Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit predigt bei der Ökumenischen Vesper auf dem Kirchentag„Glaube entscheidet sich in konkreten Lebenssituationen

02.05.2013 | Hamburg (ak). In seiner Predigt bei der Ökumenischen Vesper auf dem Kirchentag im St. Marien-Dom am Donnerstag (2. Mai) machte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit klar, dass der christliche Glaube keine Weltanschauung sei, sondern eine Lebenspraxis. „Die Frage nach Gott entscheidet sich nicht im luftleeren Raum, sondern angesichts unseres konkreten Lebens“, so der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern.

 

Zu dem Gottesdienst, den der Hamburger katholische Erzbischof Dr. Werner Thissen mitgestaltete, hatte der Hamburger Ordensrat eingeladen. Beteiligt waren Mönche des Benediktinerklosters Nütschau, Mitglieder des Laurentiuskonvents, das Ökumenische Forum HafenCity Hamburg und die Franziskaner-Kommunität.

 

Glauben als radikale Lebenspraxis, das sei das, was vor allem Jugendliche suchen würden und in den Kirchen kaum fänden. „Deren Religiosität wird als kalt empfunden. Die Religion der verfassten Kirchen, besonders des Protestantismus, ist herunter gekühlt auf das Gesellschaftsdienliche“, so der Bischof, indem er die Unterscheidung zwischen „heißer“ und „kalter“ Religion des Berliner Philosophen Rüdiger Safranski aufgriff. „Das Christentum in seinen Ursprüngen ist insgesamt heiße Religion. Es geht aufs Ganze, vermittelt authentisch Glauben und fragt nach der Ewigkeit.“

 

Plastisch machte er das anhand der Geschichte vom Reichen Jüngling, den Jesus auffordert, alles zu verkaufen und den Armen zu geben. Jesus gehe es dabei nicht darum, dem Jüngling eine möglichst schwere Aufgabe aufzubürden, sondern ihm zu zeigen: „Die Frage nach Gott hängt untrennbar mit der Liebe zu meinem Mitmenschen zusammen.“

 

Bei der ökumenischen Vesper betonte der Bischof, dass eine Rückbesinnung auf die „heiße Religion“ menschlich gesetzte Grenzen sprenge. Abromeit: „In der Bibel heißt das: ‚Für Gott ist alles möglich!‘ Da macht es eben auch keinen Unterschied, ob wir evangelisch sind oder katholisch.“ Gerade im Norden sei das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken oft besser, als es öffentlich beschworen würde: „Wem Gott allein genügt, für den ist die Religion heiß. Wenn ich mich umschaue, sehe ich Katholiken und Evangelische und Freikirchliche und Orthodoxe, die von heißer Religion erfüllt sind und sich deswegen verstehen und auch zu gemeinsamen Handeln kommen.“