und anschließend aus Not zugunsten der Pfarr- oder Zentralkirchen nicht wiederaufgebaut. Vielleicht trug auch dazu bei, dass der örtliche Adel, der das Patronat über die Pfarrkirchen innehatte, nur diese erhielt und ausstattete, weil sich in ihnen die Grablegen der Familien befanden.
So gerieten die Kapellen fast in Vergessenheit und die Dörfer verloren damit ein Stück ihre Mitte.
Die genauen Standorte der Kapellen wurden historisch sachgerecht anhand der ältesten Dorf-und Flurkarten ermittelt.
Gestaltung der Kapellen
Die nun neu gestalteten Kapellen haben kein Dach und keine Tür. Als Erinnerungsmale bestehen sie aus einem Kreuz mit bildlicher Gestaltung als Bronzetafel auf einem Granitsockel, einer ebensolchen Sitzbank und einem Baum.
Im Zuge des Aufbaus der ersten Kapellen kam auf Wunsch der Einwohner eine niedrige Felsmauer dazu und der Innenraum (Größe schwankt von 3,5x3,5 bis 5x8m) wurde gepflastert.
Die Bronzetafeln mit Christusworten aus dem Johannes-Evangelium stammen von der Bildhauerin Katrin Wetzel aus Gessin, einem Dorf in der Kirchengemeinde.
So wird mit Gegenwartskunst der Zugang zum Evangelium begleitet.
Die Idee, Gesamtgestaltung und Organisation von Helfern und Spenden hatte Pastor i.R. Eckart Hübener aus Rambow, der auch die Bauleitung ausübte.
In der Mitte des Dorfs der Mitte des Lebens gedenken
Schon jetzt zeigt sich, dass dies den Orten wieder Mitte gibt und sie sich zu ihren Gunsten verändern. Es wird etwas von der Kraft der ländlichen Zusammengehörigkeit spürbar. In der dunklen Jahreszeit gibt das weithin sichtbare Licht einer Kerze das Gefühl von beseelter Heimat.
7 Kapellen bilden den Mecklenburger Kapellenweg
Alle Kapellen sind nacheinander zu besuchen. Dieser ist insgesamt 34 km lang und wird jetzt, nach Fertigstellung der Plätze, beschildert. Man kann ihn erwandern und braucht mindestens einen Tag oder kann ihn mit Rad und Auto erleben. Wichtig wird aber immer sein, in die Stille zu kommen.
Die Einwohner haben für tägliche Andacht, persönliche Anlässe oder Brauchtum im Laufe des Kirchenjahres, einen Ort.
Neben den Dörfern selbst, die den größten Gewinn von allem haben, ist der Weg jedoch auch für das Erleben der Landschaft der Mecklenburgischen Schweiz von hohem Wert. Der Kapellenweg als ein Pilgerprojekt wendet sich an Einzelne und Gemeinden.
Wegen der nachhaltigen Ausführung der Kapellen und ihres Charakters als "Jedermannskirche", so wie als "niederschwelliges Missionsangebot" wurde das Projekt als eines von drei Preisträgern durch den ANDERE ZEITEN-Missionspreis 2018 ausgezeichnet.