Greifswalder Dom erhält siebte GlockeGlockenzug von St. Nikolai steht im Zeichen der Domsanierung
06.08.2013 | Greifswald (sts/rn). Am Mittwoch, dem 13.08.2013 wird Fa. Griwahn aus Grimmen, nach einer kurzen Andacht um 10 Uhr, die siebte und damit letzte Glocke in den Turm von St. Nikolai in Greifswald hochziehen und mit der Montage beginnen. Dies ist auch für die Statiker der Dach- und Fachsanierung ein wichtiges Ereignis, denn erstmalig sind Schwingungsuntersuchungen am vollständigen Geläut möglich.
Lange Jahre hat die Domgemeinde St. Nikolai, unterstützt von zahlreichen Spendern, auf das Ziel der Vervollständigung des Geläuts hingearbeitet. Viele Menschen haben sie dabei unterstützt. Die siebte Glocke (Schlagton c“) stammt aus der Gießerei Bachert in Karlsruhe. Die Glocke wiegt 570 kg, sie hat einen Durchmesser von 898 mm und eine Höhe ohne Krone von 743 mm.
Die Glockenzier wurde von den Künstlerinnen Antje Heinrich-Sellering und Karin Wurlitzer aus Greifswald gestaltet. Sie zeigt die im Norden beheimaten Kraniche, die als Friedensboten durch das Land und durch die Welt ziehen. Darum heißt die siebente Glocke des Doms „Friedensglocke“. Erstmalig wird sie „offiziell“ am 29.09.2013 beim Glockenfest der Domgemeinde geläutet.
Schon vorher wird sie „inoffiziell“ in Gang gesetzt, da wegen der zahlreichen Rissbildungen am fast 100 Meter hohen Turm Schwingungsuntersuchungen erforderlich sind. Diese dynamischen Untersuchungen führt das Greifswalder Büro von Prof. Dr. Gerald Peschel unmittelbar nach der Montage der Glocke durch. Untersucht wird das gesamte Geläut. Die Ergebnisse fließen in die Statik der Turmsanierung ein und sind wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzepts.
Zum Glockenfest wird die Domgemeinde wissen, wie - vor und nach der Turmsanierung - die Glocken sicher geläutet werden können.
Die Dach- und Fachsanierung ist ein grundlegendes Sanierungsprogramm, mit dem der Dom in den nächsten vier Jahren weiter instandgesetzt und in der Substanz gesichert werden soll. Die Schadensschwerpunkte sind: erhebliche Rissbildungen im Ostbereich des Kirchenschiffs und am Turm; teilweise Zerstörungen des Dachtragwerks (u.a. durch Hausschwammbefall); undichte und erneuerungsbedürftige Dachflächen, Fassade (Mauerwerk, Gesimse, Sockel und Fenster).
Von sieben Bauabschnitten wurden die ersten drei in den Jahren 2009 bis 2011 erfolgreich abgeschlossen. Die restlichen vier Abschnitte (2013 bis 2016) erfordern einen Finanzeinsatz von 5 Mio. €. Zahlreiche Förderer (Bund, Land, Stadt, Krupp-Stiftung, Deutesche Stiftung Denkmalschutz, Stiftung für kirchliches Bauen) haben insgesamt 3,65 Mio. € in Aussicht gestellt. Domgemeinde und Dombaukoordinator arbeiten intensiv an der Schließung der Deckungslücke von 1,35 Mio. €.
Der vierte Bauabschnitt wird mit der Sanierung des südlichen Kirchenschiffs im Frühherbst 2013 begonnen. Für 521.000 € werden Dachstuhl, Mauerwerk und Fenster instandgesetzt.
Seit März 2013 ist Dipl. Ing. Stefan Scholz als Dombaukoordinator im Pommerschen Ev. Kirchenkreis tätig. Mit seiner 50% Stelle möchte er sowohl die Finanzierung der Domsanierung als auch – als Koordinator von Planung und Bauleistungen - die Sanierung selbst „in Schwung bringen“.
Hinweis: Beim Glockenzug ist das Fotografieren vom geöffneten Westportal her möglich, aber in der Turmhalle unter schwebenden Lasten nicht gestattet. Die Domgemeinde stellt der Presse auf Wunsch Fotografien des Glockenzugs zur Verfügung.