Ergebnisse der Umfrage „Pastor im Norden“ vorgestelltPastorenschaft in Pommern „fast immer im Dienst“
18.05.2011 | Greifswald/Züssow (rn). Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung der Pfarrerinnen und Pfarrer der künftigen Nordkirche wurden am Mittwoch (18.5.2011) auf der jährlichen Versammlung der pommerschen Pastorinnen und Pastoren in Züssow vorgestellt.
Hilmar Warnkroß, Pfarrer in Gartz/Oder stellte die pommerschen Ergebnisse der Studie, die die Pastorenschaft von Mecklenburg, Nordelbien und Pommern umfaßt, vor.
Nach dem Selbstverständnis befragt, rangieren die Begriffe Seelsorger (94,1%), Verkündiger (89,7% und Begleiter von Lebenswegen (78,8%) ganz vorne. Beruflich wird eine starke Autonomie empfunden und die Wünsche sind auf Stärkung und Erhaltung dieser Selbständigkeit gerichtet. Die Orientierung an bisherigen Berufserfahrungen (97,1%), dem eigenen Gewissen (88%) und der Bibel (81%) sind Leitlinien pastoralen Handelns in Pommern.
„Dem pastoralen Selbstverständnis steht die Verschlechterung der äußeren Bedingungen nicht direkt im Wege. Hilfreich, so sagen es die Pastoren, sind geistliche Erneuerung und professionelle Jahresgespräche, die vor allem Gelegenheit zur Reflexion geben und Wertschätzung vermitteln sollen. Das setzt sich fort in den hohen Erwartungen an die innere Führung in der Kirche“, sagte Warnkroß vor den ca. 120 Teilnehmenden.
Die demographische Entwicklung, die zurückgehenden Finanzen und der Mitgliederschwund führen die Problemliste an. Am stärksten in den drei untersuchten Kirchen belastet das religiöse Desinteresse mit 66% und das fehlende christliche Wissen (54%) die Arbeitsbedingungen.
Moderne Berufsbegleitung wird höher geschätzt als bisherige Begleitungsinstrumentarien. So erhalten Supervision und Coaching höhere Zustimmungsraten als die Visitation durch den zuständigen Superintendenten. Auch wird die Begleitung durch Leitungspersonen und die Erarbeitung von Zielvereinbarungen höher geschätzt als Schwerpunktsetzungen von Vorgesetzen.
Hilfreich für die pastorale Arbeit vor Ort und die Berufszufriedenheit ist die aus Gemeinde und Familien entgegengebrachte Wertschätzung. „Diese Wertschätzung empfindet die Mehrheit der Pastoren als sehr zufriedenstellend; hier werden Werte von 70 bis 80% genannt“, sagte Warnkroß.
Die Wohn- und Arbeitssituation in den Pfarrämtern in der Pommerschen Evangelischen Kirche ist mit 80% das gewohnte Pfarrhaus im Ort. 76,3% möchten dort auch wohnen, zugleich wollen 51,3% der Befragten gegebenenfalls die Möglichkeit haben, in einem anderen Haus – aber im Gemeindebezirk – zu wohnen. „Eine generelle Lösung in der Abkehr von der Residenzpflicht (Verpflichtung zum Wohnen im Pfarrhaus) wird hier vermutlich nicht erwartet, sondern eine Handlungsoption, wenn erforderlich“, bilanzierte Hilmar Warnkroß.
Kritisch merkte der Garzer Pfarrer an, daß auch bei Freizeit der Pastorenschaft, das Gefühl,“ im Dienst zu sein“, stark ausgeprägt sei. „Pastoren im Pommern sagen zu 65,1%, daß sie immer im Dienst seien, außer wenn sie beschließen, Freizeit zu haben. Aber 25% sehen sich auch dann noch im Dienst.“
An der Umfrage „Pastor/in im Norden" beteiligten sich im vergangenen Jahr etwa 1200 Seelsorgerinnen und Seelsorger. Das sind mehr als 65 % von den knapp 1900 in den drei Kirchen von Mecklenburg, Nordelbien und Pommern tätigen Pastorinnen und Pastoren.