Travemünde2. Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" beendet
Travemünde (std). Zu Gastfreundschaft, Neugierde und Offenheit gegenüber Touristen hat Propst Dr. Otto-Uwe Kramer, Kirchenkreis Ostholstein, Kirchen und Gemeinden im Norden ermuntert. Beim 2. Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" erinnerte er in Travemünde daran, dass christliche Existenz von ihrem Ursprung und Wesen her von Gastfreundschaft und Unterwegssein geprägt sei. Vor dem Hintergrund der Diskussion um Sonntagsschutz und Bäderregelung ermutigte Propst Dr. Kramer vor den rund 60 Teilnehmenden aus Kirchen, Tourismuswirtschaft und -verbänden in Norddeutschland dazu, konstruktiv und offen miteinander im Gespräch zu bleiben – auch zur Frage der Sonntagsgestaltung.
Ostholstein sei eine "äußerst stark vom Tourismus und von der Begegnung mit Urlaubern geprägte Region", in der Kirchengemeinden und Kommunen "seit Jahrzehnten in konstruktivem Miteinander gerade in diesem höchst relevanten Arbeitszweig aufeinander angewiesen sind und voneinander profitieren", so Propst Dr. Kramer.
Geschützter Feiertag "gut für den Menschen"
Urlaub und Freizeit seien bereits in der Schöpfungsgeschichte der Bibel begründet: "Gleich zu Beginn steht der siebte Tag, den Gott in besonderer Weise segnete und heiligte, weil er selbst 'an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte". Im Sabbatgebot fordere Gott den Menschen auf: "Am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun."
Darin liege "alles andere als eine Einschränkung", sondern "das Privileg des Menschen, sich eine spezielle Zeit, eben den siebenten Tag als Zeit der Ruhe, der Entspannung, des Innehaltens zu nutzen, um abschalten zu dürfen, zur Besinnung auf Sein und Sinn menschlicher Existenz, auf Ursprung und Zielpunkt allen menschlichen Denkens und Tuns – auf Gott selbst", sagte Propst Dr. Kramer und fügte hinzu: "Der Feiertag, der Sonntag in christlich-abendländischem Kontext, ist also göttlich, von IHM her, also zutiefst schöpfungsgemäß und damit gut für den Menschen." Die Unterscheidung von Arbeit und Ruhe sei "dem Menschen gemäß, so wesentlich, so wertvoll, dass Gott dafür einen ganzen der sieben Tage zur Verfügung stellt". Auch im Blick auf "manche zur Zeit kontrovers geführte Diskussion" sei es "von nicht zu unterschätzender Bedeutung", sich dies vor Augen zu halten, betonte Propst Dr. Kramer.
Neue Horizonte kirchlicher Tourismusarbeit
Unter dem Motto "Himmlische Ferien – neue Horizonte auf einem gemeinsamen Weg in den Norden" hatten die drei evangelischen Kirchen in Norddeutschland am 24. und 25. März, zum 2. Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" nach Travemünde eingeladen. Propst Dr. Otto-Uwe Kramer, Kirchenkreis Ostholstein, sprach am Freitag zum Thema "Ansätze und neue Horizonte für die Tourismusarbeit – die Antwort der Kirche" – in Vertretung für den Bischofsbevollmächtigten der Nordelbischen Kirche im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard.
Nach dem ersten Fachkongress im vorigen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern und einem Fachkonvent im November in der ostholsteinischen Kirchengemeinde Timmendorfer Strand befasste sich der diesjährige Fachkongress im Travemünder Maritim Strandhotel mit dem Schwerpunkt "Kirche und Tourismus in Schleswig-Holstein".
Menschen in Bewegung suchen offene Türen und Herzen
Über die Jahrhunderte seien christliche Gemeinden "immer sesshafter geworden", von der ursprünglichen Dynamik, dem Bewegungsdrang und der Kreativität sei nur noch wenig zu spüren: "Ist es da nicht nur gut und sicher auch gewinnbringend, dass nun wieder Menschen in Bewegung vor unseren Gotteshäusern haltmachen und nach geöffneten Türen, wohl auch Herzen Ausschau halten?" Gästen und Touristen die geistlichen Schätze der eigenen Kirche zu zeigen, berge auch eine Chance für Neuentdeckung und Vergewisserung der Fundamente des eigenen Glaubens, für neue Zugänge "zur Stille, zum Nach-denken, zum persönlichen Gebet".
Sich vor dem Gast verbeugen, ohne sich für den Gast zu verbiegen
Gastfreundschaft sei "Wesensäußerung christlicher Existenz, Ausdruck eines Lebensstils, einer Grundeinstellung. Gastfreundschaft besitze "die Kraft, das Denken und Leben in dem Gegeneinander von 'drinnen' und 'draußen', von 'Fremden' und 'Einheimischen', 'Fahrenden' und 'Sesshaften' zu überwinden." Gastfreundschaft bedeute aber nicht, "dass sich alles nur noch um den Gast drehen muss. Man verbeugt sich vor dem Gast, aber man verbiegt sich nicht seinetwegen."
Kirchliches Ringen für Wertvolles und Bewahrenswertes
Ruhe, Entspannung, Urlaub, Atemholen der Seele sei "etwas Göttliches" und gehe zurück auf den siebenten Schöpfungstag – einen herausgehobenen und schützenswerten Tag, seit Jahrtausenden in christlich-abendländischem Kontext und in jüdischer Tradition ein Angebot zum Leben, so Propst Dr. Kramer: "Wenn die Kirche darum ringt, ihn weiterhin unter dem Schutz des Grundgesetzes die ihm gebührende Sonderstellung einzuräumen, dann doch in keiner Weise, um Liebgewordenes in Frage zu stellen, sondern, um Wertvollem und Bewahrenswertem den Stellenwert zurückzugewinnen, der diesem gebührt." Auch diesbezüglich bedürfe es "natürlich eines Aufeinander-Zugehens, eines Brückenschlages, auch wenn dieser nur schwer zu finden zu sein scheint".
Nächster Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden": 29. und 30. März 2012 in Hamburg
Der 3. Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" ist am 29. und 30. März 2012 in Hamburg geplant und wird dem Thema "Städtetourismus" gewidmet sein, teilte Ulrich Schmidt von der Arbeitsstelle Kirche und Tourismus im Gemeindedienst der Nordelbischen Kirche mit. Zuvor werde am 10. November 2011 zu einem Fachkonvent der Nordelbischen Kirche zum Thema "Kirche und Tourismus" eingeladen.
Internet zum Thema:
Gemeindedienst der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche: www.gemeindedienst-nek.de
(31.3.2011)